Kein Platz für Illusionen

Belletristik Strunk, Vesper, Schimmelpfennig … Wir besprechen die Shortlist des Leipziger Buchmesse-Preises
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 09/2016
Dieser sächsischen Stadt hat sich erfolgreich ein moderner Herodot der Mikrogeschichte angenommen
Dieser sächsischen Stadt hat sich erfolgreich ein moderner Herodot der Mikrogeschichte angenommen

Foto: Arkivi/Imago

Spannungen, tief im Inneren der Erde, die durch noch unmerkliche Mikrobeben das Gebirgsmassiv der Gesellschaft erschüttern lassen, sensorisch wahrgenommen, in Traumarbeit konvertiert. Zwar scheint sich nichts verändert zu haben. Wo kommt nur dieses trostlose Gefühl her, das sich langsam ins Gemüt fräst, namenlose Trauer, gut abgekapselt? Seltenes Seufzen, tiefes Durchatmen, blank liegende Nerven bezeugen ihre Gegenwart. Vortrauervorrat. Ungefähr so ließe sich das Verdienst der fünf nominierten Bücher umschreiben.

Frohburg

Guntram Vespers Romanliefert so etwas wie literarisches Wahrheitsserum gegen die politischen Illusionen des letzten Jahrhunderts. Ihn eine Chronik zu nennen, unterschätzt die erzählerische Potenz Vespers und die Moderni