Tag des Zorns

Geschichte Mathieu Riboulets Roman „Und dazwischen nichts“ ist ein Lamento auf die Opfer der Jahre 1967 bis 1989
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 34/2017
Begehren und Aufstand: Am 19. Juni 1982 findet in Paris die erste französische Gay Pride Parade statt
Begehren und Aufstand: Am 19. Juni 1982 findet in Paris die erste französische Gay Pride Parade statt

Foto: Gamma-Keystone/Getty Images

Was ist das für ein wüster Klagegesang! Er umkreist und beklagt die Toten: Benno Ohnesorg, Aldo Moro, Pier Paolo Pasolini, die Opfer des deutschen Herbstes, der italienischen Roten Brigaden und der Neofaschisten, Arbeiter abgeknallt wie räudige Hunde im Staub der Straßen. Zugleich stimmt Mathieu Riboulet den Klagegesang an für den krepierenden Geliebten Martin. In der Nacht der Maueröffnung stirbt Martin in Paris an den Folgen von Aids, von den bigotten Eltern verstoßen, seit Wochen schon sprachlos, aber mit aufgerissenen Augen, durch die er wie durch einen Tunnel den Blick aus der Vorhölle des elenden Sterbens zurück bahnt in die Geschichte ihrer Liebe.

Im Mai 1968 waren sie noch zu jung für die Aufstände der älteren Brüder,