Ich hatte schon einmal festgestellt, dass der russische Präsident Wladimir Putin nur vom Westen abschreibt. Das ist hier nachlesbar. Daran wurde ich erinnert, als ich las, was die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti meldete. Danach habe der Präsident gesagt, Russland werde seine Interessen in anderen Regionen „mit allen Mitteln, darunter auch mit militärischen verteidigen“. Es gehe darum „alle Elemente unserer Potenzen zu nutzen, darunter auch militärische Gewalt, um unsere Schlüsselinteressen in der Region sicherzustellen“, habe Putin gegenüber der UNO erklärt und wohl die krim und die Ukraine gemeint.
Aber als ich nochmals las, was da gemeldet wurde, musste ich leider feststellen, dass nicht Putin wieder abgeschrieben hat, sondern ich mich verlesen hatte: Das, was die russische Nachrichtenagentur da meldete, stammte vom September 2013 und nicht von Putin. Es waren Worte von US-Präsident Barack Obama. Ich selbst hatte schon einmal darauf aufmerksam gemacht. Das ist hier nachlesbar.
Diese mediale Kakophonie um die Ereignisse in der Ukraine, auf der Krim und Russlands Verhalten dabei, all die Liveticker und Kriegshetze, das verletzte Völkerrecht, all das kann aber auch ganz schön irritieren und verwirren …
Kommentare 16
... und bestimmt was dran sein muss und hängen bleibt ... was "ALLE" sagen
Es gibt keine Krise, wenn keinen eine erzeugt oder nicht wenigstens eine von irgend jemandem behauptet wird. Son Mist aber auch.
Es gibt keinen politischen Handlungsbedarf, wenn es keine behauptete oder erzeugte Krise gibt. Son Mist aber auch.
Es gibt keine Notwendigkeit für politisches Personal, wenn es keinen politischen Handlungsbedarf gibt. Son Mist aber auch.
Es gibt keinen, der eine Krise erzeugen oder zumindest behaupten wird, wenn es kein politisches Personal gibt. Oder?
Gibt es kein politisches Personal, stehen die wirtschaftlichen Interessen alleine da mit Ihren Profiterwartungen und Absatzproblemen. Son Mist aber auch.
Gibt es keine Profiterwartungen und Ansatzprobleme, werden keine Krisen erzeugt oder auch nur behauptet. Son Mist aber auch.
Gibt es keine, nicht mal behauptete Krisen, verleiht das Militär diesen auch nicht mehr den drohenden Nachdruck. Son Mist aber auch.
Braucht es keinen drohenden Nachdruck, kann das Militär auch nach Hause gehen und zivil werden. Son Mist aber auch.
Gibt es keinen militärischen Nachdruck, können Profiterwartungen nicht mehr behauptet oder als Krise durchgesetzt werden. Son Mist aber auch.
Gibt es keine Profiterwartungen, gibt es auch keine Absatzprobleme mehr, keine Krisen, keinen politischen Handlungsbedarf, kein politisches Personal, kein Militär, keinen Krieg, keinen Staat. Son Mist. Oder?
Und die wenigen Gegenstimmen werden kaum gehört, gesehen, gelesen, aber zum Glück gibt es noch solche wie diese:
Kai Ehlers am 2.3.14: "Einstimmig haben Moskauer Duma und Föderationsrat gestern Wladimir Putins Antrag zugestimmt, russisches Militär auf dem Gebiet der Ukraine, präziser, auf der Krim, einsetzen zu dürfen ...
Invasion? Besetzung? Annexion? Nicht Eskalation der inneren Situation in der Ukraine zum Bürgerkrieg und nicht die Verschärfung der äußeren Konflikte zu einem Stellvertreterkrieg auf ukrainischem Boden ist Ziel dieses Beschlusses; er setzt im Gegenteil ein Signal der Deeskalation in der aufgeheizten ukrainischen Situation, die sich wie ein Lauffeuer zum Bürgerkrieg zwischen ukrainischen und russischen Nationalisten und dazu noch randständigen ungarischen, rumänischen, bulgarischen und weiteren Minderheiten auszuweiten droht. ..."
Hans-Henning Schröder am 28.2.14: "Sie können davon ausgehen, dass die russische Führung unter Präsident Putin, Verteidigungsminister Schoigu und Aussenminister Lawrow pragmatisch handelt – im Gegensatz zu Scharfmachern, die jetzt auch im Fernsehen für eine Intervention werben. Das heisst, die russische Führung wird nur dann gewaltsam vorgehen, wenn es politisch nützt. Wie diese Männer das abwägen, bleibt letztlich Spekulation. Ich halte die Gefahr einer militärischen Eskalation aber für klein. Es wird sicher nicht den Versuch geben, die Ukraine zu überrennen. ..."
Wladimir Malinkowitsch am 3.3.14: "Kein Deal ohne Janukowitsch ...
Der fatalste Verstoß war, Präsident Viktor Janukowitsch aus dem Amt zu entfernen, ohne dass dieser zurückgetreten wäre oder es eine formale Amtsenthebungsklage gab. Sein Nachfolger Alexander Turtschinow hat zwar auf legitimem Wege und im Rahmen des Abkommens das Amt des Parlamentssprechers erlangt, aber die Vollmachten des Präsidenten des Landes zu übernehmen, dazu hatte er kein Recht.
Folglich hatte auch das Parlament nicht die Legitimation, die Verteidigungs- und Außenminister zu ernennen, sowie unter anderem den Generalstaatsanwalt, den Vorsitzenden der Staatssicherheit, die Gouverneure, die Zusammenstellung des Rates für Nationale Sicherheit und Verteidigung zu bestimmen und fast sämtliche Verfassungsrichter zu entlassen. Turtschinow hat kein Recht vor der Amtsenthebung Janukowitschs das Amt des obersten Befehlshabers der ukrainischen Armee und des Vorsitzenden des Rates für Nationale Sicherheit und Verteidigung zu übernehmen. Die Anführer der Opposition (und somit auch die dazu gehörenden Rechtsradikalen) haben in ihren Händen die gesamte Staatsgewalt konzentriert. ..."
PS: Ich kann nur hoffen, dass erkennbar ist, dass mein obiger Text ironisch gemeint ist
keine Profiterwartungen mehr ... nein, das wäre kein Mist. Aber das wäre auch kein Kapitalismus mehr. Im ersten Semester VWL vor vielen Jahren hörte ich von einem Professor aus Köln, dass den Kapitalismus eine Triebkraft ausziechne und ausmache: Der Profit. Das hatte ich schon in der Schule gehört, die in einem anderen Land stand ...
Korrektion , sorry:
Es gibt keine Krise, wenn keiner eine erzeugt ....
....
Gibt es keine Profiterwartungen und Absatzprobleme, ...
Gut, dass Du es sagst und richtig : es wäre kein Kapitalismus mehr: Der Profit wäre ein ganz anderer und würde die Macht des Krisenmodells nicht mehr beinhalten können.
Was du in der Schule hörtest: Dieser Irrtum der ökonomischen Glaubensgemeinschaft ist mittlerweile aufgeklärt worden und ganz beiläufig auch der Umstand , dass es ausser Kapitalismus bzw. dem Profit noch etwas anderes gibt, was das Leben lebenswert macht. Ich erspare mir arrogante Erklärungen dazu, denn das muss ja jeder selber wissen.
Der Kapitalismus ist indes längst selbst als Krise und Mutter aller Krisen erkannt worden. Diese kann seit einiger Zeit schon nicht unter Kontrolle gebracht werden, da sie sich als brutale Gewalt manifestiert gegen jeden, der ihr zu Leibe rückt. Ihre Destruktivkraft ist lange unvorstellbar und unerkannt gewesen. Man hat sie für Fortschritt gehalten. Sie ist aber nicht mehr unvorstellbar. Son Mist aber auch.
Nein, wir haben das zwangsläufige und nun vorstellbare Ende des Kapitalismus bzw. der gleichnamigen Krise zwar semantisch und religiös mehrfachmythifiziert damit der doppelte Boden der Herrschaftslügen im Unvorstellbaren verbleiben kann. Aber dieser Mythos zerfällt trotzdem zusehends. Die zunehmende innere Distanz des Einzelnen zu Krieg, Militärismus und Gewalt als sich internationalisierende Empathie befördert faktische eine weitere Zivilisierung der Gesellschaft im Zerfall der Nationalstaatlichkeit. Die Herrschaftseliten haben nicht mehr den Rückhalt der Bevölkerungen , den sie früher hatten , was die Legitimationslügen ihrer nationalistischen Gewaltlösungen angeht. Durch die Tatsachen, dass sie aus der konservartiven Rigidität ihrer hierarchischen Struktur ihrem Handlungsspektrum keinen zeitgemäßen Wandel erlauben, sich dem Zeitgeist nicht mal scheinbar anpassen können, werden sie nicht nur geschwächt, sondern diskreditieren sich mit altbackenen Konzepten der Problematisierung und Propaganda für unbeliebte Krisenkonzepte. Man meint sie verhielten sich genau so dumm wie sie sich ihre Untertanen wünschen. Aber gibt es noch Untertanen? Die gibt es doch nur noch im Märchen. Oder? Ist der Bürger nicht schon viel anarchistischer als er selber zu sein meint?
ich kann gut mit ironie ...
ich hoffe, ich habe recht mit meiner vermutung, dass es nur um säbelrasseln geht ... macho-geschichten
eigentlich macht mir z.zt. mehr angst, dass mit dieser vorstellung in krasser weise demonstriert werden soll, dass einfache menschen ... ja sogar menschenmassen NIX bedeuten ... sie geteilt und beherrscht werden können - egal, wie viele es sind und eine stimme von vernunft auch nur NIX bedeutet
alles ist so krank ... alle freude und aller sinn soll auf der erde verschwinden ... weil ein paar perverse sich wie ein krebsgeschwür ausbreiten und scheinbar eine grosse anfälligkeit dafür besteht ... DAGEGEN >>> also FÜR das leben kann nur jeder selbst stehen ... wenn er kann
alles ist so krank ... alle freude und aller sinn soll auf der erde verschwinden ... weil ein paar perverse sich wie ein krebsgeschwür ausbreiten
nein, nicht alles, liebe rere, ist machtkrank. das sind nur die vielen perversen.
aber - denk dir mal, jemand würde die paar perversen aus dem verkehr ziehen. wäre dann im handumdrehen alles so gesund?
zöge freude in die gemüter wieder flugs ein?
nein.
die vielen perversen sind schlimm. keine frage. aber sie stehen nicht allein da. vielmehr werden sie getragen vom system der alten herrschaft. kickst du einen aus der führungsriege raus, steht sogleich ein ersatzmann da und macht den zirkus weiter...
tja, wo soll da ein revolutionär ansetzen??
peinlich erbärmlich unsere situation.
grüße***, hy
Ein schöner Vergleich mit Obama. Die Maßstäbe bestimmt natürlich der Westen.
Anbei, zur Info: Der Spiegel legt auch gerade eine Vollbremsung hin.
lg-mcmac
tja, wo soll da ein revolutionär ansetzen??
hmm ... bei sich selbst ... und um seine kräfte nicht zerreiben zu lassen (dann wäre alles sinnlos) bleibt leider wenig "heldenhafter" spielraum ... doch, sei er noch so klein ... er bleibt ein mögliches wirkungsfeld für geduldige
alle heldengesten - haben sie noch so edle motive - sind verdächtig nur das etikett wechseln zu wollen ... und in der tat ... ich glaube, dass dies sehr viele wollen: auf einem thron sitzen und "sich" verkünden wollen >>> doch es geht um respektvolle dialoge auf augenhöhe !!! und nicht um hohle floskeln, die jetzt heissen: "ein neues format finden" >>> dieses NIX-sprech-blabla ist gefährlicher durch die ansteckungsgefahr in der handhabung von totschlagargumenten, die grad so sehr in mode sind ...
danke!!!
hoffen wir, die heissen suppen kühlen zungenverträglich ab
liebe rere,
was redest du von helden und ähnlichen alten gestalten? die zeit ist vorbei für diese maidantypen.
helden sind täter. ihr wissensstand ist ebbig. das ist unbrauchbar und längst nicht mehr zukunftsfähig.
wo nun liegt das wirkungsfeld der geduldigen? das klingt stark nach patienten;-)
in holland gab es einen schriftsteller, der sich multatuli nannte. ein guter mann. er bekämpfte per roman den kolonialismus im ländchen mit zigfach größeren kolonien. war seiner zeit voraus.
gegenüber den salons im sogenannten zeitalter der aufklärung hat das internet etwas albernes einerseits, aber auch was die welt neu aufschließendes andrerseits. das wird folgen haben.
wenn es verstanden wird als großartiger versuch, einverständnis zu üben, was brecht zu recht für schwierig hielt. aber es ist einen versuch wert. mehr möglichkeitswege in die zukunft sehe ich im augenblick nicht.
grüße***, hy
Solange wir die Anzahl britischer und US-amerikanischer Agenten, die auf dem Maidan den Putsch inszenierten und die Abgeordneten des ukrainischen Parlaments unter Druck gesetzt haben, nicht kennen, sind alle Stellungnahmen zur russischen Intervention fragwürdig.
so ist es, lieber delloc. aber eine stellungnahme kann ich mir nicht verkneifen. die gilt nämlich absolut, will sagen, unabhängig vom ort des geschehens und vom schlage der täter.
in den auf wahn (wachstum) und gewalt (militär) gebauten staatsgebilden kann es keinen frieden geben (wusste schon kant vor gut 200 jahren. bloß waffenruhen, bis die nächste krise und dann auch bald der nächste krieg sie nicht mehr ruhen lassen.
das system von wahn und gewalt muss aufhören. frage: wie? das wahrscheinlichste ist, dass die feinde so lange krieg führen, bis es nichts mehr bringt. wann wird das der fall sein? dreimal darfste raten.
grüße, hy
{das wahrscheinlichste ist, dass die feinde so lange krieg führen, bis es nichts mehr bringt. wann wird das der fall sein? dreimal darfste raten.}
Der Primat der Politik in "außenpolitischen" Beziehungen ist ja heute schon löchrig wie ein Schweizer Käse. Die wirtschaftlichen Verflechtungen (sprich: Besitzverhältnisse von Kapitalfraktionen) haben bereits den Rahmen nationaler Zugehörigkeit weitestgehend gesprengt.
Eine Politik, die beabsichtigt, nationale ökonomische Interessen zu befriedigen, ist nur noch in wenigen Staaten in Reinform möglich. Ich würde schätzen: 90 % der inländischen ökonomischen Entscheidungen betreffen zugleich ausländische Investoren.