Major Rob Taylor: "Wer die Pipeline und ihre geopolitischen Implikationen ignoriert, ignoriert den Elefanten im Raum."
Dank an Rainer Rupp und Clemens Ronnefeld, die auf eine Information aufmerksam machten, die von interessierter Seite bewusst unterschlagen wird:
Rainer Rupp: "Vor Jahren schon, sollte eine große Pipeline von Qatar über Jordanien durch Syrien über die Türkei nach Europa - mit Unterstürzung und dem Know-how großer US-Konzerne - gelegt werden. Die geo-strategischen Implikationen einer solchen Pipeline liegen auf der Hand: Das billige Gas aus Qatar würde in Europa das teurere sibirische Gas, das unter ganz anderen klimatischen Bedingungen produziert wird, preislich verdrängen. Dadurch würden Russland nicht nur große Einnahmen entgehen. Es würde auch diplomatische und ökonomische Einwirkungsmöglichkeiten auf Europa verlieren. Und das sind alles Ziele, die in Washington mit großer Priorität verfolgt werden. Deshalb ist diese Pipeline so wichtig. Mit Hilfe salafistischer und anderer Extremisten und mit Unterstützung der USA und anderer kam es dann zum sogenannten "Bürgerkrieg". Die Tatsache, dass Russland die rechtmäßige Regierung nicht fallen ließ und sich aktiv, auf Bitte von Damaskus, militärisch in die Verteidigung einbrachte, machte endgültig einen Strich durch die Rechnung der Pipeline Planer."
Im März 2014 schrieb Major Rob Taylor, Dozent am Kommando- und Generalstabs-College Ft. Leavenworth (USA) im Armed Forces Journal einen Artikel unter der Überschrift: Pipeline-Politik in Syrien - Man kann den Konflikt nicht verstehen ohne über Erdgas zu sprechen. Er schrieb u.a.
Ein Großteil der Medienberichte legt nahe, dass der Konflikt in Syrien ein Bürgerkrieg ist, in dem das Regime des Alawiten (Schiiten) Bashar al Assad sich verteidigt (und dabei Grausamkeiten verübt) gegen sunnitische Rebellen-Cliquen (die auch Grausamkeiten verüben). Die wirkliche Erklärung ist einfacher: Es geht um Geld.
Im Jahre 2009 plante Qatar, eine Erdgaspipeline durch Syrien und die Türkei nach Europa zu betreiben. Stattdessen aber schmiedete Assad ein Abkommen mit Irak und Iran in östlicher Richtung, das diesen schiitisch-dominierten Ländern Zugang zum europäischen Erdgasmarkt verschaffen würde und diesen gleichzeitig den Sunniten in Saudi Arabien und Qatar verweigerte. Wie es jetzt erscheint, versuchen die letzteren beiden Staaten Assad aus dem Weg zu räumen, damit sie Syrien kontrollieren können und ihre eigene Pipeline durch die Türkei betreiben können. (…)
Jede Überprüfung des derzeitigen Konflikts in Syrien, die die geopolitische Wirtschaft der Region vernachlässigt ist unvollständig. (...)
Öl und Erdgasleitungen bringen Staaten, die sie kontrollieren großen Reichtum. Sie erzeugen damit internationale Aufmerksamkeit, Intrigen und in vielen Fällen, terroristische Aktivitäten. (...)
"Von geopolitischer und wirtschaftlicher Sicht aus, ist der Konflikt in Syrien kein Bürgerkrieg, sondern das Ergebnis der Positionierung größerer internationaler Akteure auf dem geopolitischen Schachbrett." (…) Wenn man diese Pipeline in die Analyse mit einbezieht, dann ähnelt Syrien dem Kaukasischen Szenario." [Major Rob Taylor bezieht sich auf das Pipeline Projekt vom Kaspischen Meer nach Europa und den daraus entstehenden Kämpfen um Einflussnahme.]
"Wer die Pipeline und ihre geopolitischen Implikationen ignoriert, ignoriert den Elefanten im Raum."
Dazu eine Ergänzung von mir:
Bereits am 24. Juli 2012 stellte Hans-Christof Kraus in der FAZ online fest: "Und ihr denkt, es geht um einen Diktator"
Kraus schrieb damals u.a. bereits: "... Der aktuelle Konflikt um ein Eingreifen oder Nicht-Eingreifen in den syrischen Bürgerkrieg ist deshalb so brisant, weil sich in dieser Frage der Gegensatz zwischen zwei radikal unterschiedlichen geostrategischen und weltpolitischen Konzeptionen manifestiert. Den Amerikanern und der westlichen Seite geht es nicht oder nicht vorrangig darum, der bedauernswerten syrischen Bevölkerung zu helfen, sondern um Einflussnahme auf die Neugestaltung des Landes nach einem voraussichtlichen Sturz des derzeitigen Regimes, obwohl man mit diesem bisher stets gut zusammenarbeiten konnte. Mehrere, seit längerem geplante, für den Westen wichtige Öl- und Gaspipelines stehen auf dem Spiel, die Saudi-Arabien und Qatar mit dem östlichen Mittelmeerraum und der Türkei verbinden und deshalb partiell durch syrisches Gebiet führen sollen. ..."
Kommentare 20
Siehe auch hier ...
Danke für den Hinweis.
U(nd die deutschen Politikdarsteller tun so, als ob sie schlafwandeln ...
Und wissen genau, worum es geht. Und versuchen wie üblich uns für dumm zu verkaufen, auch durch das Vorenthalten von Informationen. So war es, so ist es und wird wahrscheinlich so bleiben ...
@ h.S am 8.12.um 09:13 Ihre/unsere Hauptaufgabe ist es deshalb, alles zu tun, um den Nimbus des V- Theoretikertums (im Mainstream) loszuwerden, das den geostrategischen Sichtweisen immer noch anhaftet. Ansonsten wird sich die Aufklärungsarbeit weiterhin auf einige Berliner und sonstwo universitäre Intellektuellenzirkel (etwas zugespitzt) beschränken und nicht mehr als reine Selbstbefriedigung bleiben.Dazu ist es auch notwendig, sich nicht (mehr) von dem allgegenwärtigen Querfront- Geraune aus Teilen des linken Lager beeindrucken zu lassen
Siehe auch hier: "Wieder Krieg für Rohstoffe statt Demokratie"
Und auch hier: "Als der damalige Gauck-Vorgänger Horst Köhler 2010 die alten neuen deutschen Interessen am Mitmachen beim Krieg im Interview mit Deutschlandradio offen aussprach, musste er noch zurücktreten dafür: "Meine Einschätzung ist aber, dass insgesamt wir auf dem Wege sind, doch auch in der Breite der Gesellschaft zu verstehen, dass ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muss, dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen negativ, bei uns durch Handel Arbeitsplätze und Einkommen zu sichern. Alles das soll diskutiert werden, und ich glaube, wir sind auf einem nicht so schlechten Weg." ...
@ h.S am 8.12.um 09:13 Ihre/unsere Hauptaufgabe ist es deshalb, alles zu tun, um den Nimbus des V- Theoretikertums (im Mainstream) loszuwerden, das den geostrategischen Sichtweisen immer noch anhaftet. Ansonsten wird sich die Aufklärungsarbeit weiterhin auf einige Berliner und sonstwo universitäre Intellektuellenzirkel (etwas zugespitzt) beschränken und nicht mehr als reine Selbstbefriedigung bleiben.Dazu ist es auch notwendig, sich nicht (mehr) von dem allgegenwärtigen Querfront- Geraune aus Teilen des linken Lager beeindrucken zu lassen
Nachtrag: Das Bild,das Mopperkopp gestern vom deutschen Mainstream gezeichnet hat, stimmt nicht. Es ist eine Karrikatur, die zuletzt der Lage der 60ger Jahre entsprach.Typisch elitäre Fehleinschätzung. Der elitäre Mainstream ist zum Beispiel in der Flüchtlingsfrage eindeutig geprägt von Vatikan und vor allem dem scheinmodernistischen/pseudolinken Protestantismus. Ethnogeile Lederhosenträger wie von Mopperkopp gestern suggeriert, beschränken sich selbst im Süden der Republick auf einen bevölkerungsanteils- mäßig höchstens einstelligen Bereich. Und wenn man im linken Lager die Aufklärung über geostrategische Interessen kopp online und "compact" überlässt, muss man sich nicht wundern, dass der "Normalbürger" die Linke weiter ignoriert.
Lese auch Link.
wenn man über Qatar's oder Iran's Gas spricht, nicht vergessen, das ist dasselbe Gasfeld.
Ja, allerdings muss man berücksichtigen, dass ein Verlag wie der Klopp Verlag, alles veröffentlicht, was andere Verlage nicht wollen. Die Gründe hierfür sind immer wirtschaftliche, so würde das Buch von Ulfkotte über die "gekauften" Journalisten ohne den Kopp Verlag keine Veröffentlichung finden. Immerhin ein Bestseller, der zwar auf der Spiegel Bestsellerliste oben auftaucht, nicht aber ausreichend besprochen wird.
Immerhin ein Anstoß für eine große, wichtige und richtige Diskussion.
Wenn man also DEN KOPP VERLAG als Medium zur Veröffentlichung verdammt, so müsste man das mit dem INTERNET, bzw. der dFC auch machen, da es auch nur als Medium dient. Wie ich finde, sollte man Kopp Online nicht mit compact vergleichen. Die "besondere" Themenvielfalt ist allerdings mindestens bemerkenswert - aber eher harmlos.
noch etwas Link
@ jo heute um10:48 Stimme weitgehend zu. Man (aber) sollte als "Venunftlinker" sich immer wieder daran erinnern, dass in ERSTER Linie die Stringenz des Arguments und die Belastbarkeit einerTtatsachebehauptung zählen sollte, und nicht die politische Himmelsrichtung oder der Mund, aus dem es erschallt. Alles andere wäre Voreingenommenheitsdenken und fällt unter Propagandaverdacht. Und diesbezüglich darf man auch das eigene Lager nicht ausnehmen. Nur so erlangt man (auch) "im Volk" nachhaltige Glaubwürdigkeit.
@ kosmo um 10:58 Das Thema "Geostrategien" ist ja nun mal wirklich nichts Neues un läuft z. B. im "friedenspolitischen" Lager schon seit gefühlt ewigen Zeiten. Aber halt eben beschränkt auf diese Nischen. Und man hat das Gefühl, die "Querfrontler" wollen gerdezu, dass dies so bleibt. Mit dem Verweis auf "Rechts" und den Vokabeln "Antisemitismus" oder auch wenns passt "Rassismus" kann man ja zumindest hierzulandeTransatlantikkritik mühelos tabuisieren.
@ alle Bei aller Relevanz von Syrieneinsätzen und Geostrategien sollte man sich aber gerade zur Zeit von den eher innenpolitischen Baustellen nicht ablenken lassen: Das Thema "Tiefer Staat" , /NSU- Prozesse, Tschäpe- Aussagen ist in seiner demokratietheoretischen Bedeutung kaum zu überschätzen. Und auch hier war es eben halt ein "Elsässer", der mit als erster recht dicht am Thema war. Obwohl es bei "kopp" dazu in letzter Zeit verdächtig still ist. Wenigstens war der "freitag" neulich mal wieder dran.
Korrektur zu meinem Text um 10:18 : ".... Der elitäre Mainstream ist zum Beispiel in der Flüchtlingsfrage eindeuti..." Gemeint war:......der NICHT- elitäre Mainstream ist zum Beispiel in der Flüchtlingsfrage......
Siehe auch die "Verteidigungspolitischen Richtlinien" für die Bundeswehr von 2011:
"... Eine unmittelbare territoriale Bedrohung Deutschlands mit konventionellen militärischen Mitteln ist unverändert unwahrscheinlich. Das strategische Sicherheitsumfeld hat sich in den letzten Jahren weiter verändert. Zu den Folgen der Globalisierung zählen Machtverschiebungen zwischen Staaten und Staatengruppen sowie der Aufstieg neuer Regionalmächte. Risiken und Bedrohungen entstehen heute vor allem aus zerfallenden und zerfallenen Staaten, aus dem Wirken des internationalen Terrorismus, terroristischen und diktatorischen Regimen, Umbrüchen bei deren Zerfall, kriminellen Netzwerken, aus Klima- und Umweltkatastrophen, Migrationsentwicklungen, aus der Verknappung oder den Engpässen bei der Versorgung mit natürlichen Ressourcen und Rohstoffen, durch Seuchen und Epidemien ebenso wie durch mögliche Gefährdungen kritischer Infrastrukturen wie der Informationstechnik. ...
Freie Handelswege und eine gesicherte Rohstoffversorgung sind für die Zukunft Deutschlands und Europas von vitaler Bedeutung. Die Erschließung, Sicherung von und der Zugang zu Bodenschätzen, Vertriebswegen und Märkten werden weltweit neu geordnet. Verknappungen von Energieträgern und anderer für Hochtechnologie benötigter Rohstoffe bleiben nicht ohne Auswirkungen auf die Staatenwelt. Zugangsbeschränkungen können konfliktauslösend wirken. Störungen der Transportwege und der Rohstoff- und Warenströme, z.B. durch Piraterie und Sabotage des Luftverkehrs, stellen eine Gefährdung für Sicherheit und Wohlstand dar. Deshalb werden Transport- und Energiesicherheit und damit verbundene Fragen künftig auch für unsere Sicherheit eine wachsende Rolle spielen. ..."
Die Bundeswehr muss also bei diesem Krieg in und gegen Syrien dabei sein. Das ist hier Auftrag in diesem Krieg um Rohstoffzugang und -lieferung.
Korrektur: ... Das ist ihr Auftrag in diesem Krieg ...
Nee, sorry, das sind eher ziemlich uralte Kamellen.
Die Iran-Syrien-Pipeline ist eine realistische Option, aber Qatar-Türkei halte ich für ein Hirngespinst: Der Bau würde viele Jahre dauern, und ich glaube nicht, dass irgendein Planer ernsthaft geglaubt hat, das IS-Gebiet könnte längerfristig derart stabil sein. Mag sein, dass eine Leitung nach Europa Manchem gelegen käme - allein es ist in endlicher Zeit nicht machbar, und in 15 Jahren wird es nicht mehr aktuell sein: Das Gas wird jetzt gebraucht.
Das ist ihre Sicht. Die zitierten Autoren werden wissen, warum sie darauf verweisen.
SU-24 Blackbox gefunden, noch nicht geöffnet. Es folgt hoch wahrscheinlich ein Angebot an internationale Experten die Daten aus Blackbox zu bewerten.
Ein analoges Szenario wurde für den Afghanistan-Krieg diskutiert und zwar wegen eine Erdgas-Pipeline, an der das US-Unternehmen Unocal interessiert war:
https://de.wikipedia.org/wiki/Turkmenistan-Afghanistan-Pakistan-Pipeline
Unocal versuchte damals das argentische Unternehmen Bridas aus diesem Projekt zu verdrängen, das sich die Zustimmung auch der Taliban gesichert hatte. Der Bau der Pipeline ist immer noch im Gespräch, allerdings ist unklar mit welchen Partnern.
Ich halte solche Projekte durchaus für Faktoren, die eine Entscheidung für einen Krieg beeinflussen können, denke aber, dass geostrategische Erwägungen die Hauptrolle spielen. Bei der Verdrängung Russlands aus dem europäischen Gasmarkt, die man ja auch über die Ukraine-Krise versucht, spielen allerdings wirtschaftliche und geostrategische Interessen Hand in Hand.
Meine Rede, schon immer
;-)
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