Judaslöhne für den Regimewechsel

Syrien Es ist schon erstaunlich, mit welchen Mitteln die führenden westlichen Staaten ihr Ziel, den syrischen Präsidenten zu stürzen, zu erreichen versuchen.

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Als ich von den Überläufern von der syrischen Regierungs- auf die vermeintliche Oppositionsseite hörte, fragte ich mich, was diejenigen bewogen haben könnte, die das tun. Ich überlegte, warum zum Beispiel der von Präsident Bashar al-Assad vor nicht allzu langer Zeit erst ernannte Premierminister Riyad Hijab nach Jordanien flüchtete. Eine möglich Erklärung sah ich darin, dass diese syrischen Regierungsfunktionäre trotz der bisher standhaften Abwehr der syrischen Armee nicht ernsthaft daran glaubten, dass ihr Land auf Dauer eine Chance gegen den verdeckten Krieg des Westens habe. Mit den Beispielen Irak und Libyen vor Augen könnte sie das verständliche Motiv bewegt haben, ihr eigenes und das Leben ihrer Familie in Sicherheit zu bringen, bevor die vom Westen geförderten "Rebellen" in Damaskus einmarschieren.

Zum anderen fragte ich mich, wer diesen Überläufern was geboten, wer sie eventuell mit Geld oder anderen Versprechungen gelockt hatte. Ich erinnerte mich daran, dass die CIA 2003 irakische Offiziere mit Dollars zum Überlaufen überredet und so den Widerstand der irakischen Armee gegen die US-Truppen geschwächt hatte. Bewährte Methoden werden ja gern wieder angewandt.

Und prompt kam die Meldung, dass laut der britischen Times europäische und arabische Regierungen hohe syrische Funktionäre gekauft und sie so zum Überlaufen gebracht haben. Leider ist der Originalbeitrag "West bribes officials to defect from Assad regime" nicht frei online zugänglich, so dass ich mich auf die Meldung von Spiegel online stützen muss. "Europäische Länder haben demnach mit einigen Golfstaaten gemeinsam Schmiergelder an syrische Amtsträger gezahlt, um sie dazu zu bringen, sich vom Assad-Regime abzuwenden." Die dabei erreichten Erfolge wurden uns als Zeichen des sich ausbreitenden Widerstandes gegen den "Diktator Assad", der sein eigenes Volk abschlachte, verkauft.

Wieder einmal zeigt sich, dass in dem Krieg in und gegen Syrien nichts unversucht gelassen wird, das Ziel des Regimewechsels zu erreichen. Dazu gehört auch, dass entsprechenden Meldungen zu Folge die "Rebellen" inzwischen wie einst in Afghanistan die Mudschahedin "Stinger"-Boden-Luft-Raketen erhalten haben, die "Rebellen" russische Waffen aus Libyen geliefert bekommen, die deutsche Marine vor der syrischen Küste spioniert, in Berlin siegessicher die Zeit nach Assad geplant wird und US-Präsident Barack Obama Syrien wegen der Chemiewaffen mit einem Angriff droht, auch wenn die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) keine sicheren Beweise dafür hat, dass es in Syrien Chemiewaffen gibt. Wen kümmert schon die Wahrheit in diesem wie in allen anderen Kriegen? Selbst die Bilder davon sind manipulierbar und Handys sind Waffen in der Medienschlacht für den Regimewechsel.

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Geschrieben von

Hans Springstein

Argumente und Fakten als Beitrag zur Aufklärung (Bild: Eine weißeTaube in Nantes)

Hans Springstein

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