Deutsche Medien haben ihre Kriegshetze aus dem Kalten Krieg wieder aufgenommen. Die ist genauso wenig gut und erst recht nicht harmloser als die Hetze zu „heißen“ Kriegen.
Ein Beispiel dafür lieferte die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung mit der Titelseite ihrer Ausgabe vom 16. März 2014. Über der Überschrift „Moskau nimmt Ukraine in die Zange“ prangt ein Ausschnitt eines antikommunistischen CDU-Plakates aus den finstersten Zeiten des Kalten Krieges. Albrecht Müller hatte es am 4. März 2014 auf den Nachdenkseiten prophezeit: "Mit etwas verwandeltem Text könnte es heute wieder verwandt werden. Jedenfalls wird der Geist dieser Agitation in der überwiegenden Mehrheit der deutschen Medien bei Berichterstattung und Kommentierung des Konflikts um die Ukraine deutlich wiederbelebt." Das Motiv stammt wohl sogar aus der Weimarer Republik und wurde 1973 sogar von der NPD übernommen, wie in der jungen Welt vom 17. März 2014 zu lesen ist.
Auch der Deutschlandfunk gehört in die Reihe, was seit Tagen mit verschiedenen Beiträgen bewiesen wird, so am 16. März 2014 mit einem "Hintergrund"-Beitrag von Sabine Adler: "Er wird so weit gehen und so viel nehmen, wie die Ukraine ihn lässt", sagt ein Putin-Kenner zu den Plänen des russischen Präsidenten. Putin sei auf einer historischen Mission, die russischen Gebiete und das russische Volk zusammenzuschließen. Der Westen verstehe das Ausmaß des Problems nicht."
Während deutsche meinungsmachende Medien anscheinend sich in antirussischer Hetze gegenseitig übertreffen wollen, gibt die "Friedenskoordination Berlin" die richtige Antwort darauf: Sie erinnert mit einem Aufruf zu einer Protestkundgebung am 24. März 2014 an den Beginn des NATO-Krieges gegen Jugoslawien vor 15 Jahren, am 24. März 1999. Mit Blick auf die Ereignisse in und um die Ukraine heißt es da: "Heute können wir, wenn wir auf die Ukraine blicken, nur fassungslos sein: Zahlreiche westliche Politiker haben sich auf dem Maidan neben die radikal nationalistische Swoboda und die Faschisten des 'Rechten Sektors' gestellt – ohne auch nur den Anschein von Scham zu zeigen. Und hiesige Medien sprechen von kaum etwas anderem als von der russischen 'Einmischung'. Wachsamkeit ist also heute genau wie vor 15 Jahren angebracht!
Die Lüge, mit der der Jugoslawienkrieg begonnen wurde, hat in Deutschland Tür und Tor für Kriege geöffnet und den Diskurs entscheidend verändert. Dabei ist die Lehre aus unserer Geschichte, dass Krieg niemals eine Lösung sein kann und nur Schaden anrichtet, völlig in den Hintergrund getreten. Daran müssen wir heute genau wie vor 15 Jahren erinnern!"
Kommentare 26
lieber hans,
du hast vollkommen recht mit deiner kritischen sichtung der medien. und es ist auch interessant, wenn auch zugleich schlimm, die parallelen zu ziehen und zu sehen, dass die leute ziemlich phantasielos ag(it)ieren.
noch wichtiger und interessanter aber ist es für mich, den weg in die zukunft zu suchen und möglichkeiten aufzuzeigen, aus dem ewigen kriegskreisel herauszukommen.
wir brauchen die gegenkultur zu den untergangsparteien. zur sich im kreis drehenden kriegskultur.
grüße, hy
Leider muss man den eigentlich halbwegs seriösen Deutschlandfunk aus Köln unbedingt auch unter dieser Überschrift nennen. Allein heute Abend, innerhalb einer halben Stunde, in der Rubrik Hintergrund und im Kommentar nach den 19-Uhr-Nachrichten. Das war, auch in dieser Massierung, nicht mehr einfach nur tendenziöse Berichterstattung; es war Propaganda.
lg-mcmac
Danke für den Hinweis
es ist schwieirig, bei all der kriegstreiberei und -hysterie auf alternativen aufmerksam zu werden und zu machen. aber im rahmen meiner begrenzten möglichkeiten versuche ich es immer wieder, auch mit den hinweisen auf beiträge von albrecht müller oder stimmen aus der friedensbewegung
du hast damit auch vollkommen recht, wollte ich noch sagen
Nicht unbedingt als Kriegstreiberei, aber als nicht friedensfördernd kann man die Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens schon bezeichnen. Dabei haben die mit (Zwangs-)Gebühren alimentierten ARD und ZDF eine besondere Verpflichtung zu Ausgewogenheit und Neutralität.
Dann ist - nur ein Beispiel - die Behauptung der Nachrichtensprecherin Karen Mioska vor einer Woche, Putin hätte die Krim im Würgegriff , eine Entgleisung. Da Mioska ihren Text abliest, ist die ARD-Nachrichten-Redaktion aufzufordern, ihren Auftrag ernstzunehmen, andernfalls Sanktionen drohen.
Die Begleitung der Paralympics wurde im FS so einseitig gestaltet, dass man praktisch nur die Läufe der Deutschen und ihre Goldmedaillen sah. Keine anderen Sieger, keinen Medaillenspiegel. Dass Rußland Gewinner der Spiele wurde, erfuhr man in einem Nebensatz. Das finde ich sportlich so unfair, menschlich spießig-kleinlich, politisch Rußland-feindlich.
Wie solche dümmlichen Manipulationsversuche der Medien, die mich an die Seite der Russen bringen, wirkt das eskalierende agieren der Merkel/Steinmeier. Sie drohen Putin mit Sanktionen.
Hier muß ich @Magda widersprechen, die behauptete, Merkel drohe nicht. Sie droht sehr wohl. Falls sie nur überSanktionen nachdenkt oder sie schon ausspricht, droht sie damit. Magda wird die Sanktionen hoffentlich nicht wörtlich aus dem Lateinischen als "feierliche Bestätigung" einführen wollen. Juristisch steht Sanktion für Androhung eines Rechtsnachteils. Völkerrechtlich sind S. Maßnahmen gegen einen Völkerrechtsverletzerstaat. Solche Maßnahmen im Sinne von Strafen werden von Merkel/Steinmeier nicht angeboten oder empfohlen, sondern angedroht.
Eskalierend in Richtung Kriegstreiberei wirkt die Tätigkeit des Reporters auf der Krim, der offenbar nicht den Auftrag hat, neutral zu beobachten und zu berichten .
leider hat sich der dlf zum hetz-sender entwickelt - zeitgleich mit der zwangs-gez-einführung - und das nach jahrzehnte-langem aufgebauten vertrauen und seriosität der berichte (die taz ist schon lange nicht mehr zu lesen, trotz ganz seltener beiträge von ingo schulz z.b.)
ich kann mich nur noch in der jungen welt und bei telepolis + auf einigen blogs informieren ... den wdr kann ich nicht empfangen in berlin
ich gebe dir da völlig recht ... es fehlt, wie gabriele krone-schmalz es auf den punkt bringt, an "europäisch orientierten demokraten - auf den westen ist kein verlass - auf merkel+co. schon gar nicht
Wie muss es zudem auf Menschen in Ländern wie der Ukraine oder auch Russland wirken, wenn sie sehen, wie schnell und wie stark sich der Westen auf eine Seite schlägt – Demokratie hin oder her – sobald die Chance besteht, das eigene System zu exportieren bzw. den eigenen Einfluss zu erweitern? Denn Fakt ist eben auch, dass zur Zeit eine sehr aktive, aber wahrlich nicht repräsentative geschweige denn demokratisch legitimierte Minderheit auf dem Maidan die Geschicke eines Landes bestimmt, das bis vor kurzem noch einen gewählten Präsidenten hatte.
http://www.cicero.de/weltbuehne/krim-krise-auf-den-westen-ist-kein-verlass/57164
Ich stimme zu... auch heute am Morgen hat Frau Adler den Fliegerhorst verlassen.
@"Zahlreiche westliche Politiker haben sich auf dem Maidan neben die radikal nationalistische Swoboda und die Faschisten des 'Rechten Sektors' gestellt – ohne auch nur den Anschein von Scham zu zeigen. Und hiesige Medien sprechen von kaum etwas anderem als von der russischen 'Einmischung'."
Das stimmt, und ich kritisiere dieses parteiische "EU-Engegement". Aber gerade Sie, der so oft sich hier gegen Kriege und Militarismus ausspricht: Sehen Sie nicht einen qualitativen Unterschied zwischen Teilnahmen an einer Demo (EU- und US-Politiker am Maidan) und der Entsendung von Armeeeinheiten (Russen auf der Krim)?
Herr Szopa,
ich habe mich schon mehrfach dazu geäußert. Deshalb nur eine kurze Wiederholung: Nur zur Erinnerung etwas, was Uwe Klußman bei Spiegel online am 3.3.14 schrieb: "Die russische Bevölkerung der Krim erhob sich gegen die Zentralregierung, noch bevor Putin Truppen in Marsch setzte." Ganz abgesehen von der Behauptung mit den Truppen ...
Wer diese beweisen kann, belegen kann, dass die prorussischen Aktivitäten der russischen Bevölkerungsmehrheit auf der Krim mit allen Folgen, Referendum etc. nur durch Zwang auch mit Hilfe oder gerade durch die anegbliche Anwesenheit der angeblichen russischen "Armeeeinheiten" erfolgt sind, dass das alles nur Werk des Kreml ist, dem gebe ich nicht nur mehrere sto gramm aus, sondern dessen beweise dafür werde ich als Text veröffentlichen.
Ansonsten weise ich noch auf den Kommentar von Friedrich Küppersbusch bei Radio Eins vom RBB hin, der prägnant ausdrückte, wie ich es auch sehe, und nach dem ich heute beim Frühstück erst einmal die Hymne der Sowjetunion abgespielt habe, danach das Lied vom einfachen Frieden und dann das vertonte Gedicht von Jewgenij Jewtuschenko "Meinst Du, die Russen wollen Krieg?"
Ergänzung: ... Anwesenheit der angeblichen russischen "Armeeeinheiten" über die vertraglich vereinbarten möglichen 25.000 Angehörigen der Schwarzmeerflotte hinaus (eine Zahl, die meines Wissens nie ausgeschöpft wurde) ...
Was natürlich nicht meint, dass möglicherweise Einheiten der Schwarzmeerflotte die Bewohner der Krim zum Referendum zwangen ...
@""Die russische Bevölkerung der Krim erhob sich gegen die Zentralregierung, noch bevor Putin Truppen in Marsch setzte." Ganz abgesehen von der Behauptung mit den Truppen ..."
Ich behaupte ja nicht, daß die Militärinvasion der Ausgangspunkt des Krim-Konfliktes war - was auch immer Sie unter "erhob sich" verstehen (Demos? Besetzung der Gebäude? Fahnentausch?) Ja, es gab zumindest "Unruhe" auf der Krim nach dem 21.02. Und Russland gibt selbst zu die Truppen in Sewastopol zumindest "verstärkt" zu haben (ziemlich coole logistische Leistung, "spontan" innerhalb von weniger Tagen mehrere Tausend Soldaten auf die Krim zu versenden, oder?)
Und Sie glauben, die Soldaten, die die Flughäfen und administ. Gebäude besetzt hatten, haben sich tatsächlich die Uniformen & Knarren alle in ArmyShop besorgt, samt den gepanzerten Truppentransportern? (Vom Design her war es klarerweise ein russischer und kein ukrainischer oder türkischer ArmyShop)
Ich möchte hier nicht auf YouTube-mäßige "Beweise" und "Gegenbeweise" eingehen, ob es nun Russen oder Krimer sind, oder eb die Videos Fakes sind. Da sowohl "Westen" wie Russland ähnliche Bilder der bewaffneten Besatzungen geliefert hat, ist für mich das entscheidende klar: Hier wird bereits militärisch vorgegangen. Und die Antwort der Gegenseite? Pravij Sektor sammelt bereits Waffen. Daher meine ich, daß es hier die militärische Krim-Aktion ist, die aufheizt. Ja, selbst uns hier in den Foren, leider.
@ Radio1-Kommentar: Die Heuchelei oder die Vorgehensweise der EU ist keine Entschuldigung für jegliche militärische Aktionen.
Nur ein Hinweis: Selbst ich habe auf Folgendes in einem anderen Text hingewiesen: Dabei muss aber auch auf eine Meldung von RIA Novosti vom 11. April 2012 verwiesen werden: „Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin hat die Idee zur Schaffung eines Systems privater Militärunternehmen unterstützt, die Dienstleistungen beim Objektschutz sowie Trainings für ausländische Militärs im Ausland anbieten könnten.“ Ein Abgeordneter habe zudem den Einsatz von privaten Militärunternehmen als ein mögliches Beeinflussungsinstrument im Ausland bezeichnet. Putin sagte damals laut RIA Novosti dazu, dass „man darüber nachdenken kann“. „Russian ‘Blackwater’ Takes Over Ukraine Airport“ hatte anscheinend passend das Onlinenachrichtenportal The Daily Beast am 28. Februar gemeldet. Die Uniformierten ohne Kennzeichen auf der Krim könnten von privaten Sicherheitsfirmen stammen und im russischen Auftrag eingesetzt seien, so der Bericht. Quellen aus Moskau hätten ihren US-Gesprächspartnern gesagt, die Uniformierten gehörten zur Firma "Vnevedomstvenaya Ochrana", die im Auftrag des russischen Innenministeriums russische Marine-Anlagen und Vermögenswerte auf der Krim schützen soll. Das Portal zitierte Dimitri K. Simes, Präsident des „Center for the National Interest“ und ehemaliger Berater von Richard Nixon, der meinte, die Uniformierten sollten u.a. verhindern, dass über die Flughäfen prowestliche Demonstranten auf die Krim kommen. Sollten diese Informationen zutreffen, deuten sie zumindest nicht auf eine „False Flag“-Operation der russischen Seite hin.
Aber ich kann völlig verstehen, dass niemand alles lesen kann, angesichts der Informationsflut, die da auch auf uns einprasselt. Geht mir nicht anders.
Und wie Sie das Geschehen werten, das ist ganz allein Ihre Sache.
Nur eines noch: Und die Antwort der Gegenseite? Pravij Sektor sammelt bereits Waffen. Da stimmt aber erwiesenermaßen die Reihenfolge nicht. Nein, nicht Russland hat in irgendeiner Weise diese Situation und die Entwicklung in der Ukraine bis hin zum Krim-Referendum angeheizt. Wer solches behauptet, der müsste auch behaupten, dass Russland eigentlich die Maidan-Proteste mit dem Ziel des Staatsstreiches von Anfang an organisiert hat, damit dann eine "Regierung" von westlichen Gaden installiert wird, die aber eigentlich nur Kreml-Marionetten sind, denn so hat Russland nun Grund, die Ukraine zu überfallen, um die Russen dort zu retten, so oder so ... Ich bitte Sie, ich schreibe hier jetzt nicht, wie ich sowas finde ...
Und die Recherche dazu, wann der "Rechte Sektor" und andere Gruppen ähnlicher Art in der Ukraine angefangen haben, Waffen zu sammeln und zum Einsatz dieser aufzurufen, überlasse ich Ihnen selbst.
Korrektur: von westlichen Gnaden
Danke, das wusste ich nicht, es scheint tats. das plausibelste zu sein - "Russian Blackwater" (auch wenn es mir immer noch schwer fällt, wie eine Sicherheitsfirma sich Panzerfahrzeuge kaufen kann und damit herumfahren...). Das ist ein spannender Punkt was die "westliche" Propaganda angeht: Warum wird diese Möglichkeit & Erklärung nicht in den Vordergrund gezogen, sondern man spricht sofort von "Invasion russ. Truppen"? Putin scheint von Bush gelernt zu haben: Für "Drecksarbeit" vorbei am Völkerrecht und Menschenrechten nimmt man "private Auftragnehmer"...
Glauben Sie aber, diese "Sicherheitsfirmen" wären ohne dem Auftraggeber aus Moskau nun aktiv gewesen?
Na ja, mein Punkt ist aber, daß ich es selten gut heissen kann, wenn bewaffnete Uniformierte herumlaufen und einen Landfleck (incl Parlament) kontrollieren, verstehen Sie?
Ich will keineswegs in meinen Kommentaren Ihre Kritik an "westlichen" Medien oder Politikern nicht abschwächen. Im Gegenteil, ich bin für jede Information & Analyse dankbar. Ich denke nur, daß man "die Russen" mit denselben Handschuhen anfassen sollte, da bin ich kein lokalisierender "Mir-San-Mir"-Kritiker sondern "Internationalist".
Heute Morgen thematisierte DLF kritische Hörerzuschriften zur Russland-Berichterstattung. Doch anstatt einer selbstkritischen Reflexion des DLF folgte das Interview mit Gerd Koenen mit dem Titel: Die Stimmen kommen von links & von rechts.
Diese Einordnung sämtlicher Kritiker als auch Kritiken scheint en vogue zu sein, kürzlich dürften wir es selbst in der DFC verfolgen. Bin gespannt wie die Hörer auf derartige Totschlagargumente reagieren bzw. ob diese Reaktionen wiederum thematisiert werden…
Nein, so meinte ich es nicht mit "sammelt Waffen". Ich weiss, dass die schon lange Waffen sammeln. Ich las gerade heute die Meldung, daß PS noch mehr Waffen sammeln will und mobilmachen will, und dazu aufruft, "gemeinsam gegen den Aggressor" vorzugehen und ggf. die Erdöl & Erdgas-Leitungen zu sprengen.
Dabei gehen die nun so weit, daß sie sich als "multikulti" verkaufen: (Dmytro Jarosch, Chef des PS:)
"Wir sind eine Nation unabhängig von unserer Nationalitäten: Ukrainer, Russen, Juden, Krimtataren, Grusiner, Armenier, Polen, Bulgaren oder Griechen"...
{den wdr kann ich nicht empfangen in berlin}
Schau mal hier:
http://www1.wdr.de/radio/index.html
...
vielen dank !!!!
probier schon rum ... mit podcast und kabelanschluss ...
In der aktuellen Ausgabe vom 12.3.14 der Schweizer Weltwoche, die ich leider nur noch mit Abstand lesen kann, also was ihre inhaltliche Ausrichtung angeht, ist dennoch, wie immer mal wieder, ein interessanter Beitrag zum Thema zu finden: Der Historiker Robert U. Vogler schreibt darin über "Putin und die Arroganz des Westens". "Zappenduster ist das Bild, das europäische Medien und Politiker vom russischen Präsidenten zeichnen. Diese Optik blendet Wesentliches aus. Vor allem die ungeschickte, sehr zwiespältige Rolle des Westens in seinem fruchtlosen Versuch, den Russen sein Weltverständnis aufzudrängen.
Überzeugten Antikommunisten und freiheitlichen Demokraten fällt der Versuch schwer, einen nicht so «lupenreinen Demokraten» wie Wladimir Putin in der schwierigen Situation rund um die Ukraine und die Krim in gewissen Aspekten zu verstehen. Zappenduster das Bild, das von ihm gezeichnet wird. Und weil eine grosse Mehrheit der Medien, welche die internationale Politik beobachten, das Hinterfragen von Ereignissen und Handlungen der daran beteiligten Mächtigen offenbar verlernt hat, glauben wir alles, was uns Tag für Tag aufgetischt wird, vor allem in den elektronischen Medien.
Die einseitige Berichterstattung in fast allen westlichen Publikationen ist ein Ärgernis und erinnert an Afghanistan, den Irak und Syrien. Sie unterscheidet sich oft wenig von der des staatlichen Quasiinformationsmonopols Moskaus. Man kann es drehen und wenden, wie man will, der Westen – und damit seien explizit die USA, die Nato und die «friedensstiftende» EU gemeint – hat in den Jahren seit dem Mauerfall in Bezug auf das Verhältnis zu Osteuropa gravierende Fehler begangen. Die Ukraine-Krise ist eines der Resultate davon. Dabei geht es Moskau gar nicht um die Ukraine, es geht ihm um Russland."
Auf einer Homepage von Litauern in der Schweiz wurde der Beitrag vollständig als pdf-Datei veröffentlicht, während er bei der Weltwoche online nicht frei zugänglich ist.
Albrecht Müller am 15.3.14 auf den Nachdenkseiten: "Es geht um Krieg und Frieden und um die nicht enden wollende Kette von Manipulationen
...
Wir geben in Anlage 1 einen Essay von Peter Vonnahme, ehemals Richter am Bayer. Verwaltungsgerichtshof, zum Thema: „Ukraine – ein Musterfall von double standards und Totalausfall staatsmännischer Kunst“ wieder. Der Autor skizziert die selbstgerechte Heuchelei des Westens, die Völkerrechtsbrüche und die inakzeptable „Grenzüberschreitung“ durch den Westen – durch die USA und in ihrem Gefolge durch EU und Nato. – Sehr lesenswert. – Dann weisen wir in Anlage 2 beispielhaft auf den Fall einer konkreter Manipulation durch das Heute Journal des ZDF hin, in Anlage 3 auf die Einseitigkeit des Deutschlandfunks und in Anlage 4 auf den Einsatz der GfK aus Nürnberg in der Ukraine. – Wir bitten um Entschuldigung dafür, dass wir das Thema „Ukraine“ so intensiv bearbeiten. Aber leider gilt hier der Satz von Willy Brandt: „Der Frieden ist nicht alles, aber alles ist ohne den Frieden nichts.“ ...""
Ja, es zeigt sich überdeutlich, dass die EU mit ihrer Funktion als Friedensstifter überfordert ist. Barroso, Merkel, Steinmeier & Co. fehlt einfach das politische Format, um win-win-Situationen zum Wohl aller Beteiligten zu kreieren. Der Rückfall in autoritäre Drohgebärden entspricht offenbar dem psycho-mentalen Niveau ihrer geistigen Verfassung in Belastungssituationen - in die sie sich durch eigene Dummheiten hineinmanövriert haben.
Leider ist zu befürchten, dass die populistische Eskalation durch die staatlichen westlichen Propagandamedien inzwischen so hochgekocht wurde, dass aus der Nummer niemand mehr ohne Gesichtsverlust herauskommt.
Ich kann mich wirklich nicht erinnern, dass Politiker jemals eigene psycho-mentale Schwächen eingestanden hätten - selbst dann nicht, wenn der Grad der Unterbelichtung für (fast) alle deutlich zu sehen war.
Weltnetz.tv: Der Russlandexperte Kai Ehlers zum Ausgang des Referendums auf der Krim:
„Es gibt für Russland keinerlei Grund, diesen Konflikt auszuweiten. Im Gegenteil, es gibt jeden Grund, diesen Konflikt zu stoppen und Ruhe einkehren zu lassen. Wenn ich es von der anderen Seite her betrachte, würde ich sagen, die Unruhestifter auf der Seite des Westens, die also bisher 25 Jahre lang versucht haben, nach Osten vorzudringen, sind nicht befriedet. Sie werden weiter versuchen, Russland in die Ecke zu drängen, weil sie das brauchen für ihre geostrategischen Interessen, mit denen sie Russland eingemeinden oder unschädlich machen wollen – oder wie immer man es sagen will – um freien Raum zu haben für ihre China-Asien-Indien-Politik. Das ist der Stand der Dinge.“
Ich will keineswegs in meinen Kommentaren Ihre Kritik an "westlichen" Medien oder Politikern nicht abschwächen. Im Gegenteil, ich bin für jede Information & Analyse dankbar. Ich denke nur, daß man "die Russen" mit denselben Handschuhen anfassen sollte, da bin ich kein lokalisierender "Mir-San-Mir"-Kritiker sondern "Internationalist".
Genau, prima, chapeau, oder wie man sagen will, Sie kriegen den Aki-Kaurismäki-Preis, (gegen all das Elend, das geschrieben wird, schaue ich grad seine meisterhaften Filme)!
Ich finde, tatsächlich fehlt diese Einstellung heute viel zu vielen Leuten. Wir hinken als "Restlinke", oder wie immer man es nennen will, weit, weit den Strategen hinterher, nicht?
Und in den allermeisten deutschen, amerikanischen, auch schwedischen Medien fehlt eben genau das, was hier glücklicherweise von wenigen Leuten, und sonst in der Jungen Welt oder in wenigen blogs kritisiert wird. Inzwischen kann ich den DLF kaum noch ertragen, es ist schwer zu glauben, daß die Leute, nicht nur Sabine Adler, sich der eigenen Widersprüche nicht bewußt wären. Spielt sicher auch eine Rolle, daß die Leute so oft in den gleichen Hotels zusammen sind, und sich ausgiebig unterhalten, und der Faktor "coolness" wir seltsamerweise immer noch arg unterschätzt. (Fällt auch in Feuilletons mehr auf, wo gut und böse sich so hübsch mit "wir stellen Fragen, wir geben keine Antworten"-Rhetorik zu einem Sprachbrei mischt.)
Ich weiß nicht, ob das alles Kriegshetze ist? Ich glaube, vielen wäre viel lieber, "wir" würden alle Länder, die unsere Gesellschaften nicht übernehmen wollen, wirtschaftlich "plattmachen". Man würde viel lieber Khodorkovsky oder andere Leute das Land regieren sehen, wie es die (glaube, Ex?-)pussy-riot Dame im Februar wünschte. Oder den nationalistischen Nawalny. Mal kurz wirtschaftlich gesehen - wer 95% der Medien zuhört, könnte wirklich meinen, Russland wäre noch die staatskapitalistische Sowjetunion. Denn unsere JournalistInnen erwähnen nie die 13% flat tax, die es meines Wissens nach immer noch in Russland gibt, und die marktradikale Politik seit 1991, mit all den fürchterlichen Folgen, vom Westen ja 91-99 eifrig bejubelt. Ich fragte mal zum Spaß 15 Leute, niemand hatte den leisesten Schimmer, daß Russland durchaus marktradikal ist. "Putin" ist das, was die Welt überrollen will, eine Art Kommunismus möcht er bringen, denken wohl viele. Statt sachlich zu kritisieren, und da gäb es ja viel... Ist das alles ekelhaft. Danke deshalb für all die Artikel, Hans Springstein.