Nachrichtenmosaik Ukraine Folge 147

Ukraine Gesammelte Nachrichten und Informationen zu den Ereignissen in der Ukraine und deren Hintergründen, ohne Gewähr und Anspruch auf Vollständigkeit und fast ohne Kommentar

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

• Washington: Staatsstreich war "verfassungsmäßig"
"US-Außenamtssprecherin Jennifer Psaki zufolge hat der frühere ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch freiwillig sein Amt aufgegeben. Der Machtwechsel vor einem Jahr im Kiew sei kein Staatsstreich gewesen, erklärte sie nach Angaben der Nachrichtenagentur Sputinik, dem Deutschland-Ableger der russischen Agentur RIA Novosti.
"Ich hatte nicht vor, auf die Geschichte einzugehen, da Sie mir aber die Möglichkeit geben: Wie Sie wissen, ging der frühere ukrainische Staatsführer freiwillig", sagte Psaki bei einem Briefing am Freitag. ...
Nach ihren Worten unterstützen die USA keine politischen Umgestaltungen, die auf verfassungswidrigem Weg zustande kommen. Das sei von jeher die Politik der USA gewesen, betonte sie.
Auf die Anmerkung eines Journalisten, wonach der Regierungswechsel in Kiew im Februar 2014 nicht verfassungsmäßig gewesen sei, entgegnete Psaki, dass eine solche Darstellung "nicht den historischen Tatsachen entspricht". ..." (Der Standard online, 14.2.15)

• Obama und Poroschenko einig über Zusammenarbeit für den Fall der Eskalation
US-Präsident Barack Obama und der Kiewer Präsident Petro Poroschenko haben bei einem Telefonat vereinbart, die Zusammenarbeit auszubauen, falls der Ukraine-Konflikt eskaliert. Das meldet das russische Informationsportal Sputnik in seiner englischen Ausgabe am 14.2.15. Es beruft sich dabei auf eine Meldung auf der offiziellen Poroschenko-Website. Beide hätten sich besorgt über die Situation in Debalzewo geäußert. Poroschenko habe die Überwachung durch die OSZE als notwendig bezeichnet. Beide Präsidenten vereinbarten laut der Meldung, für den Fall der weiteren Eskalation die Aktivitäten zu koordinieren.

• Telefonat zwischen Kiew, Berlin und Paris
"Bundeskanzlerin Angela Merkel telefonierte heute mit den Präsidenten der Ukraine, Petro Poroschenko, und dem Präsidenten Frankreichs, François Hollande.
Präsident Poroschenko unterrichtete über die weiterhin angespannte Kampfsituation um Debaltsevo. Er unterstrich den Willen der Ukraine, ab morgen 0:00 Uhr ukrainischer Zeit den vereinbarten Waffenstillstand in der Ostukraine voll einzuhalten. Er werde seine Anweisung dazu um Mitternacht öffentlich abgeben. Er bat um Unterstützung, dass diese Verpflichtung aus den Minsker Gesprächen auch von den Separatisten eingehalten würde.
Die Bundeskanzlerin und Präsident Hollande sagten Poroschenko weitere Unterstützung bei der Umsetzung des Waffenstillstands zu. Sie vereinbarten, in den nächsten Tagen engen Kontakt zu halten." (Pressemitteilung Bundesregierung, 14.2.15)

• Poroschenko droht wieder mit Kriegszustand
"Der ukrainische Präsident Pjotr Poroschenko hat bestätigt, dass auf dem gesamten Territorium des Landes der Kriegszustand eingeführt wird, sollte im Donbass keine Waffenruhe einsetzen, berichtet die ukrainische Informationsagentur UNIAN.
Bereits vor den Minsker Verhandlungen, die am 12. Februar zu Ende gegangen sind, hatte Poroschenko erklärt, dass die Staatsführung der Ukraine bereit sei, im Falle einer weiteren Eskalation des Konflikts im Donbass den Kriegszustand im ganzen Land zu erklären.
„Wir müssen uns unsere Handlungen vorstellen, falls der Feind die Waffenruhe zum Scheitern bringt. Bereits vor Minsk hatte ich in einer Sitzung des Ministerkabinetts gewarnt, dass wir eine schwere, aber notwendige Entscheidung über die Einführung des Kriegszustandes treffen müssten, falls es keinen Frieden geben würde. In diesem Fall wird der Kriegszustand nicht nur in Donezk und Lugansk, sondern im ganzen Land erklärt werden“, sagte Poroschenko am Samstag bei der Zeremonie der Übergabe von Militärtechnik an die Grenzsoldaten. ..." (Sputnik, 14.2.15)

• Kämpfe bis zur letzten Minute
"Beide Seiten in der Ukraine wollen die Waffenruhe offenbar auch nicht eine Minute vorzeitig einläuten. Gleichzeitig machen sie sich gegenseitig Vorwürfe, die jeweils andere Seite wolle noch schnell einen Vorteil für sich herausholen, bevor ab Mitternacht die Waffen schweigen sollen.
Die Aufständischen würden vorher noch ihre Gebiete ausweiten wollen, sagt ein Armeesprecher; und das mit Hilfe von russischen Soldaten. Das gelte vor allem für den umkämpften Verkehrsknotenpunkt Debalzewe.
Auch die Separatisten verbreiten eine düstere Sicht: Einige ukrainische Behörden stellten jetzt schon das Minsker Waffenstillstandsabkommen in Frage, sagt ein Vertreter der Aufständischen von Donezk. Man selber werde sich nur an das Abkommen halten, wenn das auch die Gegenseite tue und man nicht beschossen werde. ..." (Euronews, 14.2.15)

• "Volksrepublik Donezk": Erlass für Waffenstillstand
"Der Chef der „Volksrepublik Donezk“, Alexander Sachartschenko, hat am Samstag einen Erlass unterzeichnet, der entsprechend den Minsker Vereinbarungen einen Waffenstillstand ab Sonntag 01:00 Uhr Ortszeit (00:00 Uhr Kiewer Zeit) vorsieht.
Das Dokument wurde auf der Webseite des Obersten Gerichts der selbsterklärten Republik veröffentlicht.
Demnach werden alle provokativen Handlungen unterbunden, welche als ein Angriff bzw. als gezieltes Feuer auf Truppen, Wohnhäuser oder Infrastruktur der Republik ausgelegt werden können. ..." (Sputnik, 14.2.15)

• Tote nach Granatbeschuss in Donezk
"Bei Granateinschlag nahe der Residenz des Chefs der „Volksrepublik Donezk“, Alexander Sachartschenko, sind am Samstag drei Zivilisten getötet worden, teilte ein Milizsprecher RIA Novosti mit.
Bei dem Granatwerferbeschuss durch die ukrainische Armee wurden zwei Menschen an einer O-Bus-Haltestelle getötet. Ein weiterer kam in seiner Wohnung durch Splitter ums Leben.
Die Granate explodierte etwa 100 Meter von Journalisten entfernt, die auf den Beginn einer Pressekonferenz mit dem Republikchef warteten, hieß es." (Sputnik, 14.2.15)

• Erbitterte Kämpfe vor Feuerpause
"Wenige Stunden vor der vereinbarten Waffenruhe in der Ostukraine hat nach Angaben der Armee die Offensive der Separatisten unvermindert angehalten. "Die Rebellen versuchen, noch vor Mitternacht ihre taktischen Pläne umzusetzen und Gelände unter ihre Kontrolle zu bringen", sagte der Militärsprecher Andrij Lysenko am Samstag in Kiew. Dies betreffe vor allem das Gebiet um den Verkehrsknotenpunkt Debalzewo. In den vergangenen 24 Stunden habe es rund 120 Angriffe der prorussischen Rebellen gegeben, teilte das Militär weiter mit. In dem Zeitraum seien 14 Soldaten getötet und 23 verletzt worden.
Auch aus anderen strategisch wichtigen Städten in der Ostukraine wurden heftige Kämpfe gemeldet. In der von regierungstreuen Einheiten kontrollierten Küstenstadt Mariupol wurde ein Zivilist getötet, wie die Militärführung in Kiew mitteilte.
Der prorussische Separatistenführer Alexander Sachartschenko sagte in Donezk, er habe die Feuerpause angeordnet - mit Ausnahme von Debalzewo. Dort sollen Tausende ukrainische Soldaten von den Aufständischen eingekreist sein, was die Führung in Kiew zurückweist. Sachartschenko sagte, er habe angewiesen, bei Debalzewo niemanden entkommen zu lassen.
Lysenko warf Russland abermals vor, die Separatisten zu unterstützen. Aus dem Nachbarland kämen Kämpfer und militärische Ausrüstung, sagte er. ..." (Wiener Zeitung online, 14.2.15)

• Moskau erwartet Zustimmung zu UN-Resolution
"Russland hat beim UN-Sicherheitsrat ein Resolutionsprojekt zur Billigung der in Minsk getroffenen Vereinbarungen zur Regelung der Ukraine-Krise eingebracht und rechnet mit dessen einstimmiger Annahme, berichtet eine Quelle im russischen Außenministerium.
„Russland hat beim UN-Sicherheitsrat ein Resolutionsprojekt zur Billigung der am 12. Februar in Minsk getroffenen Vereinbarungen zur Regelung der Ukraine-Krise eingebracht. Das Ziel ist es, das Paket der Minsker Vereinbarungen ohne irgendwelche Interpretationen zu unterstützen“, heißt es aus dem Ministerium.
„Wir rechnen damit, dass die Resolution einstimmig angenommen wird. Die Sitzung des Sicherheitsrates ist vorläufig auf Sonntag angesetzt“, so die Quelle. ..." (Sputnik, 14.2.15)

• Grünen-Politikerin: Kaum Glaube an Frieden
"Katrin Göring-Eckardt hat sich skeptisch über eine Einhaltung der vereinbarten Waffenruhe in der Ukraine geäußert. Die Europäer seien nun in der Pflicht, die Umsetzung des Friedensplans von Minsk zu überprüfen, sagte die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion im Deutschlandfunk.
Die Frage werde sein, wie die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa die Waffenruhe kontrollieren könne. Vermutlich seien hierfür zusätzliche OSZE-Beobachter notwendig. Göring-Eckardt betonte, falls Russland die Verabredungen nicht einhalten würde, müsse die EU für weitere Sanktionen bereit sein.
Sie verwies auf die andauernden Kampfhandlungen. Dadurch werde der Glaube an eine Umsetzung des Friedensplans kleiner. In Kiew, wo die Grünen-Politikerin bis gestern zu Gesprächen war, herrsche "große Skepsis". ...
Grieß: Sie sind gerade von einem Besuch in der Ukraine zurückgekehrt, aus der ukrainischen Hauptstadt Kiew, und haben sich dort informiert über das, was dort wahrgenommen wird. Wie ist es bei Ihnen: Entspricht Minsk II Ihren Erwartungen, Frau Göring-Eckardt?
Göring-Eckardt: ... Und in Kiew ist es so, dass natürlich eine ganz große Skepsis herrscht. Sie haben das auch berichtet, von dem Botschafter in Deutschland. Das habe ich dort sowohl von Abgeordneten, von Vertretern der Administration wie auch von Hilfsorganisationen gehört, dass alle sehr, sehr skeptisch sind, was die Umsetzung angeht, und gleichzeitig sehr besorgt. Als gestern die Kampfhandlungen wieder losgingen und in drastischer Weise wieder losgingen, da merkte man, dass der Glaube daran, dass das umgesetzt werden kann, immer geringer wird. Und gleichzeitig ist natürlich die humanitäre Situation in der Ostukraine eine Katastrophe. Und ich glaube, das darf man dabei auch nicht vergessen.
Grieß: Also Sie stimmen in etwa ein in die Tonalität, die wir ja auch von der Kanzlerin Angela Merkel gehört haben: Die Vereinbarungen sind wenig, aber besser als nichts, sinngemäß zumindest wiedergegeben. Hat Putin gewonnen?
Göring-Eckardt: Ich würde nicht sagen, dass Putin gewonnen hat, weil klar ist, mit diesen Vereinbarungen sind wir natürlich auch in der Pflicht, die Europäer sind auch in der Pflicht, auf der einen Seite das zu überprüfen. Da wird die Frage sein, wie die OSZE das tun kann, die Einhaltung der Waffenruhe zu überprüfen, die Einhaltung der Umsetzung der 13 Punkte zu überprüfen. Wahrscheinlich braucht man da auch mehr OSZE-Beobachter. Und auf der anderen Seite ist völlig klar, und das finde ich auch richtig und notwendig, die Sanktionen werden nicht gelockert, im Gegenteil. Im Zweifelsfall müssen die Europäer auch bereit sein, weitere Sanktionen auszusprechen, wenn diese Verabredungen nicht eingehalten werden und wenn Putin seinen Einfluss nicht geltend macht, oder auch, die Frage der Grenzsicherung spielt ja eine große Rolle, es so weiter geht, dass aus Russland nicht nur Militär, sondern eben vor allen Dingen auch Gerät und Unterstützung an die Separatisten kommt. ..." (Deutschlandfunk, 14.2.15)

• Sie töten in der Ukraine für Wotan
Die Tageszeitung junge Welt veröffentlichte am 14.2.15 einen Beitrag von Peter Schaber über die "Misanthropic Division" innerhalb des faschistischen "Asow-Bataillons", das wiederum zur Kiewer Nationalgarde gehört, die dem Innenministerium untersteht:
"Die Faschistengruppe »Misanthropic Division« kämpft innerhalb des Bataillons »Asow« in der Ukraine. Sie will eine rassistische »Volksgemeinschaft« in ganz Europa aufbauen. Die Behörden kümmert das wenig
... Über rechte Milizen im ukrainischen Bürgerkrieg ist, zumindest in der sich als kritisch und links verstehenden Presse, einiges geschrieben worden. Der Fokus lag dabei lange Zeit auf der Partei »Swoboda« und dem »Rechten Sektor«, jenem Zusammenschluss aus faschistischen Gruppierungen, der während der Proteste auf dem Maidan am sichtbarsten war. Geführt von dem Mitbegründer der nationalistischen und an dem Hitler-Kollaborateur Stepan Bandera orientierten paramilitärischen Organisation »Trisub«, Dmitro Jarosch, übernahm der Rechte Sektor eine Reihe wichtiger Aufgaben auf dem sogenannten Euromaidan. Er etablierte sich fest in der politischen Landschaft der Ukraine und stellt bis heute eine militärisch wie ideologisch einflussreiche Bewegung dar. Während Jarosch und seine »Kameraden« ähnlich wie die Swoboda Oleg Tjagniboks darauf bedacht waren, sich als »modernisierte« nationalistische Bewegung zu vermarkten, erstarkten Gruppierungen, die noch weit radikaler sind und offener an der Ideologie des Hitler-Faschismus anknüpfen.
Schon zu Maidan-Zeiten im Herbst 2013 und Frühjahr 2014 waren die »Sozial-Nationale Versammlung« (SNA) und die ihr angegliederte Organisation »Patriot der Ukraine« als der extremste, offen terroristische Flügel des »Rechten Sektors« erkennbar. Die SNA formuliert ihre Position ganz deutlich in einer programmatischen Erklärung: Man wolle eine »harmonische Gesellschaft«, die sei nur auf Grundlage der Rasse zu erreichen: »Unser Nationalismus ist nichts als ein Schloss aus Sand, wenn er nicht auf den Grundfesten des Blutes und der Rasse beruht.« ...
Die SNA, die sich mit der Zeit vom Rechten Sektor unabhängig machte, kämpft heute an der Seite der ukrainischen Regierung mit einer eigenen militärischen Formation, dem berühmt-berüchtigten Bataillon »Asow«. Innerhalb des »Asow« wiederum findet sich die eingangs erwähnte »Misanthropic Division«. Deren Mitglieder verstehen sie als »nationalsozialistische paramilitärische Gruppe«, die im Oktober 2013 aus der SNA heraus gegründet wurde und im Rahmen der »ukrainischen Revolution«, wie sie den »Euromaidan« nennen, ihre Feuertaufe bestanden habe. Angetrieben wird die Gruppe durch eine rassistische sektenähnliche Ideologie, die ihre Fundamente im Nazifaschismus, im »Heidentum« und in einer Betonung von Heldenkult und Todesphantasien hat: »Nationalsozialismus ist mehr als eine Doktrin, es ist eine Lebensphilosophie und eine Religion«, erklärt ein anonym bleibender Sprecher der Gruppe in einem Interview auf deren offizieller Internetpräsenz.
Die »Misanthropic Division« folgt einem kruden Todes- und Kriegskult, ganz ähnlich wie ihre Schwesterorganisation in Russland, die »Wotan-Jugend«. Der Krieg wird Selbstzweck zur Entfaltung des »Übermenschen«, Morden und Sterben »im Dienst für die Sache« werden zu den vornehmsten Pflichten verklärt. »Töten für Wotan«, lautet das Motto. ..."

• Was nicht passt, wird verschwiegen
"... Nicht-Information über den Kriegsverlauf im Donbass ist auch für die Mehrheit der überregionalen deutschen Zeitungen Grundlage ihrer »Berichterstattung« über die »antiterroristische Operation«, wie Kiew den Einsatz schwerer Waffen und faschistischer Freikorps gegen die Bevölkerung des Donbass nennt. In FAZ, Süddeutscher Zeitung, Welt, Zeit, Spiegel, aber auch Neuer Zürcher Zeitung fanden z. B. die zentral organisierten Massaker von Odessa und Mariupol am 2. und 9. Mai 2014 so gut wie nicht statt. Dabei stellten sie eine Zäsur dar: Sie zementierten die Spaltung in West- und Ostukraine. Mit fast komplettem Schweigen begleiteten die deutschen »Leitmedien« Ende Mai die Offensive der Kiewer Armee gegen die Ostukraine, die Poroschenko kurz nach seiner Wahl anordnete – angekündigt hatte er »Versöhnung« und »Dialog«.
Die deutsche Beschweigerzunft hält sich auch weiter daran: Nichts über den Kriegsverlauf. ...
Kiew sah nach der Minsker Vereinbarung vom September 2014, die durch eine katastrophale Niederlage seiner Truppen im August erzwungen worden war, noch keinen Anlass, von seiner bisherigen, von den USA gestützten Angriffspolitik abzurücken. Gesetze über »Abschussprämien« und zur Mobilisierung von insgesamt 100.000 Rekruten sprechen eine klare Sprache, wie auch die erneute Offensive im Dezember 2014. Sie ist gescheitert – nicht zuletzt wegen Auflösung der eigenen Truppe. Entscheidend war aber offensichtlich der Kessel um den Eisenbahnknotenpunkt Debalzewe, dessen Existenz Poroschenko in Minsk anzweifelte. Es geht also weiter. Er und seine Clique sind an dauerhaftem Frieden nicht interessiert, warum auch? Die USA saßen in Minsk nicht am Verhandlungstisch, müssen sich durch nichts gebunden fühlen. Das entwertet das Abkommen nicht völlig, begrenzt aber seine Bedeutung. Frieden ist in Washington nicht erwünscht. Die US-Staatssekretärin Victoria »Fuck the EU« Nuland soll in der US-Delegation zur Münchner Sicherheitskonferenz die Position der deutschen Bundeskanzlerin als »Merkels Moskau-Zeug« bezeichnet haben, von »Moskau-Bullshit« war die Rede. ..." (Arnold Schölzel in junge Welt, 14.2.15, Wochenendbeilage S. 3)

• Kiew weicht Vereinbarung auf - Schuld hat Putin
"Noch bevor das Friedensabkommen von Minsk Samstagnacht in Kraft tritt, wird der ohnehin auf schwachen Beinen stehende Beschluss von den Konfliktparteien ausgehöhlt. Das gibt den Befürchtungen Auftrieb, dass ein wirklicher Friede in der Ostukraine in weiter Ferne liegt.
Die in einem Verhandlungsmarathon vereinbarten Klauseln klingen auf den ersten Blick gut, konnten aber eines nicht: Vertrauen zwischen den Konfliktparteien herstellen. Der ukrainische Präsident Poroschenko traut nach den Krim-Erfahrungen weder Putin noch den Rebellen über den Weg. Die EU ist ebenfalls mehr als skeptisch, denn der Minsk I genannte Friedensschluss vom September hat nicht gehalten.
... Kiew hat bereits am Freitag damit begonnen, die Vereinbarungen von Minsk in einigen Punkten zu relativieren. Die Amnestie für Separatisten etwa gelte nicht für die Anführer der Rebellen im Donbass, heißt es jetzt plötzlich. Und: Die von Poroschenko garantierte Autonomie für die Ostukraine bedeute nicht, dass die Führung in Kiew die Macht aus der Hand geben werde. Vielmehr ist die Rede davon, dass man die Kontrolle über Donezk und Luhansk zurückerlangen wolle.
Das klingt zumindest in den Ohren der Separatisten nicht sehr vielversprechend.
Dahintersteckt, dass die ukrainische Regierung allgemein um ihr Selbstbestimmungsrecht bangt. Und das zu Recht. In der Abmachung von Minsk ist zwar davon die Rede, dass alle Vertragsparteien, also auch der russische Präsident Wladimir Putin, "ihre uneingeschränkte Achtung der Souveränität und der territorialen Unversehrtheit der Ukraine" bekräftigen. Doch jeder weiß, dass Putin diese territoriale Unversehrtheit der Ukraine in der Vergangenheit nicht respektiert hat. Und es ist kein Geheimnis, dass der Kremlherr weiterhin die Geschicke in Kiew im großen Stil beeinflussen will. ..." (Wiener Zeitung online, 13.2.15)

• Donezk: Kiewer Truppen werden nicht aus Debalzewo-Kessel rausgelassen
"Die Milizen der selbsterklärten Volksrepublik Donezk haben nicht die Absicht, die ukrainischen Soldaten aus dem Kessel von Debalzewo zu befreien, ihnen wurde vorgeschlagen, in Gefangenschaft zu gehen, sagte der Vize-Befehlshaber der Volkswehr, Eduard Bassurin, am Samstag.
„Man wird sie nicht beschießen, doch aus dem Kessel wird man sie ebenfalls nicht lassen. Entschuldigung, aber warum sollten wir sie gehen lassen? Wir geben ihnen eine Chance aufs Leben, das ist ein Feind, ein richtiger Feind, der in unser Land gekommen ist“, so Bassurin.

Er betonte auch, dass die Volksmilizen beabsichtigten, die Feuereinstellung streng einzuhalten. Sollte der Gegner jedoch aggressiv handeln, sei mit einer Reaktion zu rechnen. ..." (Sputnik, 13.2.15)

• Kiew will Kontrolle über Donezk und Lugansk zurück
"Vor der beim Minsk-Gipfel vereinbarten Waffenruhe in der Ostukraine hat die Führung in Kiew ihren Anspruch auf die Gebiete der prorussischen Separatisten bekräftigt. "Unser Ziel ist, die Kontrolle über Donezk und Luhansk zurückzuerlangen", sagte Regierungschef Arseni Jazenjuk am Freitag. Entscheidend für einen Erfolg der Vereinbarungen des Ukraine-Gipfels sei die Schließung der Grenze zu Russland, sagte er in einem Interview des US-Senders CNN, das die Regierung auf ihrer Webseite veröffentlichte. Jazenjuk sagte, er rechne damit, dass Russland Einfluss auf die Aufständischen ausüben werde, um die Umsetzung der Gipfel-Beschlüsse zu verzögern. ..." (Der Standard online, 13.2.15)

• Debalzewo-Kessel als Gefahr für den Waffenstillstand
"Einen Tag nach dem Vierergipfel in Minsk warnt der Kreml vor der Gefahr, dass die ukrainischen Truppen, die im Raum Debalzewo von der dortigen Milizen eingeschlossen sind, auch nach dem Eintritt der Waffenruhe am Samstag versuchen würden, aus dem Kessel auszubrechen. Das würde den in Minsk vereinbarten Waffenstillstand gefährden.
„Die ukrainischen Truppen, die sich im Kessel befinden, werden offenbar auch nach Beginn der Waffenruhe versuchen, auszubrechen, und so den Waffenstillstand verletzten. Diese potentielle Gefahr besteht“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Freitag. ..." (Sputnik, 13.2.15)

• G7 warnen vor Nichteinhaltung der Minsker Vereinbarung
"... Die Umsetzung des Minsker Pakets bietet die Perspektive einer umfassenden, dauerhaften und friedlichen Lösung der Krise im Osten der Ukraine.
Die G7 ist dennoch unverändert besorgt über die Lage in der Ukraine, insbesondere angesichts der Kämpfe um Debalzewo, wo von Russland unterstützte Separatistenmilizen jenseits der in den Minsker Vereinbarungen vom September 2014 vereinbarten Kontaktlinie operieren, was bereits zahlreiche zivile Opfer gefordert hat. Wir rufen alle Seiten dringend auf, die Bestimmungen des Pakets strikt einzuhalten und die dort vorgesehenen Maßnahmen unverzüglich durchzuführen, beginnend mit einer Waffenruhe am 15. Februar. Alle Parteien sollten in den kommenden Tagen Handlungen unterlassen, die den Beginn der Waffenruhe erschweren würden. Gleichzeitig ist die G7 bereit, geeignete Maßnahmen gegen diejenigen zu ergreifen, die gegen das Minsker Paket verstoßen, und somit die Kosten für sie zu erhöhen, insbesondere gegen diejenigen, die die vereinbarte umfassende Waffenruhe und den Abzug schwerer Waffen nicht einhalten.
Wir verurteilen erneut die illegale, völkerrechtswidrige Annexion der Krim durch Russland. ...
Wir sprechen der ukrainischen Regierung unsere Anerkennung für ihre feste Entschlossenheit zur Umsetzung dieser ehrgeizigen Reformagenda im Hinblick auf wirtschaftliche, rechtsstaatliche und demokratische Reformen aus." (Pressemitteilung Bundesregierung, 13.2.15)
Poroschneko hat sich bei US-Präsident Obama für die G7-Erklärung bedankt.

• Ukrainisches Militär will Minsker Vereinbarungen einhalten
"Das ukrainische Militär erklärt sich bereit, die neuen Friedensvereinbarungen, die am Donnerstag vom Vierergipfel ausgehandelt und von der Kontaktgruppe unterschrieben worden sind, zu erfüllen.
„Die ukrainische Seite ist bereit, alle Bedingungen der Minsker Abkommen vom September zu erfüllen, sowie den Plan, den die trilaterale Gruppe gestern unterschrieben hat“, sagte Andrej Lyssenko, Pressesprecher der ukrainischen Militäroperation im Donezbecken, am Freitag in Kiew. ..." (Sputnik, 13.2.15)

• OSZE-Generalsekretär: Keine russischen Truppen gesehen
"OSZE-Generalsekretär Lamberto Zannier will unter den Volkswehrmilizen im Donbass russische Bürger, jedoch keine Einheiten der russischen Armee gesehen haben.
Wie Zannier am Freitag in Kiew sagte, habe er keine Bewegungen russischer Einheiten auf dem Territorium des Donbass gesehen.
Moskau betonte mehrmals, am innerukrainischen Konflikt nicht beteiligt zu sein und keine Waffen an die ostukrainische Volkswehr zu liefern. Dabei hat Moskau nicht geleugnet, dass Freiwillige aus Russland an der Seite der Volksmilizen im Donbass kämpfen. ..." (Sputnik, 13.2.15)

• Gefährliche Lücken in Minsker Vereinbarung
"Die Frage ist nun, ob Minsk 2 besser hält, als die Vereinbarungen von Minsk 1 im September 2014, gibt Roland Götz zu bedenken. Sputnik-Korrespondent Armin Siebert hat den Mitarbeiter vom Bundesinstitut für ostwissenschaftliche Studien zu den Ergebnissen des jüngsten Vierergipfels in der weißrussischen Hauptstadt interviewt.
Nach dem Verhandlungsmarathon der Staats- und Regierungschefs aus Deutschland, Frankreich, Russland und der Ukraine in Minsk ist nun eine Waffenruhe ab Sonntag beschlossen worden. Das Maßnahmenpaket hält allerdings noch einige Lücken bereit. „Zunächst einmal hindert niemand die beiden Seiten daran weiterzukämpfen, um taktische Gewinne zu erzielen“, erklärt Götz. Die Kämpfer der Volksrepubliken Donezk und Lugansk sollen sich nun bis zur Demarkationslinie zurückziehen, die man bereits bei den ersten Verhandlungen am 19. September vereinbart hatte. Ob das allerdings die Soldaten so hinnehmen, bleibt abzuwarten. „Die Kämpfer in den östlichen Landesteilen, hier werden sie Separatisten genannt, sind zunehmend im Vorteil gegenüber der ukrainischen Armee. Darum wird es für sie schwer einzusehen sein, zumindest aus militärischer Logik, diesen Vorteil aus der Hand zu geben“, erklärt Götz.
Die Vereinbarung des Abschlussdokuments, demnach den Volksrepubliken im Osten der Ukraine eine gewisse Unabhängigkeit zugesichert werden soll, habe nach Meinung von Götz gar nichts zu bedeuten. „Es geht um eine gesichtswahrende Formulierung für beide Seiten. Da liegen die Interessen noch ganz weit auseinander.“ ...
„Ich denke, am schwersten ist es für Poroschenko, die Ergebnisse von Minsk 2 zuhause verständlich zu machen. Er hat zwar noch verhindern können, dass es zu einer offenen Kapitulation der ukrainischen Seite kommt, aber die Kräfteverhältnisse haben sich ja im Grunde gar nicht geändert.“
Die endgültige Aufhebung der EU-Sanktionen gegen Russland sieht Götz eher skeptisch. ..." (Sputnik, 13.2.15)

• Unterschiedliche Interpretationen des Minsker Abkommens
"Im Donbass sollen ab Sonntag null Uhr die Waffen schweigen. Dies ist die konkreteste der Vereinbarungen, auf die sich Russland, die Ukraine, Deutschland und Frankreich in Minsk geeinigt haben. Nach siebzehnstündigen Verhandlungen, die sich die Nacht vom Mittwoch zu Donnerstag über hinzogen, kam gegen zehn Uhr am Donnerstag morgen die Mitteilung über die Einigung. Wie der russische Präsident Wladimir Putin weiter mitteilte, sollen ab Dienstag die schweren Waffen abgezogen und innerhalb von 19 Tagen alle Gefangenen freigelassen werden. Dies soll auch für die ukrainische Militärpilotin Nadeschda Sawtschenko gelten, die unter dem Vorwurf der Beihilfe zur Tötung zweier russischer Journalisten in Russland inhaftiert ist.
Die Vereinbarung verkündet mit der Unterschrift aller Beteiligten den Respekt für die territoriale Integrität der Ukraine. Doch bei der Interpretation beginnen die Widersprüche. Während Putin erklärte, die Hoheit der Ukraine über ihre Ostgrenze könne im Donbass erst wieder hergestellt werden, wenn eine Verfassungsreform beschlossen sei, sagte sein ukrainischer Gegenpart Petro Poroschenko, von einer Föderalisierung des Landes könne keine Rede sein. Laut Poroschenko hat Russland auch dem Abzug aller ausländischen Truppen aus der Ukraine zugestimmt – ein aus Moskauer Sicht billiges Zugeständnis, weil nach eigener Darstellung keine russischen Truppen in der Ukraine im Einsatz sind. ...
An der Front des Bürgerkriegs führte die Unterzeichnung des Waffenstillstands in Minsk dazu, dass die Kämpfe wieder auflebten, um vor dem Stichtag am Wochenende die eigene Position zu stärken. Die ukrainische Seite begann mit Unterstützung zahlreicher Panzer einen Versuch, den Ring der Aufständischen um den Kessel von Debalzewe aufzubrechen. Ob dies erfolgreich war, war bis zum frühen Nachmittag nicht eindeutig zu klären. Der Kiewer Außenminister Pawlo Klimkin erklärte gegenüber der Zeit, seine Regierung bestehe weiter auf westlichen Waffenlieferungen. Sie seien erforderlich, um die »prorussischen Terroristen« erfolgreich zurückschlagen zu können. Erst wenn die Kosten des Krieges für Russland stiegen, gebe es eine Aussicht auf Stabilität, so Klimkin. ..." (junge Welt, 13.2.15)

• Minsker Abkommen bietet keine Lösungen
"Am Tag, an dem morgens in Minsk ein Waffenstillstand vereinbart wurde, starten die ukrainischen Truppen bei Debalzewe eine Gegenoffensive gegen die Aufständischen. Das mag Moralisten empören, aber es ist nicht überraschend. Jede Seite wird bestrebt sein, vor dem Stichtag, zu dem die Waffen – wenigstens einstweilen – ruhen sollen, eine bestmögliche Ausgangsposition zu erkämpfen. Denn eines ist auch klar: Keines der politischen Probleme, die dem Konflikt im Donbass und dem in der Ukraine zugrundeliegen, wurde durch das Minsker Treffen auch nur ansatzweise gelöst.
Dazu sind die Interpretationen der Einigung durch die beteiligten Seiten zu widersprüchlich. ...
Das einzige, was in diesem Zusammenhang einen bescheidenen Anlass zum Optimismus bietet, ist die lange Übergangsfrist: Erst zum Ende dieses Jahres soll die Ukraine die Grenze wieder kontrollieren können. Das ließe, wenn es sich erhärtet, noch einige Monate Zeit für Verhandlungen – aber natürlich auch, die Sache doch noch auszuschießen, wenn die Verhandlungen scheitern sollten. Das wiederum ist nicht auszuschließen, und zumindest die Ukraine scheint auf diese Option zu setzen. Dass ihr Außenminister Pawlo Klimkin ausgerechnet an dem Tag, an dem Angela Merkel als Vermittlerin eines Waffenstillstands auftritt, in der deutschen Wochenzeitung Zeit auf westlichen Waffenlieferungen besteht und dies damit begründet, die »prorussischen Terroristen« müssten wirksamer bekämpft und der »Preis« für Russland erhöht werden, lässt für die Zukunft wenig Gutes erwarten. Es ist politisch eine Ohrfeige für Merkels Versuch, den Konflikt wieder an den Verhandlungstisch zurückzubringen und Russland im diplomatischen Boot zu halten. Klimkin signalisiert: Wir halten uns alle Optionen offen, eure Deeskalationsbemühungen interessieren uns nur, insofern sie uns stärken. Eine Kühnheit, die sich der Mann nicht ohne Rückhalt bei der Partei des Krieges in Washington geleistet hätte. ..." (Reinhard Lauterbach in junge Welt, 13.2.15)

• Wirtschaft vor dem Kollaps und zunehmende Proteste
"Die Zahlen, die die westliche Wirtschaftspresse Anfang dieses Monats über die Ukraine veröffentlichte, sind alarmierend. Die Devisenreserven des Landes betrügen noch etwas über sechs Milliarden US-Dollar, schrieb die US-Zeitschrift Forbes am Montag. Das entspreche dem Gegenwert der Importe über fünf Wochen. Die Landeswährung Griwna steht inzwischen mit 26 pro US-Dollar auf einem Drittel des Werts, den sie vor dem Euromaidan hatte; allein am 5. Februar schmierte sie um 30 Prozent ab, nachdem die Nationalbank erklärt hatte, keine Devisenauktionen mehr abzuhalten. ...
Selbst die Regierung Jazenjuk räumt ein, dass der Krieg im Donbass – abgesehen von den laufenden Kosten für das Militär und ohne die noch nicht kalkulierbaren Kosten eines Wiederaufbaus – die Wirtschaftsleistung und die Steuereinnahmen um 20 Prozent gedrückt habe. Das entspricht in groben Zügen dem Anteil, den die Schwerindustrie der Ostukraine am Sozialprodukt des Landes hatte. ... Laut offiziellen Angaben über die direkten Kosten des Krieges betrugen diese zuletzt etwa 250 Millionen US-Dollar monatlich – was das 2,5-fache der Summe ist, die Poroschenko und Co. anfänglich nannten. Die Antwort Kiews lautet offenbar, die Gelddruckmaschine anzuwerfen. Die Inflation der Griwna ist 2014 auf 25 Prozent gestiegen und wird für dieses Jahr nur wenig niedriger erwartet. ...
Die Ukraine ist also dringend auf externe Finanzquellen angewiesen. Von Russland hat sie nichts zu erwarten und kann froh sein, wenn Moskau darauf verzichtet, einen im Dezember 2013 an Wiktor Janukowitsch gewährten Kredit über drei Milliarden US-Dollar fällig zu stellen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat der Ukraine im Laufe des vergangenen Jahres Kredite über 17 Milliarden US-Dollar gewährt. Jetzt wurde ein neues Hilfspaket zugesagt, wie Deutschlandfunk am Donnerstag meldete. IWF-Chefin Lagarde erklärte, dass das vom Bankrott bedrohte Land zunächst 17,5 Milliarden Dollar über vier Jahre hinweg erhalte. Im Gegenzug müsse die Ukraine »wirtschaftliche Reformen« umsetzen. ...
In dieser Situation spitzt sich auch die innenpolitische Konfliktlage zu, Sozialproteste mehren sich. In Kiew streikten tagelang die Straßenbahnfahrer, weil sie seit drei Monaten kein Gehalt bekommen hatten; mehrere tausend Lehrer protestierten gegen geplante Entlassungen im Bildungswesen, und vor der Kiewer Stadtverwaltung forderten Tausende den Rücktritt von Bürgermeister Klitschko wegen drastischer Mieterhöhungen. Hoffnungen auf eine Wende zum Besseren sind gleichwohl verfrüht. Als Organisator dieser Kundgebungen tritt meist die faschistische Swoboda-Partei in Erscheinung. Seitdem sie für die Regierungskoalition nicht mehr benötigt wird, versucht sie offenbar, über soziale Demagogie einen Neustart zu schaffen und die Proteste gleichzeitig durch nationalistische Färbung zu zähmen." (junge Welt, 13.2.15)

• Merkel für weitere Sanktionen gegen Russland
"Die Europäische Union behält sich für den Fall eines Scheiterns der Waffenruhe in der Ostukraine weitere Sanktionen gegen Russland vor. "Wir halten uns alle Reaktionsmöglichkeiten offen", sagte die deutsche Kanzlerin Angela Merkel nach dem EU-Gipfel am Donnerstagabend in Brüssel. Auch die bereits beschlossenen Sanktionen werden am Montag in Kraft treten.
Bei diesen Maßnahmen geht es um Einreiseverbote und Vermögenssperren. Die Sanktionen seien wegen der Angriffe der ostukrainischen Separatisten auf die Stadt Mariupol verhängt worden, sagte Merkel. Zudem habe der Gipfel die EU-Kommission aufgefordert, weitere Wirtschaftssanktionen gegen Russland vorzubereiten, falls diese notwendig werden sollten, betonte Merkel. "Wenn es Schwierigkeiten gibt, schließen wir auch weitere Sanktionen nicht aus." ..." (Der Standard online, 13.2.15)

• Diplomat: NATO ohne Beweise für Teilnahme russischer Militärs am Krieg
"Der Nato liegen keine Beweise für die Teilnahme russischer Militärs am Konflikt im Osten der Ukraine, wie der stellvertretende russische Außenminister Alexej Meschkow am Donnerstag RIA Novosti sagte.
Die Nato hat wiederholt auf das Vorhandensein von Indizien für die Präsenz russischer Militärtechnik im Osten der Ukraine sowie für den Aufenthalt russischer Militärs dort verwiesen, jedoch keine Beweise dafür vorgestellt.
„Die Nato hat keinerlei Beweise dafür“, so Meschkow. Er äußerte sein Bedauern darüber, dass „derartige Äußerungen nicht von scharfmacherischen Politikern, sondern vom Leiter der Organisation gemacht wurden, die definitionsgemäß kein propagandistisches Sprachrohr sein darf und klare und glaubwürdige Angaben liefern muss“.
Laut dem Vizeaußenminister hat Nato-Chef Jens Stoltenberg dieses Thema nicht bei den jüngsten Verhandlungen mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow in München aufgeworfen. „Um dieses Thema ins Gespräch zu bringen, muss man konkrete Angaben dazu haben. Die Nato hat uns im Laufe des vergangenen Jahres keine konkreten Angaben dazu vorgestellt“, so Meschkow. ..." (Sputnik, 12.2.15)

• Erfolg des Minsker Abkommens offen
"Für den Innsbrucker Politologen Gerhard Mangott weckt das Ergebnis der Minsker Gespräche Hoffnungen, ob es die Kämpfe aber beendet, ist zweifelhaft
derStandard.at: Wie lange wird die am Donnerstag in Minsk getroffene Einigung für den Konflikt in der Ostukraine halten?
Mangott: Die Kämpfe dauern derzeit noch immer an. Vor allem der Status von Debalzewe ist ungeklärt. Entweder sind die ukrainischen Soldaten in der Stadt tatsächlich eingekreist und müssten daher die Stadt über einen humanitären Korridor verlassen. Oder sie sind es nicht und können dort verbleiben, womit Debalzewe weiter unter ukrainischer Kontrolle steht. Allein daran kann die Einstellung der Kampfhandlungen am 15. Februar scheitern. Wird diese Frage gelöst, ist mit einem Abflauen der Kampfhandlungen zu rechnen. Ob aber ein belastbarer, beidseitiger Waffenstillstand umgesetzt werden kann, ist derzeit völlig offen. Nach dem Minsker Protokoll vom 5. September 2014 war schon einmal ein Waffenstillstand angesetzt, der aber nie eingehalten wurde.
derStandard.at: Wer hat seine Interessen besser durchgesetzt?
Mangott: Die Ukraine hat erreicht, dass die im Minsker Memorandum vom 19. September 2014 beschlossene Demarkationslinie zwischen den ukrainischen Kräften und den Rebellen weiterhin aufrecht bleibt. Anders als erwartet muss die Ukraine damit die territorialen Gewinne der Rebellen in den vergangenen Monaten nicht anerkennen. Allerdings sind die Rebellen auch nicht gezwungen, sich hinter die Frontlinie vom September 2014 zurückzuziehen. Die Ukraine hat auch erreicht, dass ein Zeitplan für die Wiedererlangung der Kontrolle über die russisch-ukrainische Grenze in den Rebellengebieten vereinbart wurde. Allerdings steht das unter dem Vorbehalt, dass für die Rebellengebiete über eine Verfassungsreform ein "dauerhafter besonderer Status" eingerichtet wird. Was das konkret bedeutet, ist aber heftig umstritten.
derStandard.at: Und Russland?
Mangott: Russland wiederum hat erreicht, dass Kiew die finanzielle und wirtschaftliche Blockade der Rebellengebiete beenden soll und die genannte Verfassungsreform zustande kommt. Aber auch hier bleibt abzuwarten, ob diese Verpflichtungen auch umgesetzt werden. ..." (Der Standard online, 12.2.15)

• Hat neue Minsker Vereinbarung mehr Gewicht?
"Eine neue Minsker Vereinbarung über ein Ende der Kämpfe in der Ukraine hat nach Ansicht des Russlandbeauftragten der Bundesregierung, Gernot Erler (SPD), mehr politisches Gewicht. Auch Moskau habe zunehmendes Interesse, sich an solche Vereinbarungen künftig zu halten - und die Sanktionsspirale zu beenden.
Bei dem Treffen sei ganz offensichtlich der schlimmste Fall vermieden worden, sagte Erler, "nämlich dass die Staats- und Regierungschefs irgendwann sagen, wir können uns nicht einigen, wir fahren nach Hause".
Das Abkommen sei eine Kopie des Minsker Friedensabkommens vom 5. September 2014. Das Dokument sei jedoch nur von den Unterhändlern der Ukraine-Kontaktgruppe unterzeichnet worden, sagte Erler. "Jetzt werden wir vielleicht etwas haben, was so ähnlich klingt wie einige Punkte von Minsk I, aber es wird eine andere Autorität dahinter stecken, nämlich die Unterschrift von den vier Staats- und Regierungschefs" der Ukraine, von Russland, Frankreich und Deutschland. "Das enthält eine Hoffnung, nämlich dass es nicht das gleiche Schicksal gibt für Minsk II wie für Minsk I, nämlich das auf dem Papier alles das steht, was man braucht, und hinterher nichts umgesetzt wird."
Dieses Minsk-II-Abkommen habe ein anderes politisches Gewicht, sagte Erler. Jetzt "muss natürlich jeder, der die Verantwortung trägt, erklären, wenn es nicht umgesetzt wird, wieso er als Staats- und Regierungschef das nicht erreichen kann." Der Russlandbeauftragte sagte, bei Moskau sei ein zunehmend starkes Interesse zu erkennen, die Sanktionsspirale zu beenden und abzubauen. ..." (Deutschlandfunk, 12.2.15)

Herzlichen Dank an alle, die hier und an anderen Stellen weitere Hinweise, Anregungen und Informationen beigetragen haben und beitragen
Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Hans Springstein

Argumente und Fakten als Beitrag zur Aufklärung (Bild: Eine weißeTaube in Nantes)

Hans Springstein

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden