Nachtrag zu Folge 233

Ukraine-Konflikt Eine angeblicher Fund von US-Waffen durch die Aufständischen in Lugansk soll ein Fake sein

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In Folge 233 war auch das zu lesen:

• Lager mit US-Waffen in Lugansk entdeckt
"Die Bürgermilizen der von Kiew abtrünnigen Volksrepublik Lugansk haben im Flughafen der regionalen Hauptstadt ein Waffenlager entdeckt. Nach Angaben der Milizen wurden Handfeuerwaffen und Raketen mit der Markierung des US. Department of Defense sichergestellt. Der Flughafen war bei Gefechten mit dem ukrainischen Militär zerstört worden.
„Beim Aufräumen haben die Arbeiter ein Depot mit Munition, Handfeuerwaffen und schweren Waffen, darunter auch Made in USA, entdeckt“, teilte Leonid Tkatschenko, zuständiger Ressortleiter in der Generalstaatsanwaltschaft von Lugansk, am Mittwoch mit. Unter anderem seien infrarotgelenkte Flugabwehr-Raketen vom Typ Stinger sichergestellt worden. Viele der Waffen hätten die Markierung US. Department of Defense getragen.
Die Volksmilizen hatten vor fast einem Jahr die ukrainische Armee aus dem Flughafen Lugansk verdrängt. Dass das Munitionslager erst jetzt gefunden wurde, führte Tkatschenko darauf zurück, dass der Eingang in den Raum bis jetzt unter den Trümmern verschüttet war. ..." (Sputnik, 22.7.15)

Inzwischen gibt es u.a. diese Meldung von Spiegel online dazu: "Liefern die USA heimlich schwere Waffen an die Ukraine? Prorussische Separatisten präsentieren Aufnahmen angeblicher Stinger-Raketen. Deren Beschriftung erinnert jedoch an ein Computerspiel. ..."

Interessant ist aber, dass die zu sehenden mutmaßlichen Fake-Stinger (siehe auch den Bericht der Moscow Times) abgesehen von der falschen Beschriftung das Aussehen der Original-Stinger haben. Die Beschriftung "Tracking Rainer" für die virtuelle Stinger im Computerspiel "Battlefield 3" hat zumindest auch einen anderen Schrifttyp verwendet als die mutmaßliche Fake-Stinger von Lugansk. Hier ein Video zum realen Stinger-Training, auf dem die korrekte Beschriftung auf dem Abschussgerät zu sehen ist.
Könnte es vielleicht auch sein, dass nicht die Meldung der Lugansker Aufständischen der Fake ist, sondern die gefundenen Manpads der Kiewer Truppen, ob Armee oder eher Freikorps, ein Fake oder Ähnliches sind, wahrscheinlich gekauft auf dem Waffenschwarzmarkt, als "US-Waffen" angeboten von einem Waffenhändler?
Es sind nur Gedanken, auf die mich folgende Hinweise brachten:
- Die Ukraine gilt seit den 90er Jahren als einer der größten Umschlagplätze im illegalen Waffenhandel, als wichtiges Transitland.
- Es gibt Stinger-Nachbauten aus anderen Ländern, z.B aus Pakistan, mit US-Lizenz, zum Teil auch illegal nachgebaut
- Es gab 2014 Meldungen von ukrainischen Waffenlieferungen an die Anti-Assad-Kräfte in Syrien, abgewickelt gar über Deutschland. 2012 gab es russische Informationen über Stinger-Raketen bei den syrischen "Rebellen".
- Letztere wurden von den USA dementiert. Aber der Rechnungshof des US-Kongresses GAO stellte bereits 2004 in einem Bericht fest, dass Stinger-Raketen exportiert wurden, aber dass das US-Kriegsministerium keine genauen Kontrollangaben dazu machen konnte.
- Die ukrainische Hackergruppe Cyberberkut veröffentlichte 2014 angeblich gehackte US-Dokumente, denen zufolge die USA 150 Stinger-Raketen an Kiew liefern wollten.
- US- und westliche Waffenlieferungen laufen oft über Drittstaaten und/oder Zwischenhändler ab, auch um die Spur in die USA zu verwischen und/oder US-Gesetze umgehen zu können. Das ist z.B. in Syrien der Fall. Die CIA hilft dabei kräftig mit.
In einem Bericht von 2008 über den Waffenhandel wird u.a. angegeben, dass Stinger-Raketen bei den tschetschenischen Rebellen in Russland gesichtet wurden.
Vielleicht sind die Lugansker Aufständischen einem anderen Fake aufgesessen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Hans Springstein

Argumente und Fakten als Beitrag zur Aufklärung (Bild: Eine weißeTaube in Nantes)

Hans Springstein

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