Nun doch: US-Söldner in der Ostukraine

Ukraine Nun werden die Informationen über US-Söldner in der Ukraine doch vorsichtig bestätigt

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Ich habe ehrlich geglaubt, ich lese nicht richtig, als ich Folgendes vorhin bei Spiegel online sah:

"Einsatz gegen Separatisten: Ukrainische Armee bekommt offenbar Unterstützung von US-Söldnern
400 US-Söldner sollen in der Ostukraine gegen die Separatisten kämpfen. Das berichtet "Bild am Sonntag" und beruft sich dabei auf Geheimdienstinformationen. Die Kämpfer kommen demnach vom Militärdienstleister Academi, früher bekannt als Blackwater.
...
Ein Zeitungsbericht legt nun nahe, dass an der Sache womöglich doch etwas dran sein könnte: Laut "Bild am Sonntag" werden die ukrainischen Sicherheitskräfte von 400 Academi-Elitesoldaten unterstützt. Sie sollen Einsätze gegen prorussische Rebellen rund um die ostukrainische Stadt Slowjansk geführt haben. Demnach setzte der Bundesnachrichtendienst (BND) die Bundesregierung am 29. April darüber in Kenntnis. Wer die Söldner beauftragt habe, sei noch unklar.
Die Informationen sollen vom US-Geheimdienst stammen und seien während der sogenannten Nachrichtendienstlichen Lage, einer regelmäßigen Besprechung unter Leitung von Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU), vorgetragen worden. ..."

Ich hatte am 8. März 2014 Folgendes geschrieben: "Verschiedenen Informationen zufolge halten sich ausländische Söldner in der Ukraine auf. Zudem gibt es Warnungen vor "Operationen unter falscher Flagge"". Mehr kann hier nachgelesen werden.

Hier noch mehr Informationen, die ich alle schon mal in Mopperkopps Reihe "Machtergreifung" gebracht hatte, zum Nachlesen:

"Die Söldnerfirma, die unter dem Namen "Blackwater" bekannt ist und inzwischen "Academi" heißt, bietet Scharfschützen-Kurse an, für "Basic Sniper" und "Advanced Sniper"" (Kommentar vom 7. März)

Zu den Söldnern gab es in der letzten Zeit verschiedene Meldungen:
"Russlands Außenamt hat seine Besorgnis über die Verlegung zusätzlicher Armeeeinheiten in den Osten der Ukraine geäußert. Zu diesen Einheiten gehören auch Vertreter der US-Organisation Greystone, heißt es in einem Appell des Ministeriums auf der offiziellen Facebook-Webseite.
Nach Angaben des Ministeriums werden in den Südosten der Ukraine, darunter auch nach Donezk, Einheiten der Truppen des Innenministeriums und der Nationalgarde verlegt, aber auch Kämpfer aus der illegalen bewaffneten Formation Rechter Sektor. ..." (RIA Novosti, 8.4.14)
Später wurde die Firma Greystone von RIA Novosti zitiert, die bestritt, Mitarbeiter nach Kiew geschickt oder einen Auftrag dazu bekommen zu haben. ...

RIA Novosti, 9.4.14: "Die Präsenz ausländischer Söldner in der Ukraine ist unzulässig. Mitarbeiter von privaten Militärunternehmen können Kampfhandlungen provozieren, wie Dennis Kucinich, Ex-Kongressabgeordneter und ehemaliger Anwärter auf das Amt des US-Präsidenten, in einem Interview für RIA Novosti sagte.
Früher hatte das russische Außenministerium Beunruhigung darüber zum Ausdruck gebracht, dass zusätzliche Kräfte der ukrainischen Armee im Osten der Ukraine zusammengezogen werden. In ihrem Bestand gibt es Vertreter des Unternehmens Greystone Ltd., Einheiten der Einsatztruppen und der Nationalgarde der Ukraine sowie Kämpfer der illegitimen bewaffneten Formation „Rechter Sektor“."

Russia Today, 15.4.14: 15:24 GMT: There are currently no Ukrainian army vehicles inside the Donetsk region city of Slavyansk, say live reports on anti-government channels set up by eastern Ukrainian activists.

RIA Novosti, 10.4.14: "Private US-Sicherheitsfirmen haben Informationen zurückgewiesen, an den Ereignissen in der Ukraine beteiligt zu sein, schreibt die Zeitung „Kommersant“ am Donnerstag.
Russlands Außenministerium hatte der Regierung in Kiew vorgeworfen, rund 150 Spezialisten der US-Sicherheitsfirma Greystone angeheuert zu haben, um die Unruhen in der Ostukraine zu unterdrücken.
„Unsere Mitarbeiter arbeiten nicht in der Ukraine und wir haben nicht vor, sie dorthin zu schicken“, hieß es in einer Mitteilung der US-Sicherheitsfirma.
Nach der Besetzung des Verwaltungsgebäudes in Donezk berichteten Vertreter der Organisation „Selbstverteidigung des Donezkbeckens“, ausländische Söldner bei ihrer Ankunft am Donezker Flughafen gesehen zu haben. Am Dienstagmorgen seien 200 ausländische „Legionäre“ am Flughafen eingetroffen."

RIA Novosti, 8.4.14: "Mit dem Entsenden von Kämpfern der privaten US-Militärfirma Greystone in die Ukraine setzen die Vereinigten Staaten nach der Einschätzung des russischen Experten Igor Korotschenko ihre gewaltsame Einmischung in die inneren Angelegenheiten dieser ehemaligen Sowjetrepublik fort.
„Weil die ukrainischen Sicherheitsstrukturen faktisch versagen, sollen die ausländischen Söldner die Proteste im Osten und Süden niederschlagen“, kommentierte Korotschenko, Chefredakteur des Magazins „National Defence“, die Mitteilung des russischen Außenministeriums, dass mindestens 150 Spezialisten aus der privaten US-Militärorganisation Greystone in die Ost-Ukraine geschickt worden seien. Die Amerikaner seien in die Uniform der ukrainischen Spezialeinheit „Sokol“ gekleidet worden."

Hier ein Video, aufgenommen am 11.4.14 am Flughafen Donezk, das Uniformierte zeigt, die nicht nach ukrainischen Soldaten o.ä. aussehen, sondern eher wie Söldner, z.B. von der Blackwater-Nachfolgefirma Academi/Greystone ... aber davon gibt es sicher mehr als eine.

Hier weitere Informationen dazu: "Nach Angaben aus Donezk ist eine weitere Gruppe der amerikanischen Söldner am Flughafen der Stadt eingetroffen. Die Maidan-Regierung plant, diese Söldner bei Säuberungsaktionen im Gebiet einzusetzen. Sergej Zyplakow, stellvertretender Leiter der Volkswehr vom Gebiet Donbass behauptet, die Landtruppe zähle 100 Söldner. Amerikanischen und britischen Presseberichten zufolge beträgt die Zahl der Söldner, die die Kiewer Führung im Südosten der Ukraine einsetzen will, bis zu 1.800 Menschen." (Stimme Russlands, 10.4.14)

ITAR TASS, 25.3.14: Die Entscheidung ausländische Söldner zu engagieren, stammt von dem Oligarchen Ihor Kolomoyskyi, Miteigentümer der ukrainischen Privatbank, und Serhiy Taruta, Chef der Industrievereinigung von Donbass, einem Kohlebecken im Osten der Ukraine, die von den neuen Machthabern in Kiew als Statthalter in der Region Dnepropetrovsk und östlichen Region Donetsk ernannt wurden. Den offiziellen ukrainischen Strafverfolgungsbehörden werde nicht zugetraut, gegen die Widerständigen in der Ostukraine vorgehen zu können. Die Entscheidung sei dem sogenannten Interimspräsidenten Turtschinow mitgeteilt worden.
Hier ein Bericht von Russia Today vom 9.4.14, der ebenfalls sagt, dass Kiew ausländische Södner engagierte, um gegen die Widerständigen vorzugehen. Dass die Söldnerfirma Greystone dementiert, gehöre zum Geschäft, sagt in dem Bericht David Becker von der Anti-War Answer Coalition in den USA

Hier wird ein Video gezeigt, eingestellt am 10.4.14, in dem Widerständige in Charkow einen vermutlichen Söldner überwinden, der englisch spricht und erkennbar eine "Sokol"-Uniform trägt

Nachtrag: In dem Zusammenhang muss an die unheilvolle Tradition der US-Einmischung in der Ukraine erinnert werden, das u.a. dieser von Willy Wimmer schon 2001 beschriebenen Linie folgt: "4. Der Krieg gegen die Bundesrepublik Jugoslawien sei geführt worden, um eine Fehlentscheidung von General Eisenhower aus dem 2. Weltkrieg zu revidieren. Eine Stationierung von US-Soldaten habe aus strategischen Gründen dort nachgeholt werden müssen." Es geht generell um die Korrektur der Geschichte nach dem 2. Weltkrieg, unter dem Stchwort "Neue Weltordnung".

Da gibt es eine unheilvolle Verbindung in die Geschichte: "Ab Ende der 40er Jahre begannen US-Dienststellen gezielt mit der Anwerbung von ehemaligen Nazi-Kollaborateuren und SS-Veteranen für den Widerstand in der Ukraine und im Baltikum. Denn aus Sicht der Amerikaner waren es genau die Leute, die man dort brauchte. Die Aufständischen vor Ort wurden mit Waffen und Sprengstoff versorgt und von Radio Free Europe zum Durchhalten ermuntert. Dazu wurden immer wieder kleine Teams von Spezialisten mit Fallschirmen abgesetzt, die für Propaganda, Sabotage und Attentate ausgebildet waren. Ein Oberst erzählte später noch mit einer gewissen Begeisterung: "Einige dieser Männer waren die besten Berufskiller, die ich je kennengelernt habe." Man sollte wie gesagt nicht denken, dass es sich bei diesem vergessenen Krieg um eine Kleinigkeit gehandelt hat. Der CIA-Leiter für Geheimoperationen Frank Wisner schätzte, dass allein in der Ukraine bis 1960 etwa 35.000 sowjetische Kader durch Guerillas ermordet wurden. Dass die Zahl derer, die durch die Unterdrückung des Aufstandes ums Leben kamen, um ein Vielfaches höher lag, versteht sich von selbst."

Aus einem Kommentar aus dem März von mir: Der Westen führte auch einen Untergrundkrieg gegen die UdSSR nach 1945, auch auf dem Boden der Ukrainischen Sowjetrepublik: "Bandera, dessen Milizen im Zweiten Weltkrieg zahlreiche Massaker begingen, darunter Massaker an Juden, erhielt nach Kriegsende Zuflucht in der Bundesrepublik - wie zahlreiche andere ukrainische NS-Kollaborateure auch. Andere wurden von der CIA in die Vereinigten Staaten verbracht, um dort für die Unterstützung verdeckter Operationen auf sowjetischem Territorium zur Verfügung zu stehen. Gemeinsames Ziel der Bundesrepublik und der USA war es, durch Unterstützung der ukrainischen Nationalisten die Sowjetunion zu schwächen und einen Sieg im Systemkampf herbeizuführen." (Quelle) In der TV-Doku "Hinter den feindlichen Linien - Geheimoperationen im Kalten Krieg" gibt es ebenfalls Infos dazu, u.a. hier nachschaubar

aktualisiert um 15:32 Uhr mit Informationen, die ich im März und April bereits online veröffentlicht habe

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Geschrieben von

Hans Springstein

Argumente und Fakten als Beitrag zur Aufklärung (Bild: Eine weißeTaube in Nantes)

Hans Springstein

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