Sie sind zurück! "Unsere Jungs"! "Unsere Weltmeister"! "Unsere Vorbilder"! So zumindest die offizielle Lesart. Der DFB hoffte schon direkt nach dem Final-Spiel, dass Kinder und Jugendliche, wie einst nach dem Weltmeister-Titel 1990, die Fußball-Clubs der "Nation" stürmen werden, um ihren Vorbildern nachzueifern.
Nun haben Vorbilder allerdings auch eine gewisse Verantwortung gegenüber ihren fanatischen Anhängern [kurz "Fans"]!
Wenn ein Teenie-Idol beim Rauchen erwischt wird, dann ist die mediale Empörung oft groß. Alkohol und Dope scheinen eh nur den Rock-Rentnern erlaubt zu sein. Da wurden Drogen-Exzesse quasi vorausgesetzt. Und wenn sich eine junge Sängerin Jahrzehnte nach Cher und Madonna halbnackt in sexy Posen zeigt, dann wird ein Fass aufgemacht, als wäre es das allererste Mal, dass eine weibliche Sängerin so etwas getan hat, um die Verkäufe ihrer Platten [Kurzform von Schallplatte, auch bekannt als Vinyl, Vorgänger der CD, welche wiederrum von der Mp3 abgelöst wurde. Spotify für Alte.] anzukurbeln.
Und obwohl die meisten Beobachter es denken, so verteidigen nur die wenigsten diese Opfer der Medien. Kaum einer sagt dann Sätze wie:
"Jetzt lasst sie doch erst einmal Mal ausgiebig feiern! Sie ist doch noch jung. Das kennen wir doch alle!"
"Schon wieder diese Spielverderber. Darf er sich nicht über seinen Erfolg freuen?"
"Verstehe euch nicht. Immer nur meckern. Sie kann doch stolz auf ihren wunderschönen Körper sein!"
"Boah ey. Was könnte ich mich über all die Hater aufregen. Ihr seid doch nur neidisch, ey! Der ist doch voll cool!"
Unter kritischen Artikeln über Musiker und anderen Promis springen die meisten Kommentatoren eher auf den fahrenden Zug auf und spotten ihrerseits über die Verfehlungen dieser "Künstler". Wohlwissend, dass sich das eigene Privatleben sicher auch nicht für eine Karriere als "Vorbild" eignen würde, würde man sie auf Schritt und Tritt mit Kameras belagern und aus jedem Besäufnis einen großen Aufreger machen: "Er greift schon wieder zur Flasche! Wie lange geht das noch gut?"
Und das, obwohl die meisten Musiker und andere Künstler – im Gegensatz zur Nationalmannschaft – nicht staatlich(!) zu nationalen Vorbildern herangezüchtet und in dem Ausmaß instrumentalisiert werden. Zumindest gehört Kultur nicht zum Aufgabengebiet des Innenministeriums! Und noch nie waren Politiker beim Eurovision Song Contest, beim World Music Award oder bei den Oscars, um den "nationalen" Künstlern und Kulturschaffenden die Daumen zu drücken. Dieses gegenseitige Groupie-Verhältnis gibt es nur zwischen der Politik und dem geförderten Sport. Nicht grundlos sind die meisten Olympioniken Soldaten oder Polizisten von Beruf.
Wenn nun eine Nationalmannschaft von ihrem WM-Sieg nach Hause kommt und eine staatstragende, "nationale" aber auch extrem kommerzielle Siegesfeier vor dem Brandenburger Tor organisiert bekommt, dann sollte man ein wenig vorbildliches Verhalten erwarten dürfen.
Und war dieser "Gaucho-Tanz" vorbildlich? Nein! Sind sie deswegen rechte Nazis? Nein! Sind ihre schwarz-rot-goldenen Fans alle rechtsradikale Nazis? Nein! Sind Argentinier deswegen dauerhaft beleidigt? Nein! Aber kann so ein geschmackloser Tanz rechtsextremes Gedankengut fördern? Leider ja!
Wenn schon das bloße Endergebnis des WM-Finales zu etlichen rechtsextremen Vorkommnissen in Deutschland geführt hat, dann kann man leider davon ausgehen, dass sich diese Idioten auch durch solche Tanzeinlagen ermutigt fühlen.
Es geht hier nicht darum, ob hier ein Land beleidigt wurde. Es geht darum, dass so ein Verhalten nicht Vorbild sein darf. Die Argentinier werden es "uns" verzeihen. Aber wir müssen mit den Idioten leben, die so etwas "cool" finden und vermutlich sogar nachmachen werden. Auch zu anderen Anlässen. Zu anderen Themen. Und ganz generell.
Es ist unsere Gesellschaft, um die wir uns Sorgen machen sollten!
Kommentare 33
Es ist schon eigenartig und bedenkenswert , das augerechnet die unsere Nationalspieler als " ekelhafte Nazis " , bezeichnen , die nach dem 2. Weltkrieg einigen von den richtigen und unmenschlichsten Nazis , ein neues zuHause und ein unbeschwertes Leben , ermöglicht haben !
Was? Wer? Die CDU?
Aber eine andere Frage: Hast Du auch etwas zu meinem Beitrag zu sagen? Oder nur zu den Nazis, die nach dem Krieg in der CDU, in den USA, in Chila, in Brasilien, ... eine neue Heimat gefunden haben?
Sie haben sehr recht.
Mir ist das aber zuviel Aufwand, mich langweilt das eher. Ich gebe mich naiv dem nationalen Freudentaumel hin.
Ist aber kein Problem, denn solche wie Sie sorgen ja für die innere Sicherheit.
https://www.freitag.de/autoren/gsfrb/der-tod-ist-ein-weltmeister-aus-deutschland
Dazu ein inzwischen leider wieder gelöschter Beitrag, in dem die deutschen Spieler beschuldigt wurden, mit dem 7:1 die brasilianische Nation absichtlich gedemütigt zu haben, um die enttäuschten Männer zu Gewalt gegenüber ihren Frauen und Familien anzustacheln.
Anbei wurden soziologische Untersuchungen präsentiert, die nachwiesen: nach jedem Fußballspiel steigt die Gewalt gegen die Frauen der Fans: auch wenn die eigene Mannschaft gewinnt. Nach verlorenen Spielen steigt sie stärker.
Das ist aber ein gewisses Problem: daraus kann man schließen, daß die rechtsradikale & sonstige Gewalt bei allen möglichen Ereignissen steigt, bei denen solche Identifikationsmuster geboten werden. Und werden solche Gelegenheiten abgeschafft, suchen die sich selber welche.
Aber Ihr paßt schon auf, ich kann ruhig schlafen und muß keine Angst haben, plötzlich in einem rechtsradikalen Nationalstaat aufzuwachen. Danke.
Tut mir leid! Dafür ist es wohl schon zu spät! Vielleicht (noch) nicht rechtsradikal, aber rechts allemal!
Gute Nacht. Mach die Äuglein zu! Dann wird alle gut!
"Es geht hier nicht darum, ob hier ein Land beleidigt wurde. Es geht darum, dass so ein Verhalten nicht Vorbild sein darf. Die Argentinier werden es "uns" verzeihen. Aber wir müssen mit den Idioten leben, die so etwas "cool" finden und vermutlich sogar nachmachen werden. Auch zu anderen Anlässen. Zu anderen Themen. Und ganz generell."
Das sehe ich auch mit Besorgnis.
Es ist stets das Subtile, was sich ponerogen auswächst, um zum allgemeinem Usus zu werden.
Es gibt eben auch schlechte Gewinner...aber hey!
Also ich kenne das noch aus dem Kindergarten à la "... und die Enten die geh`n so..." Es hat sich wohl übrigens auch nur 1 argent. Medium dazu geäußert, der Rest hat es nicht als so diffamierend wohl gesehen. Das sind keine Philosophen, sondern Fußballer im Freudentaumel und teils dem Kindergarten noch gar nicht sooo weit entwachsen. Icvh sehe es als Spaß aus kindlicher Freude und nicht als "weltpolitisches Desaster" an... ;-)
Wir werden so lange Nazis sein , solang wie wir es uns bieten und gefallenlassen , und glauben Sie mir , wir Deutschen haben uns viel viel bieten und gefallen zu lassen !!!
werter Harm, sie sprechen doch hier etwas völlig anderes an als das, was in den letzten tagen quer durch die medien diskutiert wird. den nationalismus in den stadien wird es immer geben. zu recht sprechen sie ja auch von "national"mannschaften. wenn sich ein paar erwachsene wie kinder aufführen, mag das beim ein oder anderen zum fremdschämen anregen - grundsätzlich finde ich das aber nicht schlimm. nazis machen sich alles, aber auch wirklich ALLES zu eigen, was ihren zielen dient! da braucht es keinen gaucho-tanz! wer sich also hier über die brüstung lehnt und "rechte brut!" brüllt, verharmlost das menschenverachtende gedankengut und verhöhnt die opfer. ich finde, es stünde dem einen oder anderen gut an, das mal aus dieser perspektive zu sehen. alles gute, hfaber
Um den Fußball bündelt sich die ganze deutsche Dumpfheit. Es gibt keine andere Sportart, die hier mehr zur Sättigung beiträgt. Schon bei der Kreisklasse im Kinder- und Jugendbereich könnte man Zaunslatten verteilen, damit Eltern ihre Zöglinge verteidigen.
Ein kommerzielles #NOTORASISM zeigt durch ein entspasstes Laufen in gebückter Haltung, dass die 5minuten Terrine zum Deutschsein dazu gehört. So laufen die Deutschen... am Ende auf der Haltung anderer Völker.
Ein wesentlicher von Vorbildern besteht darin, dass es sich dabei um Menschen handelt. Menschen sind bekanntlich fleckige Wesen, von allem ein bisschen, von manchem ein bisschen mehr, von anderem ein bisschen weniger. Das pralle Leben sozusagen.
Einen Menschen zum Vorbild zu erheben bedeutet, ihn auf die Eignung als Projektionsfläche zu reduzieren. Sowas kann situativ gut gehen, wird auf Dauer aber immer scheitern, gleichgültig, ob der erkorene Mensch sich selbst ebenfalls als Vorbild auffasst oder nicht. Sogar gleichgültig, ob er sich Mühe gibt oder nicht. Das Menschliche menschelt irgendwann unabweisbar dazwischen.
Und das ist gut so. Je früher, desto besser.
Dumm und bescheuert sind nur die Versuche, es so darzustellen, als sei es möglich, das Menschliche dauerhaft zu transzendieren. Als sei Heiligkeit eine Option der Realität. Alle Menschen sind eine potentielle Zumutung für alle anderen Menschen, eine potentielle Zumutung, die oft genug aus der Latenz heraus bricht.
- Ein wesentlicher + Eine wesentliche Eigenschaft
Solange noch Opfer leben, die unter dem Naziregime gelitten haben, solange noch Täter leben, die mitgemacht haben bei dem Wahnsinn, solange müssen Sie sich mit der Geschichte auseinandersetzen. Augen zu und durch geht nun mal nicht.
Was war übrigens mit Ihrem Großvater?
Und wenn das letzte Opfer und der letzte Täter gestorben ist, ist es wesentlich anders ?
Ihre Einlassung ist etwas weltfremd. Wenn ein Täter, 98 Jahre, und zwei Opfer über sind, was macht den Unterschied ?
Aber sehr stimmungsvoll: solange....
"kann so ein geschmackloser Tanz rechtsextremes Gedankengut fördern? Leider ja!"
1. Also mein Seminar in Massenkommunikationsforschung war schon zu Zeiten von Adam und Eva, war das einzige zum Thema und zurückgeblieben ist eher nichts - außer der (noch gültigen?) Erkenntnis, dass durch die Medien durch Einmalaktionen eher nichts Neues erzeugt, als bereits Vorhandenes bestätigt wird. Anders könnte es bei Dauerbeschuß aussehen.
Falls das immer noch gilt, wäre die korrekte Antwort auf die obige Frage: Nein.
2. Das wesentlich un-harmlosere Lied vom Polenmädchen , das zuerst den Kuss verwehrt und dann doch nachgibt haben wir als katholische Konviktoren in der Oberstufe gerne bei Schulausflügen gesungen. Und zwar in etwa mit der Strophe:
"In einem dunklen Teiche
da fand man ihre Leiche
sie war so nass, so furchtbar nass.
Sie hielt ´nen Zettel in der Hand
worauf geschrieben stand:
Ich hab´s einmal probiert und bin krepiert."
Falls mich mein Gedächtnis hier täuschen sollte, dann war es spätestens bei der Bundeswehr - wo es als Soldatenlied auch hingehört. Worauf ich hinaus will: das nächste Mal habe ich es von meinen eigenen Schülern gehört, obwohl es da schon reichlich anderes Liedgut gab. Tradiert wurde solches in Vereinen - und wird es wohl auch noch heute (?).
In Vergleich dazu, kann ich in der Darbietung nach Oliver Pocher nichts Rechtes oder Rassistisches oder Geschichtsvergessenes erkennen. Und was die angebliche oder tatsächliche Vorbildfunktion betrifft, so würde ich es eher so sehen, dass durch so eine Aktion die eigentliche Vorbildfunktion (multikulturelles Miteinander, fairer, ja freundschaftlicher Umgang mit dem unterlegenen Gegner nach dem Spiel usw.) eher verstärkt wird, da sich die Spieler da als veritable Stammtischbrüder wie "Du & ich"und nicht als abgehobene, arrogante Yupiebrüder präsentieren.
Wie heißt es doch immer so schön: man muss die Menschen da abholen, wo sie stehen.
3. Argentinien als zartes, jetzt zutiefst und zu Unrecht verletztes Mimöschen darzustellen, finde ich auch nicht unbedingt angebracht, wenn ich mal daran denke, was da in Zeiten der faschistischen Militätdiktatur so alles passiert ist.
Und wenn die Darstellung in den Medien korrekt ist, dann fühlt man sich dort weder mehrheitlich angepisst, noch ist der Ton zwischen den Konkurrenten Argentinien & Brasilien ein Gesäusel von himmlischen Harfen.
Also: immer schön auf dem Boden bleiben und nicht immer gleich mit politisch korrektem Flügelschlag in unendliche Höhen abheben..
https://www.freitag.de/autoren/alalue/gauchos-sind-keine-mimosen
in etwa meine Meinung auch: aus der NZZ
Um nun nicht meinerseits tatsächlich ein falsches Vorbild abzugeben: es muss "Yuppiebrüder" heißen.
Aber die Nachkommen der Opfer leben noch und haben sicher gelitten unter dem Naziregime.
Ob die Nachkommen der Täter gelitten haben interessiert mich nicht.
Auch "gegendenstrom" (welchen eigentlich?) nimmt ja in Anspruch zu leiden.
Na dann zitiere ich doch nochmal:
"...die konservativ-liberale Tageszeitung «La Nación» zeigte zwar eine Foto vom Gaucho-Tanz auf ihrer Titelseite, bewertete den Auftritt der deutschen Spieler jedoch als «gesunde Ironie». Sie lobt die Deutschen dafür, ihr in Brasilien eigens errichtetes Wohn- und Trainingszentrum Campo Bahia der lokalen Gemeinde für soziale Zwecke überlassen zu haben.
Mesut Özil kündigte unterdessen auf seiner Facebook-Seite an, 23 brasilianischen Kindern Operationen zu finanzieren. Er wolle sich damit «persönlich für die Gastfreundschaft in Brasilien bedanken»
http://www.nzz.ch/sport/fussball/ein-tanz-und-seine-folgen-1.18345388
Mal sehen, wie die Kritiker des Teams das toppen werden.
Und noch was zu "typisch deutsch":
"Der Gaucho-Tanz von sechs Nationalspielern bei den WM-Feierlichkeiten in Berlin hat für Aufregung und Irritation gesorgt. Allerdings vor allem bei einem Teil der deutschen Presse"
Eben. Und ebenda. [Hervorhebungen von mir]
Dann müssen wir ja auf die Nachkommen warten ? Das dauert aber.
Und die haben Probleme mit dem Gaucho-Tanz ?
Ist es nicht eine Beleidigung für die, so etwas zu unterstellen ?
Die ganze Diskussion ist eh geschenkt.
Es geht nicht um die Gefühle von Opfern und Nachkommen usw, sondern um die Qualität des Ereignisses. Und das hat nicht die, die ihm vorgeworfen wird. Ende.
"Auf der Website von «La Nación» fragt sich ein User: «Was wäre passiert, wenn wir die WM gewonnen hätten? Die Witze wären sicher nerviger ausgefallen. Der deutsche Gesang wäre ein Kinderspiel gewesen verglichen mit dem, was wir erfunden hätten.»"
Bei manchen Kommentaren frage ich mich dann doch, ob die Kernaussage oder auch Frage meines Artikels verstanden wurde?
Warum wird eine Sängerin als verdorbene Schlampe an den medialen Pranger gestellt, wenn sie nur mal ohne Schlüpfer aus einem Auto steigt. (Wo man sich ohnehin mal fragen sollte, ob nicht der Fotograf der Perverse oder sogar Kriminelle in einem solchen Skandal ist!? Und die Sängerin nur das Opfer! Oder zumindest eine schlecht beratene und betreute Angestellt der Musik-Industrie.) Und warum machen das Publikum bei einer solch gearteten Hexenjagd sofort mit?
Aber wenn sich Fußballer daneben benehmen, dann baut sich eine WIR-Mauer zum Schutz auf, dass einem übel wird. "WIR lassen in diesem Fall keine Kritik zu!" Das sind "UNSERE" Jungs. Lasst sie feiern!
Und in ein paar Wochen sitzen die Promis - die sich jetzt wie die Fans äussern - in den Talkshows und sprechen darüber, dass man sich als aktive Spieler nicht outen sollte, weil die Fans halt echt böse sein können. Das die Fan-Gesänge zum Teil echt unter die Gürtellinie gehen. Und das es auch für dunkelhäutige Spieler oft nicht leicht ist, wenn die Fan-Kurven sich rassistisch verhalten!
Mal so, mal so. Jetzt ist es okay, weil es die Helden waren. In ein paar Wochen ist es wieder scheiße, weil es die Fan-Kurven machen und man Betroffenheit demonstrieren muss, wenn ein Spieler sich öffentlich über Diskriminierung beklagt!
@HARM
Klasse. Angemessene Kritik, richtig eingeordnet und nicht zu hoch und nicht zu niedrig aufgehangen. Gerne gelesen. Prima.
Viele Grüße
poor on ruhr
Endlich, jetzt ist man endlich endlich endlich doch noch auf seine Kosten gekommen.
Da haben sich die Jungs bei ihrem Sieg gegen Brasilien wirklich vorbildlich gegenüber den Verlierern gezeigt: keine Hackentricks und keine sonstigen Mätzchen während des Spiels und nach dem Abpfiff sogar Umarmungen mit dem Gegner...
Wann hat man das schon einmal gesehen? Es gibt eine ganze Menge Mannschaften, die da ganz anders reagiert hätten...
Aber, wie glücklich sind wir jetzt: Wir haben etwas an der Mannschaft gefunden, was wir kritisieren können!
Oh Himmel sei Dank!
Was haben sie getan?
Sie sangen: "So gehen die Gauchos, die Gauchos gehen so" und gingen dabei mit gesenktem Haupt. Dann sangen sie "So gehen die Deutschen" und daraufhin hüpften sie. Was in etwa heißen soll:
Die Verlierer (die Argentinier) gehen traurig vom Platz und die Sieger (die deutsche Mannschaft) fröhlich.
Sowas darf man doch nicht! Eine solche Aussage ist unverschämt, furchtabar, schlimmt, ja geradezu menschenverachtend!
Sie hätten singen müssen (zu Musik von Dessau, vielleicht):
"Ja, wir haben gewonnen, doch wir fühlen uns dabei nicht wohl. Denn gewinnen, das ist so furchtbar ungerecht gegenüber dem Verlierer und wir schämen uns ganz doll dafür."
Himmel noch mal, dass die aber nicht wissen, was sich gehört!
Aber zum Glück gibt es solche Leute wie hier im Forum: Unfehlbare Menschen, allesamt und absolutvorbildlich in jedem Moment ihres Lebens, die den bösen Buben sagen können, wie man sich benimmt.
Was täten wir ohne all diese Foren- und Blogger-Weltmeister?
Nicht auszudenken das!
Ein paar Details zu dem Thema:
https://www.freitag.de/autoren/alalue/internationale-umgangsformen-im-fussbal
mit aufrüttelndem Schluß !
Dank für die netten Videos. Sie bestätigen allerdings nur, was ich über die Sache denke:
Nur eiserne Spießer regen sich über sowas auf.
Und zu meinem Schreck muss ich feststellen, dass diese Zeitung die Spießer geradezu anzuziehen scheint.
Ich verorte mich politisch links, aber, ganz ehrlich, mit vielen dieser humorlosen Vorbilds-Typen habe ich herzlich wenig zu tun.
Es wird langsam öde: Ein paar, sehr gute, Fußball-Jungs feiern ihren Sieg, ehrlich und ausgelassen und nicht als Außenpolitiker ihres Landes.
Und igendwer hockt wieder auf dem Sofa und ist beleidigt.
Keiner dieser Kritikaster war jemals bei einem Derby. Zumindest nicht aus Spaß am Sport.
Was gibt es an Ihrer "Kernaussage" nicht zu verstehen? Sie fragen sich, weshalb die Medien bei unbedeutenden Anlässen zu Hetzjagden aufrufen und tun doch selbst nichts anderes.
Es ist unsere Gesellschaft, um die wir uns Sorgen machen sollten!
Das kann man so sehen, aber nicht wegen dieses harmlosen Tänzchens sondern wegen Artikel wie Sie sie schreiben (plus den dadurch eingeforderten Kommentaren).
Über den Gauchotanz sollen sich diejenigen aufregen, die immer und überall wissen, was richtig bzw. falsch ist. Ich wundere mich nur, dass in der Vielzahl der Diskussionsbeiträge nie das Gesamtniveau dieser Siegesfeier angesprochen wurde. Wer war dafür verantwortlich, dass eine Weltmeisterfeier schon von der Konzeption her das Niveau eines Ringelpiez aufwies? Da das so war, braucht man sich nicht zu wundern, dass die Akteure sich diesem Niveau anpassten. Was ihnen offenbar (mit löblichen Ausnahmen) auch nicht schwer fiel. Die, die sich derart einfältig präsentierten, befeuern nur die Ansicht vieler Leute, dass bei Fußballspielern zwischen dem Können unterhalb und oberhalb der Gürtellinie ein drastisches Gefälle besteht. Wer einige vin ihnen dort auf dem Laufsteg gesehen hat, muss sich wundern, dass sie in der Lage sein sollen, komplizierte taktische Anweisungen auf dem Spielfeld umzusetzen.
Was ihnen offenbar (mit löblichen Ausnahmen) auch nicht schwer fiel.
Darf man daran erinnern, dass diese Leute Fußballer sind - in der Mehrzahl Anfang 20 - und ihre Freude einfach mit ihrem Publikum teilen wollten.
Dies war - fast möchte ich sagen, zum Glück - keine durchgestylte Veranstaltung, die das Feuilleton herausfordern müsste.
Die Jungs haben sich in Brasilien gut verkauft und jetzt ist es auch gut!
(Ehrlich gesagt waren sie mir sogar fast ZU wohlerzogen. Wenn ein Neuer unmittelbar nach Spielende sich beim Betreuerstab bedankt, dann hat das fast surrealen Charakter...)
@Beitrag, Harm
Die Fussballnationalmannschaft gewinnt den Weltmeistertitel. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung jubelt und freut sich, einer Minderheit ist es egal.
Es gibt eine gewisse Veranlagung die Menschen dazu bringt sich durch das zu definieren dem sie entgegenstehen. Das kann aktiv geschehen, zB bei Sportlern die sich in einem Turnier messen und sich nachher dadurch bestätigt fühlen alle anderen besiegt zu haben. Der Wettkampfgedanke ist da bestimmend.
Das ganze kann sich aber auch mit übertriebenem Individualismus äußern. Und ich glaube das sehen wir hier. Die Nationalelf ist enorm beliebt, wer auf ihrer Seite steht geht in der Masse unter. Sich als Gegner der Mannschaft zu positionieren erzeugt Aufmerksamkeit und ein Gefühl von Bedeutsamkeit.
Wir wünschen uns, dass unsere Entscheidungen auf rationalen Gründen basieren. Aber das ist viel seltener der Fall als man denken sollte. Oft ist es so, dass wir eine emotionale Entscheidung treffen und danach eine Begründung suchen um sie zu rechtfertigen. Ich glaube genau das ist ihnen passiert. Mit der Masse zu schwimmen und sich zu freuen hatte keinen Reiz, aber welchen Grund kann man vorschieben um gegen die Mannschaft zu wettern?
Ah, da! Die feiern falsch! So geht das garnicht, das ist nationalistisches Gedankengut, das verdirbt die Gesellschaft! Auch wenns jetzt grad keinem schadet, auf lange Sicht is es sicher schlecht! Schaut her, ich habs gemerkt, ich gehöre zu den Mutigen die sich dem übermächtigen nationalistischen Feind entgegenstellen! Nehmt mich wahr, ich bin so einzigartig!
Klar, ich kann mich irren, aber so seh ichs. Die völlig überzogene Reaktion auf diese kleine Geste lässt sich nicht mit der Sache an sich begründen, dafür ist sie viel zu unbedeutend. Also scheint es logisch, den Grund woanders zu suchen.
Ich glaube, dass man durchaus herauslesen konnte, dass ich die Nähe von Politik und Sport und die "staatstragende" Siegesfeier vor dem Brandenburger Tor per se kritisch sehe. Ich gebe aber voller stolz zu, nur die schlimmsten Szenen gesehen zu haben. Sprich: Gauch-Tanz, Helene Fischer sowie Fotos vom Bus und der FanHansa! Das die Zeit zwischen diese Bildern und Szenen mit noch schlimmeren und vermutlich auch extrem langweiligen Bildern aufgefüllt wurde, setze ich voraus. Was soll da auch sonst sehenswertes passiert sein?
Aber das ist ja mein subjektives Empfinden. Ich denke es reicht aus, wenn ich die schlimmste Szene kritisiere. Das die Fan-Meile ansonsten primitiv ist, setze ich voraus! Wenn ich einen geschmacklosen Vorfall auf dem Ballermann kommentieren würde, würde ich auch nicht extra erwähnen, dass der Ballermann auch sonst ziemlich daneben ist. Das ist doch bekannt!
2006 war die Freude über diese Mannschaft am größten. Da spielten sie auch am "schönsten"! Und man feierte weltoffen mit den Fans anderer Länder, weil Deutschland Gastgeber war.
Selbst als Nonkomformist habe ich damals mitgefiebert! Ich habe mir damals sogar ein Trikot der Mannschaft gekauft. (Sowie von der Türkei.) Ich dachte damals aber nicht, dass die Flaggen auch dann noch wehen würden, wenn die FIFA weitergezogen ist. Die Folgen von 2006 habe ich sehr bereut.
Es ist wohl eher späte Reue die aus mir spricht. Die Sorge einen großen Fehler naiv mitgemacht zu haben, weil alles was auf 2006 folgte, mir gar nicht gefällt. Damals empfand ich Merkel auch noch als Randnotiz der Geschichte. Als Unfall, der spätestens 2008 korrigiert worden wäre. Aber alles kam anders. Und die Nationalmannschaft lässt sich vom Staat instrumentalisieren.
Ich fand die Mannschaft damals sympathisch! Erfrischend. Es war das erste Mal, dass ich der deutschen Mannschaft die Daumen gedrückt habe.
Es ist wohl eher späte Reue die aus mir spricht.
Ich habe 90 eins (ziemlich übel) auf die Schnauze gekriegt von irgendwelchen Reichskriegsfahnen-Rechten, weil ich lauthals ironische Lieder über Deutschland trällerte.
Doch ich sehe gar nicht ein, dass ich denen deswegen das Feld überlasse.
Ich werde nie ein Trikot er Nationalmannschaft tragen (das überlasse ich meinen Töchtern, die dazu noch Schwarz Rot Gold auflegen), dennoch freue ich mich über den Sieg einer deutschen Mannschaft.
Erst recht, wenn sie sich sympathisch verkauft - und das hat diese Truppe ohne Zweifel. (Dafür muss man nur einmal die Presse im Ausland genau lesen.)
Sie nennen sich Nonkonformist- wenn Sie einmal in die Verlegenheit kommen (so wie ich) eine längere Zeit im Ausland zu leben, dann werden Sie für sich definieren müssen, was es heißt Deutscher zu sein.
Denn Sie gehen als Deutscher durch - auch wenn Sie kein Trikot tragen. (Geld und Privilegien, Bildung und Ansehen machen Sie dazu, ob Sie wollen oder nicht.)
Denken Sie einmal darüber nach, ob Sie den Idioten das Feld überlassen wollen oder selbst eine entspannte Haltung zu dieser Frage gewinnen wollen.