Der Mensch will leben, aber auch lachen

Dimiter Gotscheff inszeniert an der Berliner Volksbühne "Der Selbstmörder" Was sagt uns Nikolai Erdmanns alte politische Satire heute?
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Der junge Mann wirft einen großen Schatten, wenn er im Soldatenmantel, die spitze Mütze mit dem roten Stern auf dem Kopf, an die Rampe marschiert: Ich bin Proletarier. Dann preist er die Sowjetmacht in reinlich gereimter Begeisterung, - schließlich besitzt er ein Badezimmer und heißes Wasser. Doch schon rennen die, die auch und vor allem nur gut leben und ein Badezimmer haben wollen, wie ein aufgescheuchter Haufen über die Bühne. Skurrile Gestalten, Schlumpf- und Schrumpfmodelle zeitloser Spießer, in Schlafanzügen oder Unterhosen, die Augen aufgerissen, die Gesichter grell verzerrt. Bühnenbildnerin Katrin Brack lässt für sie rund dreißig Schaukeln herabsinken, und Beethovens "Freude, schöner Götterfunken" klingt dazu in