Nackte Vorgänge zwischen Menschen

Sprachraum ist gleich Spielraum Der Regisseur Jürgen Gosch auf dem Weg vom Endspiel zum Menschenspiel
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Jürgen Goschs Erfolgsweg als Regisseur begann mit einem Missverständnis: als er 1978 an der Ostberliner Volksbühne Büchners Leonce und Lena inszenierte, sah das Publikum in vielen szenischen Zeichen nur Anspielungen auf seine realsozialistische gesellschaftliche Realität (wenn zum Beispiel der Hofstaat als eine hündische, blinde Schar alter Männer an Stöcken auftrat), während DDR-Theaterkritiker bemängelten, Büchners Lustspiel sei zu Becketts Endspiel geworden. Gezeigt wurden tatsächlich Enge, Langeweile und Ausweglosigkeit. Doch Nihilismus und auf kritische Wirkung spekulierende Anspielungen wurden einem Regisseur vorgeworfen, der schon damals seine Bühne vor allem als existentiellen und Kunstraum verstand und keinesfalls ei