Ich bin kein Problem

Gesellschaft Nach Halle ist Antisemitismus wieder Thema. Doch auch gut gemeinte Identitäts-Diskurse führen in die Irre
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 42/2019
Demonstration gegen Antisemitismus in Berlin nach dem rechtsterroristischen Anschlag in Halle
Demonstration gegen Antisemitismus in Berlin nach dem rechtsterroristischen Anschlag in Halle

Foto: Imago Images/snapshot

Jetzt melden sie sich wieder, die lieben, die besorgten, ängstlichen und philosemitischen Bekannten. Nun also Halle. Sie erinnern mich daran, dass ich ihre – oft einzige – „jüdische“ Freundin bin, und ich stelle wieder einmal fest, dass so ein Anschlag mit einer aus dem 3-D-Drucker gebastelten Waffe, gefilmt mit Stirnkamera, als jüdisches Problem wahrgenommen wird. In offiziellen Statements wird allerdings auch betont, dass es „die Deutschen“ trifft. Wer aber diese Deutschen und die bemitleideten Juden sind, weiß ich noch immer nicht. Juden, sage ich, weil ich ja etwas sagen muss, sind der Seismograf. Sie kommen als Erste dran, wenn gerade keine Moslems oder Schwulen zur Hand sind. Wenn jemand vor Wut platzt und nicht weiß, wer s