Beweis

Hit Man Ergänzungen zu einer Filmrezension

In seiner Kritik des Dokumentarfilms Let´s make Money schreibt Volker Wissing über den "Economic Hit Man" (Freitag 44 vom 31. Oktober) von "einer unbekannten Person", außer deren "Einzelaussage" über die Praxis von Wirtschaftskillern "keine weiteren Beweise geboten" würden. Wissing bedauert das, "denn allein dieses Thema hätte genug Potential für einen ganzen Film".

Nun, diesen Film gibt es. Er heißt Apology of an Economic Hit Man. Gedreht hat ihn der preisgekrönte griechische Regisseur Stelios Kouloglou, der zeitweise für Arte gearbeitet hat. Der Protagonist von Apology ist derselbe Mann wie in Let´s make Money: Keine "unbekannte Person", sondern John Perkins. Zehn Jahre war der Amerikaner bis 1980 als verdeckter "ökonomischer Killer" aktiv, von Mittel- und Südamerika bis in den Nahen Osten. Offiziell "Berater", bestand seine Aufgabe darin, "mit viel Geld Regierungen von Dritte-Welt-Ländern in ein Netzwerk aus US-Interessen hineinzuziehen und sie in eine finanzielle Abhängigkeit zu befördern, die sie für die USA wirtschaftlich und politisch steuerbar macht".

Neue Präsidenten versuchen Hit Men durch Bestechung abhängig zu machen. Haben die Agenten in Nadelstreifen keinen Erfolg, tritt die CIA in Aktion. Der Film nennt als Beispiele die Entfernung von Jacobo Arbenz in Guatemala, Salvador Allende in Chile und Patrice Lumumba in Kongo. Halfen die USA Saddam Hussein erst beim Aufbau von Fabriken für Chemiewaffen gegen die Kurden, planten sie ein Attentat, als sich Iraks später durch einen Krieg gestürzter Diktator gegen eine Pipeline stellte.

Perkins selbst war in Ecuador eingesetzt. 1979 wurde Präsident Jaime Roldós neuer Machthaber, der den Ölreichtum besser verteilen wollte. 1981 kommt er bei einem dubiosen Flugzeugabsturz ums Leben. Bei der Untersuchung wird nur US-Personal zugelassen. Einige Wochen später verunglückt auch Panamas Präsident Omar Torrijos, der das Eigentum seines Landes am Kanal eingefordert hatte.

Hit Man Perkins brach erst nach 9/11 sein gut bezahltes Schweigen. Mit dem Buch Confessions of an Economic Hit Man stand er 2004 an der Spitze der Bestsellerliste der NY Times. In Ecuador stellte er sich einem empörten Publikum und bekannte, nicht unbeteiligt am Tod von Roldós und dessen Frau gewesen zu sein. Seine Entschuldigung gab Kouloglous Film den Titel. Wenn die Beweislage auch hier und da lückenhaft bleibt: Perkins´ Bekenntnisse reichten aus "zu sofortigem Handeln aller aufrichtigen Demokraten", das FDP-Bundestagsmitglied Wissing unter Vorbehalt forderte.

Apology of an Economic Hit Man hat bislang weder Verleih noch Sendeplatz. Das Buch Bekenntnisse eines Economic Hit Man liegt auf Deutsch bei Riemann vor.

Nur für kurze Zeit!

12 Monate lesen, nur 9 bezahlen

Freitag-Abo mit dem neuen Roman von Jakob Augstein Jetzt Ihr handsigniertes Exemplar sichern

Print

Erhalten Sie die Printausgabe zum rabattierten Preis inkl. dem Roman „Die Farbe des Feuers“.

Zur Print-Aktion

Digital

Lesen Sie den digitalen Freitag zum Vorteilspreis und entdecken Sie „Die Farbe des Feuers“.

Zur Digital-Aktion

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden