Ein proletarisches Genie

Nachruf Zum Tod von Erwin Geschonneck (1906-2008)
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Ein Schauspieler habe das Glück, mehrere Leben zu besitzen, in dem er viele Rollen spielen kann, hat Erwin Geschonneck einmal gesagt. Über 100 Rollen hat er auf der Bühne und vor der Kamera für Kino und Fernsehen verkörpert und jetzt, am Mittwoch vor acht Tagen, mit 101 Jahren, ein reiches Leben vollendet, das mehr als einmal in Gefahr war. Als am 3. Mai 1945 in der Lübecker Bucht nach einem Bombardement das Schiff Cap Arkona mit 4.600 KZ-Häftlingen an Bord sank, gehörte Geschonneck zu den 350 Überlebenden. Er konnte von vorn beginnen.

Am 27. Dezember 1906 in dem ostpreußischen Dorf Bartenstein zur Welt gekommen, verbrachte der Sohn eines Flickschusters seine Jugend in der Berliner Ackerstraße, mitten im Proletariermilieu. Die Mutter fr