„Stadt–Land ist die Trennlinie“

Interview Über den Wegzug von Frauen aus Ostdeutschland wird viel berichtet. Julia Gabler forscht zu denen, die bleiben wollen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 45/2020

Wenn gut ausgebildete ostdeutsche Frauen abwandern, führt ihr Weg nicht unbedingt nach Westen, aber in die Großstadt. Landflucht ist ein bundesweites Phänomen. Was muss getan werden, damit Frauen bleiben? Die Soziologin Julia Gabler sucht Antworten für den Osten.

der Freitag: Frau Gabler, 30 Jahre nach der Wende ist es nicht gelungen, die Abwanderung junger, qualifizierter Frauen aus Ostdeutschland zu stoppen. Was hat sich seit 1990 verändert?

Julia Gabler: Die Abwanderungsziele sind andere geworden. Die Trennlinie heißt nicht mehr Ost–West, sondern Stadt–Land. Wer weggeht, geht nicht mehr zwingend nach München, sondern auch in ostdeutsche Großstädte wie Jena, Leipzig oder Dresden. Das Problem ist heute also, wie überall, eher die