Bündnistreue als Staatsräson

WESTBINDUNG UND SONDERWEGE Deutschland hat sich aus wohlverstandenem Eigeninteresse an der Kosovo-Intervention beteiligt. Alles andere wäre politischer Hazard gewesen
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Man muß nicht unbedingt der Rhetorik humanitärer Intervention folgen, um die Entscheidung für das militärische Eingreifen der Nato im Kosovo-Konflikt und die deutsche Beteiligung an diesem Eingreifen für richtig zu halten. Es gibt gute Gründe für die Annahme, daß der Entscheidungsprozeß in NATO und Bundesregierung nicht nur jenen Überlegungen gefolgt ist, mit denen er hinterher öffentlich verteidigt und gerechtfertigt wurde. Ob die Ersetzung einer genuin politischen durch eine rein moralische Argumentation klug und weitsichtig war, bleibt fraglich. Man kann darin auch ein Zeichen politischer Unsicherheit sehen. Offenbar aber sind damit die mentalen Grundbefindlichkeiten der deutschen Öffentlichkeit getroffen worden, denn die ansch