In einem alten Märchen wechselte ein Kaiser seine Kleider - eitel und selbstverliebt wie er war. Eines Tages lief er dann nackt durch sein Reich, überzeugt, er hätte das non-plus-ultra-Outfit.
Niemand aber sagte ihm, daß er entblößt sei, alle bewunderten seine nicht vorhandenen Kleider.
Dank Forsa und den Wählern sieht es bei der SPD etwas anders aus und das Feedback auf den eben veranstalteten Erneuerungsparteitag fällt entsprechend aus: Das Projekt 18 ist voll in Gang und die Spezialdemokraten mittlerweile unter 20 % angelangt.
Es reicht eben nicht, nur neue Kleider anzuziehen, in diesem Fall das Führungspersonal auszuwechseln.
Statt Münterfering Größe S (small) hat sich die Partei nun Gabriel XXL angezogen. Statt Hubertus Heil XXL gibts nun Nahles - fashionable and charming.
Ein gelungenes Face-Lifting, ja, vielleicht. Mehr aber auch nicht.
Aufmerksamen Beobachtern der SPD-reloaded ist aber nicht entgangen, daß die SPD unter ihren Kleidern weiterhin inhaltlich nackt dahinwankt.
Es gibt bis heute keine inhaltliche Neubestimmung, allenfalls will man die Rente mit 67 modifizieren und etwas softer gestalten. Zu Hartz 4 steht man irgendwie auch, wenn auch zähneknirschend. Und der selbsternannte Opppositionsführer und Ex-Kanzlerkandidat ist weiterhin virtueller Au´ßenminister, sprich, er befindet sich im latenten Schockzustand und ist außen vor.
Zu den beginnenden Untaten der regierenden Schwarzgelben ist allenfalls leises Gemurre zu hören:
So iditotisch, wie es ist, Bildung in Kitas zu fördern und anschließend Eltern dafür zu bezahlen, daß sie diesen Kitas fernbleiben, wäre es eigentlich einfach, Stellung zu beziehen.
Mietern soll ein deutlich schlechteres Mietrecht (Kündigung auch für langjährige Mieter nach drei Monaten ) verpasst werden.
Die Hotel und Luxuslobby bekommt die Mehrwertsteuer nun 12% billiger.
Rentner bekommen Nullrunden.
Und der Etat des Außen-und Vetrteidigungsministers steigt um viele hundert Millionen, weil der Krieg in Afghanistan in noch größerem Umfang weitergeführt wird.
Aber:
Die SPD ist sprachlos, oder, um im Bild des "Kaisers mit den neuen Kleidern" zu bleiben, nackt.
Das Absacken in der Wählergunst unter die 20% ist die Quittung.
Denn niemand lässt sich nach 12 Jahren SPD-Mitregierung nur zwei neue Gesichter vorsetzen, da muss eine glaubwürdige inhaltliche Erneuerung stattfinden.
Und diese ist links, sozial, antimilitaristisch und ökologisch zu gestalten.
Kommentare 2
So ist es. Die SPD kann doch gar nicht laut murren, weil sie viele anprangernswürdige Kahlschläge selbst noch durchgeboxt hat.
Gruß
Magda
Hätte die SPD 'mal einen kurzen Blick über den Rhein geworfen und sich das Absacken der französischen Sozial-Demokraten während der Kandidatur von Ségolène Royal als mahnendes Beispiel angetan würde sie heute nicht in Lumpen bekleidet herum laufen. Solange die SPD nicht gewillt ist offensiv mit den zunehmenden Problemen der schleichenden Verarmung grosser Bevölkerungschichten umgeht wird sie weiter im Nirwana verschwinden und oppositions-unfähig keine Regierung mehr stellen.