München - Die Bundesagentur für Arbeit (BA) muss in mehreren hunderttausend Fällen Geld von Hartz-IV-Beziehern zurückfordern. Ein Sprecher des Arbeitsministeriums bestätigte, dass die Kindergeld-Erhöhung vom Januar um 20 Euro pro Kind auf das Sozialgeld der Arbeitsagenturen angerechnet werde, da Kindergeld als Einkommen gelte. Betroffene Eltern bekommen so zwar mehr Kindergeld, erhalten aber dafür aber weniger Hartz-IV-Leistungen – netto ändert sich für sie nichts; für die BA führt das zu einem immensen Bürokratieaufwand.http://data6.blog.de/media/123/4319123_4cf2ecbfd8_s.jpeg
Einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ zufolge ergingen im Dezember 2009 noch mehrere hunderttausend Bescheide, die für Januar 2010 gelten. Weil aber im Januar das Kindergeld gestiegen sei, hätten die Hartz-IV-Eltern einmalig zu viel Geld erhalten.
Was sagt uns das?
Offensichtlich gibt es - laut Roland Koch - ja zwei Arten von Menschen: Die Einen leisten hochwertige Arbeit, die Anderen sind Hartzer und sind dazu verpflichtet, niederwertige Arbeit anzunehmen.
Die Erhöhung des Kindergeldes geht nur an die Hochwerter, die Niederwerter bekommen das mit ihrem üppigen Hartz-Satz verrechnet.
Wir lernen daraus, daß es eben auch zwei Arten von Kindergeld gibt. Das Kindergeld und das Kindergeld-vier, das nichts wert ist.
Daraus kann folgerichtig geschlossen werden, daß es auch zwei Arten von Kindern gibt: Die hochwertigen "normalen" Kinder und die Niederwertigen, auch genannt die Bildungsfremden.
Die sind demnächst nochmal 20.-€ im Monat mehr von der Bildung entfernt. Geschieht Ihnen wahrscheinlich recht.
Einmal niederwertig, immer niederwertig.
Sagt Herr Koch, der honorige Politiker.
Bildungsnah und hochwertig.
Mit einem Hartz für Kinder.
Kommentare 6
Es war eine dieser Zeitungsmeldungen, die mich regelmäßig in meinem "Vorurteil" bestärken, dass der "Wahnsinn" ganz tief im System steckt (oder auch "das System ist wahnsinnig").
Danke Hermanitou, dass Sie sich des Themas angenommen haben. Sonst hätte ich dazu geschrieben, allerdings ... bewege ich mich (wenn ich emotional aufgeladen bin) immer haarscharf an der Grenze zur Beleidigung und Bedrohung. Deswegen lasse ich solche Eindrücke inzwischen meist erst einmal 1-2 Tage sacken.
Beste Grüße
SP
Ja, gut, dass jemand das Thema aufgreift.
Einerseits ist es ein echter Wahnsinn, dass nun wieder mehr Geld für die Rückforderungen ausgegeben wird, als damit zurückgefordert wird (ich las gestern 80,00 € pro Bescheid, also das Vierfache), andererseits wird hoffentlich durch die Veröffentlichung dieses groben Unfugs klar, dass die Kindergelderhöhung mal wieder nicht bei denen ankommt, die am Wenigsten haben.
Ich frage mich, welches Selbstbild wächst in einem Kind, das sich so ständig als drittklassig behandelt fühlt?
Mir gefällt dieser Blog außergewöhnlich gut. Sehr schön:"Ein Hartz für Kinder".
Und die Hoch- die Niedwerten.
Alles gut. Danke.
Dieser Leserbrief zum Thema in der heutigen Print-Ausgabe der "taz" hat mir so gut gefallen (er deckt sich so komplett mit meiner Einschätzung), dass ich ihn gern zur Kenntnis bringen möchte:
Z i t a t :
Schäbiger geht es nicht
betr.: "Staat will 20 Euro zurück", taz vom 25.1.10
Schäbiger geht es nicht. Was ist eine Kindergelderhöhung um 20 Euro (pro Monat! SP)? Ist das Sozialkosmetik? Oder soll das eine Verhöhnung der Eltern sein? Ein ernsthafter Versuch, die Kinderarmut in unserem Lande zu bekämpfen, ist es jedenfalls nicht. Dass alle ein bißchen mehr Geld bekommen, ausgenommen diejenigen, die es am dringendsten benötigen würden, ist das gerecht? Und ein paar zu viel ausbezahlte Groschen ausgerechnet von den Schwächsten zurückzufordern, mit einer Kampagne, die wahrscheinlich deutlich mehr Kosten verursachen wird, als sie Gelder einbringen könnte, ist das nicht einfach widerlich? Ja, wenn's nur um ein paar bankrotte Banker gehen würde oder um ungeklärte anonyme Parteispenden, da wären wir nicht so kleinlich.
GOTTFRIED OHNMACHT-NEUGEBAUER, Reutlingen
Z i t a t - Ende ...
(Quelle: "taz"-Deutschland-Ausgabe (Print) vom 27.01.2010)
Dem habe ich nichts hinzuzufügen, außer diesem:
Ich bin zutiefst angeekelt!
SP
Dito.
Vielleicht regt sich ja jetzt mal mehr als die übliche Empörung, die am nächsten Tag vergessen ist.
Schöne Grüsse
Hermanitou
Das sind die Kinder, die mit 11 Jahren in die Hauptschule/Förderschule gehen und auf die Frage, was sie denn mal werden wollen, antworten: "Ich werde Hartz4."
So des öfteren geschehen bei Kindern in der Klasse meiner Frau. No future von Anfang an.