Glaubt man Studien, wonach etwa jeder Zweite gerne den Arbeitsplatz wechseln würde und etwa jeder Vierte bereits innerlich gekündigt hätte, muss wohl von Letzterem ausgegangen werden. Arbeitslose müssten also eher als Einkommenslose bezeichnet werden. Und ihre Anzahl ist in den letzten Jahren und Jahrzehnten, wie man an der Entwicklung der sog. strukturellen Arbeitslosigkeit ablesen kann, kontinuierlich gestiegen.
Eigentlich kein Malheur, sondern schlicht Folge des technologischem Fortschritts (in immer kürzerer Zeit, mit immer weniger menschlicher Arbeitskraft, kann immer mehr hergestellt werden), wäre da nicht das Einkommensproblem der „freigesetzten“ Menschen. Erst Recht nach den Hartz-Reformen.
Es steigt interessanterweise aber nicht nur die Zahl der Einkommenslosen, sondern - wie die Reallohnentwicklung und die Entwicklung der Lohnquote belegen – auch die Zahl der Einkommensgeminderten. Also die Anzahl der Menschen, die zwar noch eine Arbeit haben, sich aber von ihrem Lohn immer weniger leisten können. Also relativ verarmen. Von den sog. „Aufstockern“, also den Menschen, die trotz Vollzeitarbeit kein existenzsicherndes Einkommen erzielen, ganz zu Schweigen.
Durch die ständig gestiegene Produktivität und den technologischen Fortschritt fliegen zwangsläufig immer mehr Menschen aus dem normalen Arbeitsprozess. Gleichzeitig holt man aus denen, die noch eine Arbeit haben, immer mehr heraus, ohne sie aber durch entsprechende Lohnzuwächse am erwirtschafteten Erfolg zu beteiligen. Ergebnis: Nicht nur das Heer der Einkommenslosen wird immer größer, sondern ebenso das Herr der Einkommensgeminderten.
Was macht man nun aber mit dem Heer der Einkommenslosen und Einkommensgeminderten, die ja, nicht nur wegen damit verbundener Sozialtransfers, sondern auch wegen des damit verbundenen Nachfrageausfalls (sinkende Massenkaufkraft), eine immer größere wirtschaftliche Belastung darstellen?
Aktuell sind hier folgende Verhaltensweisen zu beobachten: Man verkauft die Menschen für dumm („Deutschland ging es noch nie so gut wie heute“), frisiert massiv die offizielle Arbeitslosenstatistik und die Zahl der offenen Stellen und erfindet trotz Tausender arbeitsloser Ingenieure und Informatiker das Märchen vom Fachkräftemangel.
Man leugnet die Reallohnentwicklung und der Einkommens- und Vermögensentwicklung und verharmlost die Zunahme von Zeit- und Leiharbeit, die Zunahme von atypischer und prekärer Beschäftigung. Das ist das eine.
Das andere. Man „erfindet“ neue Arbeitsplätze und Arbeitsbereiche, egal wie sinnlos diese Arbeitsplätze (besser: Einkommensplätze) in Wahrheit sind, da sie, außer dass dadurch Einkommen erzeugt werden, eigentlich keine Steigerung des volkswirtschaftlichen Wohlstands bewirken.
Um hier mal das Bild des Brettspiels „Monopoly“ zu benutzen: man erweitert ständig das Spielfeld, und erhöht die Anzahl der Spieler. Anderenfalls käme das Spiel nämlich zu seinem natürlichen Ende: einer hat alles gewonnen, der Rest alles verloren und alles wandert wieder zurück in die Schachtel. Und das wollen die Profiteure dieses Spiels natürlich nicht. Wären damit doch auch ihr Reichtum und ihre Macht dahin.
Aktuell haben wir in der BRD eine Beschäftigungsquote von rund 40%. Das heißt, von 10 Menschen arbeiten vier. 6 Personen werden also schon jetzt von 4 alimentiert. Betrachtet man diese 4 Arbeitsplätze näher stellt man fest, dass etwa die Hälfte nicht auf Tätigkeiten entfallen, durch die tatsächlicher volkswirtschaftlicher Wohlstand entsteht (produktive Wertschöpfung), sondern dass diese Tätigkeiten eher beratender, kontrollierender, vermittelnder und aufsichtsführender Natur sind.
Es handelt sich dabei nicht so sehr um Tätigkeiten durch die mehr und bessere Produkte entstehen, sondern eher um eine Art von parasitärer Beschäftigung, die entweder Geld von der tatsächlichen produktiven Beschäftigung abschöpft und/oder den Reichen dabei hilft ihr Kapital besser zu verwerten und zu vermehren.
Sprich, eigentlich braucht diese Jobs kein Mensch. Gäbe es sie nicht, würden wir sie sehr wahrscheinlich nicht vermissen. Interessanterweise werden aber diese unsinnigen Tätigkeiten meist besser bezahlt als die, durch die wirklich volkswirtschaftlicher Wohlstand entsteht. Warum?
Weil sie nützlich sind für das System. Es geht nämlich nicht - entgegen dem, was man uns immer einzureden versucht - um Leistung, um individuelle Leistungsfähigkeit. Es geht um Nützlichkeit.
Parasitäre Arten von Beschäftigung sind nützlich für das System, denn sie sorgen dafür, dass die wirklich produktiv Beschäftigten keine nennenswerten Ersparnisse bilden können bzw. gebildete Ersparnisse wieder zu den Kapitalisten zurückkehren, die die Einkommen vorfinanziert haben und dringend auf die Rückkehr dieser Geld angewiesen sind, um ihre Kosten zu decken und einen Profit zu erwirtschaften.
Oder sie helfen dem Kapital dabei, ihr Kapital noch effektiver und effizienter zu verwerten. Also noch mehr Profit zu erwirtschaften. Das erklärt die Existenz dieser sinnlosen Arbeit, macht deren Existenz aber nicht sinnvoller.
Was wäre also mindestens zu tun?
- Die Reallohnentwicklung ist durch deutliche Lohnsteigerungen gerade der unteren und mittleren Einkommensgruppen dringend umzukehren (steigende Lohn-, sinkende Kapitalquote)
- Die Arbeitszeit sollte – stufenweise – gesenkt werden (30 Std. -> 25 Std. -> 20 Std.)
- Vor allem aber wäre das Dogma „Arbeit = Einkommen“ zu überdenken, denn Arbeitslosigkeit muss ja nicht automatisch auch Beschäftigungslosigkeit bedeuten. Schließlich kann man ja dann eventuell auch sinnvolleren Tätigkeiten nachgehen als Geld zu verdienen.
Kommentare 21
"Glaubt man Studien, wonach etwa jeder Zweite gerne den Arbeitsplatz wechseln würde und etwa jeder Vierte bereits innerlich gekündigt hätte, muss wohl von Letzterem ausgegangen werden. Arbeitslose müssten also eher als Einkommenslose bezeichnet werden."
Dass man auf Basis vorliegender Studien zu dem Ergebnis kommen kann, dass allein das Einkommen zählt, mag ich bezweifeln. Wer seinen Arbeitsplatz wechseln möchte, der sagt ja nun erstmal nur das und nichts weiter aus. Und auf alle Menschen wird ohnehin kein einziges Ergebnis zutreffen. Zum BGE gab es doch beispielsweise einmal eine Umfrage, die zum Ergebnis hatte, dass die meisten Befragten trotz eines BGE weiter arbeiten würden. Gleichzeitig kamen die Befragten zu dem Schluss, dass ein BGE nicht finanzierbar sei, weil die Anderen in der Mehrheit nicht arbeiten wollten.
Solche Umfragen sind ohnehin verzerrt, denn in einer Gesellschaft, in der harte Arbeit bis zum Umfallen eine der höchsten Tugenden ist und Faulheit bis zum Hungertod sanktioniert wird, wird kaum jemand diese Frage ehrlich beantworten, selbst wenn gar nicht genug Arbeit vorhanden ist (wäre).
Beobachten lässt sich in der Wirtschaft, dass der Druck auf den Arbeitnehmer zunimmt, je schwächer seine Arbeitskraft nachgefragt wird und dass die Arbeitsbedingungen umso angenehmer sind, je stärker die Nachfrage ist. Ein Zustand, den man kurz, pragmatisch und mehrheitsfähig mit zwei Worten beschreiben könnte: 'Verachtung' und 'Arschkriecherei'
Jedermann mag sich da natürlich in den Allerwertesten kriechen lassen. Nur nicht jeder hat die Möglichkeit, sich in die entsprechende Position zu bringen. Der affektive Ruf nach Bildung zur Behebung dieses Problems kann nicht die Lösung sein. Nicht jeder ist in der Lage, sich zu bilden. Aus finanziellen Gründen, wegen Intelligenz, Veranlagung, Beeinträchtigungen gesundheitlicher Art, ... Und Bildung ist eben auch nicht in der Lage, die fehlende Arbeit zu schaffen. Bildung wird also nur einige in die Lage versetzen, mehrheitsfähig und zynisch ausgedrückt, den Arsch hinzuhalten. Das passt natürlich den Privilegierten nicht recht in den Kram, weil es auch ihre Arbeitskraft entwertet.
Ein lieber und sehr geschätzter Mensch (oder, politisch korrekt, eine liebe und sehr geschätzte Menschin) wollte mich einmal davon überzeugen, dass der Mensch an sich sozial sei, nichts Böses wolle. Da fragte ich sie, wie oft sie einkaufen geht. Sie sagte, sie ginge etwa zweimal wöchentlich einkaufen. Dann fragte ich, wie oft sie eine falsche Menge Wechselgeld bekäme. Sie antwortete, dass das schon alle paar Wochen einmal vorkäme. Auf die Frage, wie häufig sie zuviel Wechselgeld zurück bekäme, sagte sie nichts mehr. Das könnte vielleicht mit der Lohnentwicklung zu tun haben. Aber da es in oberen und obersten Einkommensschichten oft noch deutlicher, härter, offensichtlicher passiert, deutet eher vielleicht auf die Ellbogenmentalität unserer Gesellschaft als Problem.
Ein lesenswerter Autor hier, wie ich finde, hat es akademisch für den elitären Kreis des Politbüro als Wohlstandschauvinismus betitelt. Sollte sich der Begriff allein durchsetzen, sehe ich persönlich allerdings keine Möglichkeit, das 'Proletariat' demokratisch zur Behebung dieses Problems zu bewegen. Der demokratische Weg aber, das ist doch weitgehend Konsens, ist der angestrebte.
Um uns mit den notwendigen Gütern zu versorgen, benötigen wir nur noch einen Bruchteil der menschlichen Arbeitskraft. 30 Prozent Produktivitätssteigerung bedeutet einen Arbeitsplatzabbau zwischen 30 und 60 Prozent. Hinsichtlich Effektivität und Effizienz befindet sich der Mensch längst im Wettbewerb mit den Maschinen. Dennoch verfolgt die Politik noch immer eine protestantische Arbeitsethik, die eine Zoo-ähnliche Gesellschaft verfolgt. Denn auch ein Hund muss erst schön Männchen machen, bevor er eine Wurst erhält. Dieses äffchenartige Verhalten scheint in den Köpfen der Menschen tief verwurzelt zu sein. Arbeit ist zu einer Ersatzreligion geworden. Dabei hat es bereits Paul Lafargue auf den Punkt gebracht: "Eine seltsame Sucht beherrscht die Arbeiterklasse aller Länder, in denen die kapitalistische Zivilisation herrscht, eine Sucht, die das in der modernen Gesellschaft herrschenden Einzel- und Massenelend zur Folge hat. Es ist die Liebe zur Arbeit, die rasende, bis zur Erschöpfung der Individuen gehende Arbeitssucht." Darüber sollte man mal nachdenken.
So werden wir nicht umhinkommen, uns von der mit Mühsal verbundenen Arbeitsgesellschaft zu befreien, um zu einer Tätigkeitsgesellschaft zu gelangen. Also weg vom animal laborans, hin zum zóon pólitikon, das politische Wesen, das sich nicht unterordnet, sondern den Souverän darstellt. Das könnte natürlich bestehende Machtverhältnisse ins Wanken bringen. Daher wird auch von der Sozialpolitik nur die Finanzindustrie gefördert und nicht etwa ein innovatives, kleinteiliges Unternehmertum. Je größer die Unternehmenskonzentration, desto höher die Beteiligungen und Aktienpakete. Die Produktion von Gütern ist dabei längst schon fast zur Nebensache geworden. Wer das "Volk" am Rande der Gesellschaft und so unselbständig wie möglich halten will, wird auch das bedingungslose Grundeinkommen mehr scheuen als der Teufel das Weihwasser. Sicher würde der eine oder andere mit einem BGE sogar sein Know-how in die Schwellenländer tragen, um dort wertvolle Aufbauarbeit zu leisten. Die Welt profitiert von Weltbürgern mit der globalen Brille. Würde also nur ein Bruchteil des täglich zirkulierenden Kapitals in die Hände der Bürger und in die chronisch unterfinanzierten Felder wie Bildung, Karitas, Kunst, Kultur bis hin zum Beispiel zur Reinigung der Meere von nuklearen und anderen Abfällen, Ausfilterung von Plastikmüll etc. fließen , - allein im ökologischen Bereich könnten wir Vollbeschäftigung schaffen. 3-D-Verfahren im Tante-Emma-Laden sind technisch möglich und wären preiswerter, als billige Massenartikel um die halbe Erde zu schicken. Weg vom Konsumwahn und eine andere Bewertung von makro- und mikroökonomischen Leistungen. Die Gemeinwohlmatrix könnte da sehr hilfreich sein.
Die bisherigen wirtschaftswissenschaftlichen Theorien, Ansätze und Rechenmodelle können Sie getrost in die Schublade legen. Wiwi ist keine Wissenschaft und kein physikalisches Gesetz. Sie wird von Menschen gemacht und sollte sich darauf zurückbesinnen, wem sie dienen soll. Den Menschen oder einem goldenen Kalb.
Weitere Gedankenansätze zum Thema Tätigkeitsgesellschaft und Zwangsarbeit finden Sie unter http://www.initiative146.de/node/11
"Würde also nur ein Bruchteil des täglich zirkulierenden Kapitals in die Hände der Bürger und in die chronisch unterfinanzierten Felder wie Bildung, Karitas, Kunst, Kultur bis hin zum Beispiel zur Reinigung der Meere von nuklearen und anderen Abfällen, Ausfilterung von Plastikmüll etc. fließen..."
Arbeit ist ausreichend vorhanden, das ist das Perverse.
Unterhalte ich mich mit einer Krankenschwester, die als einzige qualifizierte Fachkraft aus Kostengründen eine ganze Station verantwortet, unterstützt von Praktikanten und Auszubildenden, die es zusätzlich zu koordinieren und zu verwalten gilt, die daran zerbricht, dass es ihr nicht möglich ist, ihre Patienten zu waschen, adäquat zu pflegen, mit Nahrung und Flüssigkeit zu versorgen, dann, tut mir leid, schwillt mir derart der Kamm an, dass mir jedes Verständnis für weitere Philosophiererei abhanden kommt.
Als Privatpatient ist es freilich deutlich angenehmer. Da wird Rinderfilet und Lachs kredenzt, keine Kosten werden gescheut, um dem Kranken die Genesung so angenehm als möglich zu machen.
Ich weiß nicht, wo sich unsere Eliten über den Zustand der Bundesrepublik informieren. Ich habe mit solchen Menschen zu tun und sehe die deutsche Politik längst nicht mehr als demokratisch, sondern als Diktatur, gegen die es Widerstand zu leisten gilt.
Da sehe ich auch ein BGE kritisch. Ein solches darf es nicht bei einer Zweiklassengesellschaft belassen. Es darf nicht eine erwerbstätige Oberschicht geben und eine, die für eine pauschale, künstlich kleingerechnete Existenzsicherungsleistung die unbequeme und unbezahlte Arbeit erledigt. Darum finde ich, dass der Vorschlag, die vorhandene Arbeit aufzuteilen, grundsätzlich gut ist. Unter allen, die können und wollen.
Die Chance, jeden das tun zu lassen, was er kann und will, gibt es jetzt nicht. Jetzt herrscht der Zwang dazu, etwas zu tun, was nicht zu tun ist. Doublebind? Zersetzung? Der Grund für innere Kündigungen? Wohl Betuchte trifft das Problem nicht, man sucht sich aus, was man will.
Und die geistige Elite der politisch Sachverständigen diskutiert, diskutiert, diskutiert. Die jedoch, die es betrifft, die demokratisch eine Änderung herbeiführen müssten, die klammert man aus der Diskussion aus und sonnt sich im relativen Wohlstand.
Und dann wird dreist die Radikalisierung der Bevölkerung gebranntmarkt, in einer weiteren Diskussion..,
,,...Unterhalte ich mich...``,ich kann diesen Teil nur bestätigen.
Erst kommt die innere Kündigung und dann die eigentliche
Kündigung.Bestätigen kann ich, daß Privatpatienten gesondert
behandelt werden.Da bedarf es schon einer Gelassenheit in der
täglichen Arbeit und einer guten Menschenkenntnis.(wegen dem Beschwerdemanagment)
Interessant ist, dass dieses Beispiel genau das Gegenteil dessen aussagt, was oben geschrieben wurde.
Die, die ihre Arbeit gerne tun und daran verzweifeln, dass die Umstände den eigenen Anspruch und den Anspruch des Patienten nicht gestatten, die gerne mehr geben würden, die gehen kaputt, die werden verheizt, die kündigen. Dissoziale haben in der Pflege sicher weniger Probleme, sie wollen es aber vielleicht nicht tun.
Wenn ich mir nun noch vorstelle, man würde Menschen dazu zwingen, dann mag ich mir das Ergebnis nicht vorstellen.
Das tut man hier im Pflegebereich noch nicht in verantwortlicher Position, weil das wohl selbst Frau Merkel letztlich zu heikel ist, aber man tut es in anderen Berufen sehr häufig.
Das haben die Nationalsozialisten getan, die Sozialisten und viele andere totalitäre Systeme. Hat man das jemals aufgearbeitet?
Die Gestrigen fordern es immer noch, ob fähig oder nicht, ob willens oder nicht. Aus der kranken Idee heraus, man könne Klassen durch Unterdrückung und Faschismus beseitigen.
Wer den ganzen Tag Schrauben in Wände dreht, für den wirkt von Außen betrachtet der Angestellte wie ein vom Glück Verfolgter. Wer den ganzen Tag lang auf den Bildschirm starrt, für den wirkt von Außen betrachtet der Handwerker als vom Glück Verfolgter...
Die DDR hatte Probleme, die angestrebte Produktqualität zu erreichen. Das dürfte wohl auch an der Tatsache liegen, dass individuelle Fähigkeiten dort nicht gerne gesehen und genutzt wurden. Man hat stattdessen sein Heil in der Unterdrückung der ja eigentlich nicht vorhandenen Unterschiede gesucht.
Nachhaltiges Wirtschaften muss aber auf Qualität setzen, nicht auf die naive Vorstellung eines beliebig austauschbaren Einheitswesens. Mit der Peitsche erzwingt man nichts, nirgendwo...
Da läge schon eine Chance, mit dem BGE diese Qualität zu erreichen. Aber kapitalistisch ginge das nicht... Ohne Umverteilung auch nicht...
Dank für die Beschreibung eines Zustandes von Gesellschaft, deren oberster Grundsatz “Hauptsache Arbeit“ erkennbar Resultat eines vollendeten Wahns ist. Und wie immer halten die Irren die anderen für verrückt.
Arbeit im Kapitalismus ist, auch wenn uns das irgend wie als gerade zu natürlich erscheint, nicht das Mittel um Dinge herzustellen, die für unser aller Leben notwendig sind, sondern dient nur einem Zweck, der abstrakten Geldvermehrung. Es wird kein Brot gebacken, wenn nicht am Ende des Prozesses mehr Geld da ist als am Anfang.
Dass das, was wie heute als Arbeit begreifen, überhaupt nicht so lebensnotwendig ist, wie wir es phantasieren, illustrieren sie sehr anschaulich.
Die von Ihnen angerissenen Beispiele für sinnfreie Tätigkeiten ließen sich unendlich lange ergänzen: Marketing, Finanzdienstleistungen, Werbung, Arbeitsverwaltung und, und, und.
Tätigkeiten, deren Resultat für unser tatsächliches Leben und Überleben ohne erkennbare Bedeutung sind.
Lafargue hat vor sehr langer Zeit diesen Text dazu geschrieben:
https://archive.org/stream/DasRechtAufFaulheit/PaulLafargue-RechtaufFaulheit_djvu.txt
Als Schröder den Zwang zur Arbeit zusammen mit seinen grünen Komplizen verschärfte, nahm es darauf Bezug. Ob er es je las?
Ein Jahrhundert später ist alles beim alten. Millionen Menschen gingen in Kriegen drauf. Kinder verhungern umgeben von Überfluss. Einzigartiges menschliches Leben wird milliardenfach im Arbeitsprozess verbraucht. Hauptsache Arbeit. Und sei es an der Nähmaschine in Bangladesch. Bis auch die ein Roboter übernimmt. Was außerhalb des geschlossenen Wahnsystems Kapitalismus ein riesiges Glück wäre, würde doch den Frauen die Zeit für richtiges Leben gegeben, ohne dass es ein einziges Hemd weniger auf der Welt gäbe, wird real zur vollständigen Katastrophe.
Wir sind von einem kollektiven Wahn besessen. Dabei wären doch schon bei einer Betrachtung, wie Sie die anstellen, erkennbar, dass es Unfug ist, was wir machen.
“ Die schönsten Plätze sind Arbeitsplätze“
(SPD Wahlwerbung)
Anders als Sie, bin ich davon überzeugt, dass es innerhalb enger kapitalistischen Gesellschaft keine Lösung geben kann
http://www.krisis.org/1999/manifest-gegen-die-arbeit/
Aber das wäre in einer Gesellschaft zu diskutieren, die das von ihnen beschriebene erst einmal wahrnehmen müsste, die sagt, so wollen wir nicht mehr leben.
Und die Moral von der Geschicht: Arbeit gibt es nicht!
Damit ist ausgesagt, obwohl Arbeit zwar genug da ist, wird sie von den Staats.Besitzern, den Parteien der Koalition der Bundesregierung der Berliner Republik Deutschland BRD verwaltet, um den Partei.Spendern die neoliberale Rechnung zu bezahlen.
Mit der sinkenden Kaufkraft weiter Teile von Bürgern und Bürgerinnen, die eigentlich Eigentümer des Staates sein sollten, denen eigentlich die Allmend oder Gemeingüter gehören sollten, bleibt die Lohnsteigerung gering und die Inflationsrate unter der von der EZB vorgegebenen Marke von 1,9%.
Das bedeute real D E F L A T I O N:
- Preise steigen nur mäßig.
- Zinsen sind marginal.
- Sparen lohnt sich nicht.
- Investieren lohnt sich nicht.
- Gewinne werden exportiert.
************************ VOR ALLEM ****************************
- Alle anderen Mitglieder in der EURO-Zone werden preislich unterboten, wirtschaftlich also zur Schnecke gemacht.
- Damit fällt auch die Nachfrage nach deutschen Produkten.
- infinity ....................
Die Folge ist ein Ausverkauf von Griechenland, das erleben wir gerade. Diese wirtschaftlichen Verhältnisse werden gerade medial von der Flüchtlingskrise überdeckt - Halleluja und Hosianna- die als nahöstliches, afrikanisches und europäisches Dilemma ein Ergebnis der Wirtschaftspolitik der EU-Staaten ist.
Ein Umdenken ist bei Merkel und Schäuble nicht in Sicht; nach eigenen Bekunden versteht Merkel ja auch nichts von Finanzen, das überläßt sie so genannten Fachleuten.
Hallo Holger Lang, vielen Dank für diesen Beitrag.
Neben Existenzgründung ist Arbeit teilen ein wichtiger Ansatz, um für jeden Bürger einen Arbeitsplatz anbieten zu können. Bisher wird über die Sozialsysteme Geld verteilt, was der Bürger akzeptiert. Viel besser ist doch, Arbeit direkt zu teilen. Es ist möglich, die Arbeitslosigkeit in Deutschland und in Europa und in jeder Gemeinde, Stadt und Region zu besiegen. Der Vorteil gegenüber einem bedingungslosem Grundeinkommen ist, dass ein Stück Eigenverantwortung auch von dem Bürger gefordert wird. Prekäre Arbeitsverhältnisse im 21. Jahrhundert sind jedoch schäbig. Für unseren Arbeitsmarkt habe ich deshalb eine Vision: http://arbeitslos1000.com/
Liebe Grüße,
Friedhelm Kölsch
Sehr sachlich die Verhältnisse auf den Punkt gebracht.
Persönlich bin ich der Meinung, dass sogar nur einer von fünf Arbeitsplätzen wirklich vernfünftig und notwendig ist.
Der Rest ist in der einzig Systemrelevant. Für ein destruktives, den Lebensraum mit all seinen Bestandteilen verachtendes System.
Die erste Forderung müsste lauten, weg mit dem Staat, weg mit der Menschenkontrolle.
Entweder wir sind als soziale Gemeinschaft eine Spezies, die tatsächlich so etwas wie einen "höheren" intellektuellen Habitus verinnerlicht, oder wir sind lediglich eine völlig aus der Bahn geworfene Horde von seltsamen Primaten, die Ameisenverhalten gepaart mit der Größe von Affen und der Fähigkeit mehr als einen Stock zu schwingen, dabei ist sich und die Welt so wie sie vor uns war, einer Transformation zu unterziehen.
Das Bild vom Menschen, der als "Krankheit" den Planeten befällt, es kommt nicht von ungefähr und es ist schon längst gemalt worden.
Ich bin keine Ameise! Daher werde ich auch nicht für dieses System arbeiten!
Leider gibt es sehr wenige Menschen, die so denken und entsprechend handeln. Falls sie so denken, haben sie meist nicht den Mut, es umzusetzen, da sie fürchten, Ihr Lebenssinn und ihre Existenz ginge wohl verloren.
Nur, wer mitmacht, welche Existenz spiegelt er?
Gäbe es keinen Staat, gäbe es auch keinen Besitz, gäbe es keine soziale Hierarchie, kurz, der Mensch würde als soziales anarchisches Wesen, sich und seine Artgenossen mit Vernunft und Kreativität in dieser Biosphäre möglichst symbiotisch integrieren - er wäre kein parasitäres Monstrum, er wäre eher ein Bewahrer und eine grandiose Bereicherung.
Man muss nur einmal vergleichen - wie verhält sich ein sonderbarer Naturliebhaber - wie verhält sich ein "erfolgreicher" Homo Ökonomikus.
Ersterer läuft eher Gefahr in einer "Heilanstalt" zu landen, kommt er zu häufig in Kontakt mit der gewöhnlichen Gesellschaft, letzterer steigt zur Führungsfigur auf und entscheidet wohin sich die Masse bewegt.
Die Masse möchte lieber ein SUV, als acht Monate mehr freie Lebenszeit im Jahr - sie denkt wohl, es wäre eine öde Zeit, da sie nicht konsumieren könnte, sondern "leben" müsste.
Mag sein, es kommt zu simpel hier an - ich freute mich, würden mich einmal jene widerlegen, die mir Spinnerei vorwerfen -
mir würde ein stichhaltiges Argument FÜR unsere jetztige Gesellschaft schon reichen - ich bin gespannt darauf.
Wetten, es ist euer materieller Bedarfspool, der euch alle zu Sklaven des Irrsinns macht!
,in der Tat,.....
«Der Vorteil gegenüber einem bedingungslosem Grundeinkommen ist, dass ein Stück Eigenverantwortung auch von dem Bürger gefordert wird. Prekäre Arbeitsverhältnisse im 21. Jahrhundert sind jedoch schäbig.»
Im Prinzip ja, aber das neoliberale Erbrechen hat in D inzwischen schon eine fast zwei Generationen andauernde Tradition.
Als 1982 die Liberalen den besten Kanzler, den sie je hatten, in die Wüste schickten, setzte sich der Ausverkauf der deutschen Wirtschaft lustig fort. Begonnen hatte das alles Anfang der 1970er Jahre durch Abwanderung ganzer Industriezweige. Mitte der 1970er zeigte das Wirkung, die Arbeitslosigkeit schnellte hoch. Das hat sich seither nicht geändert. Mit der Abwanderung sank die Nettoinvestition, auch das hat sich nicht geändert. Inzwischen sank das Zinsniveau der EZB auf nahe Null, da lohnt sich gar nichts mehr, weder Sparen, noch irgend eine Zukunft.
Nicht einmal die Deutsche Rentenversicherung lohnt sich, weil bis 2030 die Renten.Leistung auf 43% "abgeschmolzen" wird und die Renten.Beiträge steigen.
Die Vermögens.Verteilung ist in D noch sehr viel schlechter, als die Einkommens.Verteilung:
50% haben gar nichts mehr zu verlieren.
40% werden abgezockt, das ist der Mittelstand.
10% zocken ab und weil sich hier keine Investition lohnt, verschieben die Krämer und Bänker die Gewinne nach Taka-Tuka-Land.
«Achte Vision: Der kommunale und regionale Bereich ist in den letzten 20 Jahren sehr stark vernachlässigt worden. Auf regionaler und kommunaler Ebene gibt es aber sehr viel Entwicklungspotential, um die Wirtschaft und die Menschen nach vorne zu bringen. Die Chancen für uns liegen sozusagen vor unserer Haustür und nicht im globalen Bereich.»
So kann man das auch ausdrücken, wie in dieser Bonner Republik Deutschland BRD und seit einigen Jahren die Berliner Republik Deutschland BRD mit dem real existierenden Steuersystem die Länder, Freistaaten, Stadtstaaten und Kommunen entmündigt wurden und weiter werden.
Nehmen wir als Beispiel ein Windrad.
Dieses Windrad steht irgendwo in D auf dem Gebiet einer Kommune und dort zahlt der Betreiber auch eine Pacht für die Nutzung des Ackers oder der Wiese. Die Gewerbesteuer für den Gewerbegewinn zahlt der Betreiber irgendwo in Frankfurt, Düsseldorf oder Grünwald.
Der kommunaler und regionale Bereich ist in D nicht vernachlässigt, sondern abgeschrieben worden und dient vielen Menschen nur noch als Schlafplatz.
Bevor jemand das Grundeinkommen als neue Variante der sozialen Sicherung verunglimpft, empfehle ich, sich damit einmal konstruktiv zu befassen. Bei 82 Millionen Bürgern und Bürgerinnen sind in D 42 erwerbstätig und der Rest nicht. Für diese 40 Millionen menschen brauchen wir keinen Arbeitsplatz, sondern eine soziale Sicherung, damit die sich die Kinderkrippe, den Kindergarten, die Schule, das Studium, die Weiterbildung und das Alter leisten können.
genial, dieser sinnlose Aufwand, diese Verschwendung von menschlichem Potential, dieser Luxus. Witziges Wort: Luxus.
Aber all diese im Grunde überflüssigen Tätigkeiten werden immer effektiver und gleichzeitig kosteneffizienter ausgeführt. So können immer neue und hochspezialisierte Tätigkeitsfelder entstehen, deren Sinn sich immer Wenigeren erschließt.
Danke für den Artikel, interessant und wichtig, das zu lesen...
"Um uns mit den notwendigen Gütern zu versorgen, benötigen wir nur noch einen Bruchteil der menschlichen Arbeitskraft. 30 Prozent Produktivitätssteigerung bedeutet einen Arbeitsplatzabbau zwischen 30 und 60 Prozent."
Eben. Es ist also davon auszugehen, dass eben nicht mehr für jeden bzw. einer hinreichenden Anzahl ein Arbeitsplatz mit entsprechendem Einkommen geboten werden kann. Die Menschen sind aber da und haben ein Recht auf ein menschenwürdiges Leben (Menschenrechtskonvention und Sozialstaatsprinzip). Ergo müssen wir das Thema "Arbeit gleich Einkommen" neu diskutieren und regeln. Ob über Lohnpolitik, über Sozialpolitik, über Arbeitszeitverkürzungen, über ein BGE etc. bzw. Kombinationen davon.
"Dabei hat es bereits Paul Lafargue auf den Punkt gebracht: "Eine seltsame Sucht beherrscht die Arbeiterklasse aller Länder, in denen die kapitalistische Zivilisation herrscht, eine Sucht, die das in der modernen Gesellschaft herrschenden Einzel- und Massenelend zur Folge hat. Es ist die Liebe zur Arbeit, die rasende, bis zur Erschöpfung der Individuen gehende Arbeitssucht." Darüber sollte man mal nachdenken."
Das ist eben, wenn man so will, die Krux am Kapitalismus und der Demokratie. Früher musste der Sklavenhalter die Sklaven versorgen und die beschwerten sich, wenn sie zu viel und zu hart arbeiten mussten. Dann hat man die Sklaven "in die Freiheit entlassen". Ohne ihnen aber zu erklären, was das in Wahrheit bedeutet: Versorge Dich gefälligst selbst!
Da die Masse der freigelassenen Sklaven aber im Wesentlichen grund- und besitzlos waren, waren sie gezwungen, sich den ehemaligen Sklavenhaltern nun als Arbeiter zu unterwerfen, um das zu bekommen, was sie zum Überleben brauchten: Geld, ein Einkommen. Mit der Folge, dass die Sklaven nun jammern, wenn sie keine Arbeit haben. Tolle Freiheit!
"So werden wir nicht umhinkommen, uns von der mit Mühsal verbundenen Arbeitsgesellschaft zu befreien, um zu einer Tätigkeitsgesellschaft zu gelangen."
Tätigkeitsgesellschaft finde ich einen schönen Begriff.
Und ein Grundeinkommen, wie immer man es genau ausgestaltet, ist hier sicherlich ein möglicher und sinnvoller Weg.
Wenn wir das, was wir zum Leben brauchen, auf Grund von Produktivität und technologischem Fortschritt mit immer weniger menschlicher Arbeitskraft herstellen können, dann sollte es auch kein Problem sein, die von der Arbeit befreiten Menschen zu versorgen und mit Geld/Kapital auszustatten.
Die Menschen werden sich im Zeitablauf, mal schneller, mal langsamer, eine Tätigkeit, eine Beschäftigung suchen, die ihnen Sinn und Befriedigung verschafft. Da bin ich mir sicher.
"Die bisherigen wirtschaftswissenschaftlichen Theorien, Ansätze und Rechenmodelle können Sie getrost in die Schublade legen. Wiwi ist keine Wissenschaft und kein physikalisches Gesetz. Sie wird von Menschen gemacht und sollte sich darauf zurückbesinnen, wem sie dienen soll. Den Menschen oder einem goldenen Kalb."
Yep. Gerade die Widerlegung der ökonomischen Theorien, die hinter unserem Geld- und Finanzsystem stehen, ist ein zentraler Bestandteil meines Buches Mon(k)ey-Business.
"Dank für die Beschreibung eines Zustandes von Gesellschaft, deren oberster Grundsatz “Hauptsache Arbeit“ erkennbar Resultat eines vollendeten Wahns ist. Und wie immer halten die Irren die anderen für verrückt."
Gerne. Und in der Tat, wenn ich das im persönlichen Umfeld diskutiere, ernte ich durchaus desöfteren massives Unverständnis bis hin zu "einem Vogel zeigen", so als ob ich nicht mehr alle Latten am Zaun habe.
Ergibt sich allerdings die Möglichkeit einer intensiveren Diskussion, dann ist durchaus zu beobachten, dass "das Vogel zeigen" abnimmt und die Leute ins Nachdenken geraten. Immerhin ein Anfang :-)
"Arbeit im Kapitalismus ist, auch wenn uns das irgend wie als gerade zu natürlich erscheint, nicht das Mittel um Dinge herzustellen, die für unser aller Leben notwendig sind, sondern dient nur einem Zweck, der abstrakten Geldvermehrung. Es wird kein Brot gebacken, wenn nicht am Ende des Prozesses mehr Geld da ist als am Anfang."
Genau so ist es. Selbst das fällt aber einigen Menschen überaus schwer es zu denken und zu akzeptieren. Aber genau das ist die kapitalistische Logik. Kommt hinterher nicht mehr Geld raus als man man rein gesteckt hat, findet Wirtschaft nicht statt.
Und nun sollte man meinen, dass es eigentlich leicht sein müsste, dieses System als absurd zu erkennen, aber weit gefehlt.
"Die von Ihnen angerissenen Beispiele für sinnfreie Tätigkeiten ließen sich unendlich lange ergänzen: Marketing, Finanzdienstleistungen, Werbung, Arbeitsverwaltung und, und, und"
Yep, gute Ergänzung.
"Tätigkeiten, deren Resultat für unser tatsächliches Leben und Überleben ohne erkennbare Bedeutung sind."
So ist es. Gäbe es diese Tätigkeiten nicht, würden wir sehr wahrscheinlich nicht vermissen. Im gegenwärtigen System sind sie aber notwendig. Als notwendige Spielfeld- und Spielererweiterung im Monopoly-Spiel.
"
https://archive.org/stream/DasRechtAufFaulheit/PaulLafargue-RechtaufFaulheit_djvu.txt
In einer privaten Diskussion über unser Geld-, Finanz- und Wirtschaftssystem meinte ein Mitdiskutant, es müsste halt ein Recht auf Arbeit geben. Als ich daraufhin einwendete, wenn wir ein Recht auf Arbeit bräuchten, müsste es auch ein Recht auf Faulheit geben, alter Schwede, da war aber Polen offen!!!! :-)))))
"Anders als Sie, bin ich davon überzeugt, dass es innerhalb enger kapitalistischen Gesellschaft keine Lösung geben kann."
Da würde ich Ihnen gar nicht widersprechen wollen. Ganz im Gegenteil. Letztlich liegt die Lösung in der Überwindung des Kapitalismus. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg, denn dafür müsste vieles auf den Prüfstand. Selbst unsere sog. Demokratie und die komplette Rechts- und Eigentumsordnung.
So weit ist ein Großteil der Gesellschaft aber wohl noch lange nicht. Von daher schrieb ich "was wäre mindestens zu tun".
http://www.krisis.org/1999/manifest-gegen-die-arbeit/
Sehr lesenswert.
"Aber das wäre in einer Gesellschaft zu diskutieren, die das von ihnen beschriebene erst einmal wahrnehmen müsste, die sagt, so wollen wir nicht mehr leben."
Eben. Von daher wäre ich durchaus "schon froh", wenn es zumindest wieder in Richtung einer wirklich sozialen Marktwirtschaft ginge, auch wenn mir klar ist, dass diese auch keine abschließende Lösung darstellt.
Werter Herr Kölsch,
ihre Leidenschaft und ihr Engagement in allen Ehren, sollte Ihnen meines Erachtens aber schon bewusst sein, dass sie mit ihren Lösungsvorschlägen im Grunde ein Herumdoktern am System propagieren, ohne an die eigentliche Wurzel des Übels zu gehen.
Das ist im Grunde nicht zu beanstanden, ich mache es ja mit meinen Mindestforderungen auch, es sollte einem aber bewusst und bekannt sein.
Ich will mal kurz auf ein paar Ihrer Visionen auf dem Link eingehen (die Deutschland rockt sich neu-Site habe ich mir auch angesehen, der typische Internet-MLM-Stil ist aber ehrlich gesagt nicht mein Ding).
"Erste Vision: Jeder Bürger in unserem Land hat einen Arbeitsplatz. Es gibt keine Arbeitslosen mehr. Jeder Arbeitsloser ist ein Arbeitsloser zu viel. Jeder Minijobber kann seine Arbeitszeit erhöhen, wenn er das möchte."
Warum ist das notwendig? Brauchen die Menschen wirklich (bezahlte) Arbeit oder brauchen Sie was anderes? Ich denke, die Menschen brauchen eine gesicherte Versorgung mit existenziellen Gütern und Dienstleistungen. Eine sinnvolle Beschäftigung suchen sie sich dann schon.
"Dritte Vision: (...) Zukünftig müssen wir mehr Arbeit teilen als Arbeitslosengeld."
Ich würde es mal so sagen. Lassen wir die Arbeit von Maschinen erledigen, wenn wir (a) diese Maschinen haben und (b) wir diese dafür einsetzen wollen. Und lassen sie uns die Arbeit da aufteilen, wo wir diese Maschinen (noch) nicht haben oder sie nicht einsetzen wollen.
"Vierte Vision: Wir benötigen mehr Unternehmer in unserem Land. Es ist wichtig, dass wir kleine und mittelständische Unternehmen stärken. Nur wenn wir genügend Menschen in unserem Land haben, die Arbeitsplätze schaffen, können wir die Beschäftigungsprobleme lösen (...)".
Klingt wiederum schön, es stellt sich nur die Frage, warum? Warum brauchen wir mehr Unternehmer und mehr Arbeitsplätze? Damit wir mehr Unternehmer und Arbeitsplätze haben?
Wir brauchen für jeden eine ausreichende Versorgung mit existenziell notwendigen Gütern und Dienstleistungen. That´s all.
Und die können, in einer anderen Systemlogik, auch von Großunternehmen hergestellt werden. Schließlich sind Großunternehmen auf Grund von Lern- und Erfahrungseffekten, Economies of Scales und Scopes, Fixkostendegression i.d.R. auch produktiver.
Großunternehmen an sich sind nicht so sehr das Problem. Das liegt - heute - an anderer Stelle.
Bitte nicht falsch verstehen. Ich habe prinzipiell nichts gegen mehr Selbständige, mehr Freiberufler, mehr Unternehmer. Nur, die müssten im gegenwärtigen System alle einen Profit erwirtschaften. Wie soll das gehen? Erst Recht in zunehmend gesättigten Märkten, bei denen das Angebot längst vielfach die Nachfrage übersteigt?
Sprich, mit Ihren Lösungsvorschlägen kommen Sie aus der kapitalistischen Wachstumslogik und einer Wirtschaft des Fressens oder Gefressen werden" nicht heraus. Ihre Lösungsvorschläge setzen permanentes Wachstum, und zwar quantitaives Wachstum (Wachstum des realen BIP) voraus, das wird aber nicht funktionieren. Wir haben nun mal nur einen Planeten mit limitierten Ressourcen.
Von daher:
"Siebte Vision: Wenn Arbeit mehr geteilt wird und Menschen durch den Produktivitätsfortschritt mehr Freizeit bekommen, dann ist es wichtig, dass jeder Mensch sein kreatives Potential entfaltet. Es muss Arbeitnehmern möglich sein, neben ihrem Beruf mit einer selb ständigen Tätigkeit zu beginnen und von den Arbeitgebern muss man fordern, dass sie dies aktiv fördern und zulassen."
Das Ziel, die Menschen von der Lohnarbeit, der Lohnsklaverei zu befreien, teile ich. Dann aber im Grunde in der bisherigen Systematik zu verbleiben, das wird m.E. nicht funktionieren. Höchstens übergangsweise. Letztlich muss das komplette System hinterfragt und geändert werden.
Im gegenwärtigen System können Unternehmer nicht dem Wunsch nachgehen, ihre Arbeiter und Angestellten zu Unternehmern zu machen. Höchstens in einer noch perverseren Ausbeutungslogik oder dahingehend, dass man sie durch Maschinen ersetzt.
Und um jetzt mehr Menschen zu Unternehmern zu machen, müssten sie zumindest das Geldsystem, sprich die Kreditversorgung und Kreditgewährung maßgeblich ändern.
"Sehr sachlich die Verhältnisse auf den Punkt gebracht."
Danke :-)
"Persönlich bin ich der Meinung, dass sogar nur einer von fünf Arbeitsplätzen wirklich vernfünftig und notwendig ist."
So hart wollte ich es dann doch nicht formulieren, aber sehr wahrscheinlich haben Sie damit Recht,
"Die erste Forderung müsste lauten, weg mit dem Staat, weg mit der Menschenkontrolle."
Also, wenn man so will, dann kann man konstatieren, dass der sog. Staat nichts anderes ist als ein Macht- und Herrschaftsinstrument einer kleinen mächtigen Elite war und auch immer noch ist. Selbst in unserer heutigen sog. Demokratie, die ja wohl eher als Plutokratie zu bezeichnen ist.
Stellt sich also die Frage, Abschaffung des Staates oder echte Reformierung in Richtung einer wirklich freiheitlichen-demokratischen Grundordnug im Rahmen einer Republik?
Ich wäre für Letzteres.
"Entweder wir sind als soziale Gemeinschaft eine Spezies, die tatsächlich so etwas wie einen "höheren" intellektuellen Habitus verinnerlicht, oder wir sind lediglich eine völlig aus der Bahn geworfene Horde von seltsamen Primaten, die Ameisenverhalten gepaart mit der Größe von Affen und der Fähigkeit mehr als einen Stock zu schwingen, dabei ist sich und die Welt so wie sie vor uns war, einer Transformation zu unterziehen.
Hierzu hatte ich vor geraumer Zeit mal formuliert:
Im Rahmen der Primatenforschung konnte man zeigen, dass je nach Systemaufbau bzw. Spielsituation, Affen sich entweder sehr kooperativ oder aber, wenn gegenteiliges Verhalten belohnt wird, sehr egoistisch und rücksichtslos verhalten. Und was ist der Mensch schon anderes als der größte Affe von allen.
Von daher bin ich der Meinung, ändern wir das System, dann ändert sich auch der Mensch. Zu versuchen, den Menschen zu ändern, ich denke, das wird eher nicht funktionieren.
"Gäbe es keinen Staat, gäbe es auch keinen Besitz, gäbe es keine soziale Hierarchie, kurz, der Mensch würde als soziales anarchisches Wesen, sich und seine Artgenossen mit Vernunft und Kreativität in dieser Biosphäre möglichst symbiotisch integrieren - er wäre kein parasitäres Monstrum, er wäre eher ein Bewahrer und eine grandiose Bereicherung."
Kleiner Einspruch, Besitz gäbe es sehr wohl auch ohne Staat. Was es nicht gäbe, wäre rechtliches Eigentum, da dieses einen Staat und eine enstprechende rechtliche Eigentumsordnung voraussetzt.
Und diese ist zu diskutieren und infrage zu stellen. Ob man deswegen aber auch den Staat abschaffen muss?
Definiert man ihn als Vertreter der Gemeinschaft und des Gemeinwohls, würde ich das verneinen. Er wäre aber auf jeden Fall grundlegend zu reformieren.
Er wäre aber auf jeden Fall grundlegend zu reformieren......
Ich sehe vor mir menschliche Gesellschaften, die ohne staatliche Strukturen kooperieren.
Man ist global vernetzt, man interagiert auch global, doch es sind keine Regulative nötig, da die Individuen alltruistisch kooperieren, aus einem ganz originären Egoismus heraus, der schlicht verstanden, hat, das dies die beste Form zu leben, die Art zu erhalten und den Lebensraum lebenswert und in seiner Vielfalt zu bewahren, ist.
Beziehungsgeflechte sind gleich einem sozialen Wurzelwerk durchgängig, es gibt kein Kastenwesen, (oder soziale Hierarchie genannt) mehr.
Der Mensch ist sich gleich und doch steht es jedem frei, seine Neigungen zu leben, Neigungen, die Schaden nach sich ziehen, sehe ich als unproblematisch, da gemäß obiger Prämisse der Einzelne diese gar nicht empfinden wird.
Es ist jene Utopie, wie ich mir eine menschliche Gesellschaft erträumen würde, mein kleiner Hoffnungsanker, eine Zukunft, wie ich sie kommenden Generationen von Herzen wünsche.
Ich leiste meinen persönlichen Beitrag, indem ich unser System so konsequent meide, wie irgend möglich.
Ich versage mir so manche Bequemlichkeit, so manche hedonistische Verlockung, da gerade unser aller Bequemlichkeit und unser aller Anspruch auf jedes Privileg, für das die individuelle Kaufkraft vorhanden ist, das System am Leben hält und dieses System ist ein desaströses Schicksalsrad, welches den Menschen langsam alle Glieder bricht - bis am Ende das Genick endgültig den Körper vom Geist trennt.
Es mag arrogant klingen, doch ich
ups.... die Technik - tja - da ich hier tippe bin ich schon wieder ein klein wenig Systemrelevant, generiere ich Klicks und im schlimmsten Fall wird ein Konsumakt via Trigger durch mich ausgelöst - .... doch ich maß mir an, zu glauben, handelten alle Menschen ähnlich mir, würde das den Systemzusammenbruch bedeuten und wir wären in der Lage eine neue Gesellschaft zu begründen.
Ich bin sicher es käme nicht zu Hungersnöten!
Ich bin sicher man könnte die essentielle Intrastruktur in kürzester Zeit transformieren.
Was wohl lautlos verschwinden würde, wären all die Wasserköpfe, von denen hier geschrieben wird.
Das einzige was nötig wäre - jeder ´Mensch besinnt sich seiner wahren Natur - ein soziales, dabei alltruistisch handelndes, liebevolles, kraft der Vernunft und des Intellekts liebevolles, im Empfinden bzw. Erleben auch egoistisches, unglaublich lernfähiges Lebewesen.
Dann wären wir endlich keine Affen mehr, die sich wie Ameisen aufführen und dabei jegliche Klugheit einem einzigem Duftstoff geopfert haben - der Gier, bzw. dem Geld.
Es gibt ja unter uns Artgenossen, die es längst vorlebten, beschrieben, erkannten, weder der Minimalismus, noch meine, unsere Kritik am System ist neu - einzig, seit jeher bilden jene eine winzige Minderheit, welche in meinen Augen den richtigen Weg zu gehen versuchen.
Leider ist wenig Anlass gegeben, mit Optimismus in die Zukunft zu blicken - es wird wohl eher gemäß den formulierten Dystopien kommen - der Mensch scheint sein eigener Henker zu werden, so wie er es schon für ungezählte andere Arten war und noch sein wird.
Ich genieße mein Lebensglück jedoch, da ich es nicht anderen Menschen entreisse, materielle Bescheidenheit ist ein absolutes Muß, solange jedes Gut mit dem But und dem Elend Anderer bezahlt und geboten wird.
(insofern klebt auch an meinen Händen Blut - nur der Tod verhindert die völlige Systemverweigerung - bzw. man gehört zu jenen Menschen, die ihre Leben zu opfern haben, zu jenen, die in ihrem hoffnungslosem Streben nach Wohlstand und Freiheit (die tatsächlich in unserer Lebensart ihren Traum leben sehen! - Welch fataler Irrtum der Ärmsten dieser Welt!) sie geben, sie geben und müssen Draußen bleiben!
Nie war dieses Prinzip deutlicher zu erkennen als jetzt, wo durch die Medien ganz offen von der Waffengewalt gesprochen wird, welche man gegen diejenigen einzusetzen wohl im Recht sei, die ohne Einladung die EU-Außengrenzen zu überwinden trachten.
Die Zynik des versperrten Landwegs, das tausendfache Ersaufen, es genügt nicht, was bei Nacht wohl schon oft geschah, es wird nun auch bei Tag geschehen - die ungebetenen Helfer werden vertrieben werden, die Küstenwache wird neue Instruktionen erhalten und es werden vielleicht ein paar Beamte kündigen und sich in eine Klause irgendwo zurück ziehen -
doch die große Masse, die bestimmende Masse, sie wird auf dem Sofa hocken, die neuen Todeszahlen aus den Nachrichten bei einem Glas Rotwein mit edlem Käse, oder einer Flasche Bier mit Chips - egal - beiläufig zur Kenntniss nehmen und am nächsten Morgen brav in ihre jeweilige Arbeitswabe kriechen!
Es herrscht die Agonie von 400 Millionen im Drinnen einen bequemen Stall vorfinden und doch nichts weiter als beliebiges, im Grunde vollkommen marginalisiertes Nutzvieh sind.
Es herrscht die Verzweiflung von Milliarden die draußen kauern und wer noch Kraft hat, kriecht an die Gestade, wo er jämmerlich zu Grunde gehen wird, der Rest wühlt in den giftigen Müllhalden, die wir ihnen überlassen, oder er schürft tief in der Erde nach dem Gold, das wir uns hier von unseren Männchen umhängen lassen, wie sollte ich so ein System nicht aus tiefstem Herzen hassen?
Ich trage weder Gold - noch sonstigen gekauften Schmuck, für mich Insignien unserer Dummheit - ich trage Schmuck, den mir meine Umwelt schenkt - aus Gräsern und Rinde, Blumen, gewöhnliche Steine, die oft wundervolle Formen haben.....
ups....jetzt ende ich.... sonst schlafen sie mir ein, falls sie es überhaupt so lange ausgehalten haben.
Nur eines - ich kann nur empfehlen, den Systembruch persönlich zu wagen - reflektieren sie, wie oft sie am Tag - nur - für das System leben!
Wenn sie wollen machen wir beide eine Bilanz.
Hallo Holger Lang,
vielen Dank für die ausführliche Stellungnahme zu meiner Vision zum Arbeitsmarkt.
Liebe Grüße,
Friedhelm Kölsch
http://deutschland-rockt-sich-neu.de