Anarchist zu sein bedeutet nicht nur Staat, Regierung und Gesetz abschaffen zu wollen, oder das Militär und die Polizei. Es bedeutet jegliche Art von Zwang, von Herrschaft und Gewalt abzulehnen. Deswegen lehnen Anarchisten auch das Privat-Eigentum ab, da sie dieses – ganz im Sinne von Proudhon („Eigentum ist Diebstahl“) - als zentrales Element von Herrschaft und Unfreiheit betrachten.
Gänzlich anders die liberal-libertäre Position. Hier ist das Privat-Eigentum zentraler Ort und Hort der Freiheit, den man ständig durch den bösen Staat als gefährdet und beeinträchtigt ansieht. Wenn man nun – was gemeinhin häufig der Fall ist – unter Privateigentum vornehmlich das eigene Hab und Gut, das eigene Heim versteht und einem auch der rechtliche Unterschied zwischen Besitz und Eigentum nicht wirklich klar ist, dann wird man durchaus geneigt sein, der liberal-libertären Position zuzustimmen.
Nun ist es aber keineswegs so, dass Anarchisten nicht den Unterschied zwischen Mein und Dein kennen und achten würden. Ganz im Gegenteil. Besitz (faktische Verfügungsgewalt) kennen und achten auch Anarchisten sehr wohl. Was sie hingegen ablehnen ist zinstragendes Eigentum in Form von Sach-, Boden- und Finanzkapital, welches einen Zins (Miete, Pacht, Leihe) fordert und fordern kann, weil andere dringend der Nutzung (Besitz) dieses Kapital bedürfen, um wirtschaften und leben zu können.
Denkt man hierüber mal wirklich einen Augenblick nach, wird eigentlich augenscheinlich klar, dass auch der fleißigste und intelligenteste Mensch ohne Grund und Boden, ohne Rohstoffe, ohne Energie, ohne Kapital nur ein Habenichts ist, der sich, da er nun mal zwingend Geld verdienen muss, um sein Überleben zu sichern, zwangsläufig als abhängig Beschäftigter einem Eigentümer/Unternehmer anbieten und unterordnen muss. Macht er es nicht und gibt es keinen Sozialstaat, der ihn schützt und am Leben hält, dann verhungert er oder muss betteln oder stehlen gehen. Das unterscheidet zinstragendes Eigentum von nicht-zinstragendem Eigentum (eigenes Hab und Gut, eigenes Heim).
Nicht-Eigentum und die Tatsache, dass Nicht-Eigentum Hunger und Tod bedeuten können, treibt die Masse der Menschen als Arbeitskraft auf den Arbeitsmarkt. Und auch wenn die abhängige Beschäftigung auf Grund der Tätigkeit, des Lohnes und der sozialen Kontakte durchaus als schön und angenehm empfunden werden kann, vom Prinzip her ist und bleibt es, was es ist: Beraubung und Versklavung, die aus Nichtvorhandensein von Eigentum resultiert.
Erkennt und hinterfragt man das aber? Nein. Wir begnügen wir uns mit der Feststellung, dass dies schon immer so war und wohl auch nicht anders sein könne und unterlassen infolgedessen jedwede Hinterfragung des Eigentums. Und nicht nur das. Wir erklären es gar zu einem aus dem (göttlichen) Naturrecht folgenden Tatbestand und zum ultimativen Ort und Hort von Freiheit, ohne dabei aber etwas Wichtiges zu thematisieren: die Freiheit der Eigentümer ist gleichzeitig die Unfreiheit der Nicht-Eigentümer, da Nicht-Eigentum prinzipiell mit Unfreiheit verbunden ist. Aber wer denkt und bedenkt das heute noch, wo Privateigentum doch geradezu als sakrosankt angesehen wird?
Folglich ist es aber auch überaus schwierig den Menschen zu erklären, dass sie in der Masse, da sie eben nicht über hinreichend zinstragendes Eigentum verfügen, nicht frei, sondern unfrei sind. Gegen diese glasklare Erkenntnis des Verstandes sträubt sich unsere antrainierte Vernunft.
Verständlich. Wer will sich schon eingestehen, dass er Sklave und Untertan ist, wo doch das offizielle Dogma lautet, dass wir in Freiheit und Demokratie leben. Die Tatsache aber, dass jedem Gesetz, jeder Norm, jeder Regel, unserem kompletten Wirtschaftssystem letztlich Eigentum und Eigentumsrechte zugrunde liegen, erkennen und hinterfragen wir nicht.
Eigentum und Eigentumsrechte entspringen aber nicht einem geradezu göttlichen Naturrecht. Es ist eine vom Menschen geschaffene Realität. Göttlich ist daran allenfalls, dass wir gerade zu obsessiv religiös an das Eigentum und seine Richtigkeit glauben. Religion hat die Menschen eben schon immer verführt und künstliche Realitäten geschaffen.
Durch Erziehung und Sozialisation, durch gesetztes Recht und allgemeine Akzeptanz wurden sie zur faktischen Realität, die uns sogar einen "freien Willen" vorgaukelt. Dabei sind wir – in der Masse eigentumslos – unfrei. Punkt! Das zu erkennen und zu begreifen, dazu bedarf es des Verstandes, der das Tabu des "Eigentums" hinterfragt.
Diesen können wir aber nur nutzen und einsetzen, wenn wir die sog. Vernunft überwinden. Auf Basis des Profitdenkens, welcher direkt dem Eigentum und dem Eigentumsrecht entspringt, koordinieren wir uns und die Gesellschaft, befördern wir Egoismus statt Gemeinsinn. Dabei ist der Mensch gar kein naturgegebener Egoist. Er ist ein soziales Rudeltier. Wann begreifen wir das endlich einmal und handeln vor allem danach?
Was im Zusammenhang mit Eigentum und der Entstehung des Eigentums ebenfalls interessant ist. Adam, das hebräische Wort für "Erdling", bezeichnet im Tanach den ersten Menschen. In der Genesis wird „Adam“ in Bezug zum hebräischen „Adamah = Boden“ gebracht, aus dessen „Staub“ (Afar) Gott den Menschen formte.
Erfolgte also die Vertreibung aus dem Paradies, in dem Adam und Eva noch frei und glücklich lebten, als sie vom Baum der Erkenntnis naschten und das Eigentum „erfunden“ wurde? Mach Dir die Erde untertan. Teile die Erde, teile die Natur in Grund und Boden auf und vergebe darauf – als Herrscher – Eigentumsrechte an ein paar wenige Günstlinge und du wirst herrschen bis ans Ende der Welt. Das war der Anfang der Unfreiheit eines Großteils der Menschen.
Kommentare 9
.... wo ich eine veritable Suade abliefert, schaffen sie es ruhig und sachlich zu texten,.... - leider bleiben all die Apelle, seien sie nun ruhig, oder emotional vorgetragen, verlorene Worte in dunklen verlassenen Truen.
Der Mainstream versenkt sie regelmäßig im nächsten Moor.
h
sobald ich "scrolle" wird der Text online gestellt, peinlich, .... - man muss wohl sehr, sehr behutsam tippen.... wobei - was soll´s.
In Textprogramm vorschreiben und dann erst hier einfügen.^^
da bin ich viel zu spontan...... meine "Einwürfe" sind dergleichen Aufwand nicht wert.....
".... wo ich eine veritable Suade abliefert, schaffen sie es ruhig und sachlich zu texten,..."
Na ja, ob nun laut oder leise, Hauptsache man denkt es und spricht es aus.
Im Übrigen bin ich da auch nicht immer leise. Ganz im Gegenteil! Lediglich in solchen Artikeln bemühe ich mich dann um Sachlichkeit :-))
"- leider bleiben all die Apelle, seien sie nun ruhig, oder emotional vorgetragen, verlorene Worte in dunklen verlassenen Truen. Der Mainstream versenkt sie regelmäßig im nächsten Moor."
Noch, ja. Der Chor wird aber immer lauter. Irgendwann kann er auch vom Mainstream nicht länger ignoriert werden. Ist nur eine Frage der Zeit. Ob und wann das der Fall ist ... who knows!
Eigentum als das Maß der Freiheit
Es ist ein Axiom der Marktgesellschaft, daß das Eigentum als das Maß der Freiheit gilt. Dies bedeutet im Umkehrschluß: Die Eigentumslosigkeit, die Daseinsform für die überwältigende Mehrheit der Menschheit, ist der Ausdruck der Unfreiheit.
Na, dieses Axoim kann man doch als Individuum ganz leicht in die Tonne treten.
Ja, man kann es gar um 180 Grad drehen - ich bin frei, weil ich NICHTS besitze.
Das Problem, wir sind leider nicht so weit, zu begreifen, dass wir füreinander bestimmt sind, d.h. wir helfen einander, ganz ohne das Monopolyspiel, wer am Ende alles hat, der hat gewonnen, was ja die unbedingte Gegeneraschft mit den Anderen einfordert.
So wird aus einem scheinbarem Füreinander in der Gesellschaft, ein permanentes Gegeneinander!
Das Spiel ist inzwischen so weit gediehen, dass wir es auch mit der ganzen Biosphäre aufnehmen - der Mensch ist in seinem Wahn so weit, dass er auch hier die Gegnerschaft betreibt - glaubt er könne die Erde garselbst "bezwingen".
Einzig die Tatsache, dass noch phasenweise Vernunft den Irrsin etwas bremst, noch eine gewisse Resilienz im sozialen Korpus unserer Art vorhanden ist, sprich nach den größten Kriegskatsatrophen herrscht für einen kurzen Atemzug Solidarität und ein wahrhaftes Füreinander - bis die ersten wieder mit dem Gegeneinander beginnen, da sie ihre "Chancen" erkennen.
Leider werden diese Auslöser nicht gebrandmarkt, sondern die Horde bewegt sich plötzlich wieder in deren Richtung, trampelt hinterher und vorbei ist es mit der Solidarität.
Dieses Prinzip kann man in allen Bereichen unseres Lebens entlarven.
Es geht im "Schulbetrieb" - ja im "Kindergarten" schon los.
Dort wird angepasstes Verhalten goutiert, jegliche Revolte unterdrückt - früher mit Prügel, heute mit Ritalin.
Der junge Mensch soll nicht erfahren und den Dingen auf den Grund gehen, nein, er soll konditioniert und möglichst effizient für das System geformt werden.
Die offensichtlichste Variante ist hier der Leistungssport oder auch die handwerkliche Tanz- Musik- Akrobatenkultur.
Die Belohnung winkt in der Form von "Ruhm" und "Reichtum" - quasie als Bezahlung für das Leben und für den Sieg, den von Hundert Leben, die solchermaßen ab frühester Kindheit noch gezielter als der Durchschnitt gedrillt und geformt werden, bleibt kaum eines, dass sich einen Lorbeer aufs Haupt setzen wird. (.... und selbst dann zweifle ich ob solche Leben "glücklich" verlaufen....).
Wir könnten hier nun alle Bereiche der menschlichen Gesellschaft beleuchten ..... - wir kämen letztlich immer auf das "Gegeneinanderprinzip" - euphemistisch als Fortschrittsmotor Konkurrenz bezeichnet.
Nun, daher wird die Freiheit Nichts zu besitzen wohl entweder in der Psychiatrie oder im Gefängnis enden, da man bei Kälte Kleidung benötigte und wer sich Altkleider aus einem Kontainer holt , der begeht ja Diebstahl....
Nun, vielleicht erhält man ein Almosen, sprich, der Bettler ist der letzte "Beruf" der auf das Füreinander setzt - doch selbst hier konkurrieren ja die Bettler...... -
Es gilt das Alles oder Nichts Prinzip - leider hat sich der Mensch für das Nichts entschieden, den indem er grenzenlosen Reichtum - ja ich unterstelle den Eliten - auch das extrem verlängerte - wenn möglich so lange wie gewünschte - Leben anstrebt, werden auch die Gewinner am Ende Nichts mehr haben, nur sie werden schlicht verschwunden sein - somit könnte man konstatieren, mit dem Schlusspunkt besitzt niemand mehr etwas und alle sind frei, so frei, dass sie nicht einmal mehr existieren.
Ich kann nur jedem Menschen empfehlen, sich selbst in seiner Lebensart zu hinterfragen.
Nur einige Alltagsfragen:
Warum gibt es in Plastikfolie verpackte Gurken?
Vor allem, warum git es Menschen die diese verpackten Gurken kaufen?
Warum gibt es bald mehr Plastik in den Ozeanen als maritimes Leben?
Wer frägt diese Plastik nach? Warum?
Warum arbeitet ein Mensch mehr als ein ganzes Jahr, nur um sich eine fahrbare Blechbüchse zu kaufen, mit der er auf jedem Kilometer zig Gramm Schadstoffe in die Atemluft blasen lässt, von der Verschmutzung durch die Produktion der Büchse, die Produktion der Treibstoffe, der Entsorgung der Büchse ganz abgesehen?
........ warum akzeptiert der Mensch, dass er eine zutiefst destruktive Lebensweise exerziert?
Die soziale Klinge - sagen wir sie kommt von Unten, die ökologische Klinge - sagen wir sie kommt von Oben, der Mensch zerschneidet sich mit der selbstgewählten "Lebensschere", er kappt nicht nur täglich das Leben von Hunderttausenden damit, nein, er wird seine Art damit als solches kappen - die Resilienz, sie wird eines Tages erschöpft sein, es wird schlicht - wie bei allen Arten - für deren Verschwinden wir ja schon längst Sorge tragen - nicht mehr genügend Artgenossen geben, die einen Fortbestand ermöglichten - von der verseuchten Umwelt ganz abgesehen.
Wir alle wissen es - doch die meisten kaufen Gurken in Plastikfolie, kaufen täglich zig Gramm andere Plastikverpackung und wohl ungezählte andere völlig unsinnige und letztlich die Welt verseuchende Gegenstände, fahren tonnenschwere Belchbüchsen, hocken in Aluzigarren um von A nach B transportiert zu werden - im Kerosindunst hoch oben.... - ich höre täglich das Dröhnen der Turbinen auf meinen Spaziergängen.
Niemand von uns wird dazu gewzungen, jeder von uns könnte von heute auf morgen wenigstens die schlimmsten Dummheiten verweigern - es würde wohl einen Zusammenbruch des Systems bewirken, wäre es die Mehrheit!
Doch die Bequemlichkeit und die Faulheit, es mach auch Feigheit sein, lässt die Masse willig weiter wursteln, devot, fatalistisch und am Ende wohl wieder mal so richtig, grob, fanatisch faschistisch!
Was für ein widerliches Bündel doch die menschliche Gesellschaft repräsentiert - statt einer wundervollen Blumenwiese gleich, wählen wir die tote Betonpiste - sie zeigt unser Gesicht - die Wiese nur unserer Chance - wir schlagen diese Chance aus, damit auf dem Betonband der Jet starten kann.
Der Jet in die nächste große Schlachterei - wobei -
in den europäischen "Friedenzeiten" ermöglichte unsere zivilisierte, fortschrittliche Gesellschaft immerhin einigen Millionen Menschen die Erfahrung an Hunger zu sterben - jährlich - die Zahl 500 Millionen in fünf Dekaden ist sicher nicht übertrieben - doch wenn es nur 400 Millionen wären, wäre das dann ein Grund zur Freude - zur Zufriedenheit?
Wir fahren hier mit unseren Gedanken Karussell - ich würde mich freuen, würden die Leser hier wenigstens kein Gemüse in Plastikverpackung mehr kaufen - sich nur diese eine kleine Bequemlichkeit verwehren!
Es liegt an uns, an jedem von uns, ob wir die Schere anhalten!
..... und Eigentum macht auf jeden Fall unfrei!
Eigentum erhält man nur, so man dem System dient!
Wer viel Geld erbt, wer es dann nicht verschenkt - was tut er dann damit?
Wer Aktien besitzt, ist sogar Miteigentümer an Verbrecherorganisationen - die kassierte Dividende trieft nicht nur bei Waffenschmieden vor Blut!
Aber entschuldigt, wer bin ich, euch so anzugreifen - so werdet ihr mit ja nicht einmal die Bitte mit der Plastikverpackungsverweigerung erfüllen.
.... vor allem - wer liest hier schon - wobei - die Bitte um den Plastikverzicht, die wurde schon tausende Male an prominenter Stelle geäußert - sie scheint kaum Gehör zu finden.
Nur - wenn so eine "Marginalie" schon unmöglich ist - wie könnte man da auf eine andere Gesellschaft hoffen?
So ich noch fünf Dekaden bekomme - dürfte ich wohl erneut von 500 Millionen Hungertoten schreiben können -
wobei - ich bin gespannt auf die Krebstoten in den "reichen" Gesellschaften -
.... und ich denke, es gibt nicht wenige von jenen, die Plastik nicht vermeiden, da sie insgeheim ohnehin glauben, das nächste große Schlachtfest steht an, also was solls - nicht wahr?
Rennen wir sehenden Auges in unsere Abgründe - für jeden gibt es das passende Loch!
Nicht das Schicksal ist ein mieser Verräter, es ist die Art zu leben, die wir uns gewählt haben!
Zellwucherungen im Organismus sind eine zwangsläufige Folge davon, wer heute an Krebs erkrankt, er hat es nicht nur seiner genetischen Veranlagung zu verdanken - und es werden täglich mehr, die Pech haben - man könnte sagen, Krebs ist die größte Niete, die man in unseren Breiten ziehen kann ..... - nur - das der Lostopf immer mehr Nieten für die Menschen bereit hält, dafür sorgt der Mensch selbst.
Vielleicht hassen sich die meisten Menschen ja auch, nicht nur andere, sondern vor allem sich selbst, den warum sonst, sollten sie ihre Vernunft begraben um einen permanenten Krieg gegen die Gesundheit und die Umwelt zu führen und einen offenen bzw. latenten gegen sich selbst und ihre Artgenossen?
Schönen Tag noch.