Die letzten Tage des Patriarchats?

Sex Interne Daten eines Erotikportals zeigen: Viele Männer sehnen sich nach mehr Zärtlichkeit beim Sex. Beginnen nun wirklich die letzten Tage des Patriarchats?

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

„Mit Sex fing alles an“, schreibt Margarete Stokowski in ihrem Buch „Die letzten Tage des Partriarchats“ und weist vollkommen zurecht auf den Zusammenhang zwischen Macht, Sex und Körpern hin. Über Männer schreibt sie ganz allgemein: „Männer können im Patriarchat – auch heute noch – ganz oben oder ganz unten stehen. Sie werden häufiger gewalttätig, aber auch häufiger Opfer von Gewalt.“

Dass Männer – in der Regel – mehr Sex wollen als Frauen und ihn auch haben, ist wissenschaftlich belegt. Dass sie ihren sexuellen Fantasien im Internet häufiger nachgehen, viel mehr Pornos konsumieren, öfters in erotische Chats und Foren unterwegs sind, ebenfalls. Männer sind Schweine, sangen die Ärzte in den 90ern. Und wir waren lange Zeit geneigt zu sagen: Jo, stimmt.

Doch anscheinend geht jetzt ein Ruck durchs Land. Die Studie eines deutschen Internetportals für erotische Kleinanzeigen will nämlich herausgefunden haben: Männer sind gar nicht so versaut, wie wir immer dachten. Insgesamt 2,7 Millionen interne Datenpunkte haben die Studienmacher ausgewertet und kommen zu dem Schluss: „Wenn es darum geht, was Männer sexuell im Bett mögen, sind die Ergebnisse unserer Studie alles andere als eindeutig. Im Gegenteil: Die Daten unserer Analyse zeigen, dass die männliche Sexualität keine eindimensionale Angelegenheit ist. Sie zeichnet sich durch eine hohes Maß an Komplexität aus – und reicht von echten Hardcore-Themen bis hin zu eher soften Fantasien wie Küssen und Kuscheln, die in ihrer Gesamtheit sogar beliebter sind, als man vielleicht vermuten würde.“

Heißt: Auch wenn manch ein Hardcore-Thema die Herzen einiger Männer höher schlagen lässt, der Trend geht hin zu soften, geradezu zärtlichen Sexpraktiken: Ein extralanges Vorspiel ist für viele Männer wichtiger als Analverkehr. Eine erotische Massage schöner als ein Blowjob. Sind die Männer jetzt plötzlich emotional geworden? Vielleicht.

Nur was ihre Traumfrau betrifft, ändern sich Männer wohl nie. Ein Klischee jagt hier das andere. Kurz das männliche Beuteschema zusammengefasst: Blond, schlank, große Brüste. Das war in den 90ern schon so, und scheint laut Studie auch heute noch so zu sein.

Immerhin, kleiner Funfact am Rande der Untersuchung: Bei der Frage nach der perfekten Intimbehaarung, wünschen sich Männer mehr Natürlichkeit. „Untenrum wild“, könnte man also frei nach Stokowski sagen. Na, wenn das mal kein Zeichen ist, dass die letzten Tage des Patriarchats jetzt wirklich begonnen haben.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden