Was eine Sexarbeiterin beim Online-Dating erlebt

Sexarbeit Ein Experiment zeigt: Sexarbeiter:innen haben immer noch mit Vorurteilen und Stereotypen zu kämpfen – auch beim Online-Dating.

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Sexarbeiter:innen, die nach der großen Liebe suchen? Das passt für viele Menschen nicht zusammen. Und trotzdem ist ein Teil der Realität: Frauen, die beruflich der Sexarbeit nachgehen und sich trotzdem einen festen Partner an ihrer Seite wünschen. Doch wie schwierig ist es eigentlich, einen solchen Partner zu finden? Das Erotik-Portal Erobella hat sich in einem Experiment genau mit dieser Frage beschäftigt und ein spannendes Experiment gewagt.

In einer beliebten Dating-App wurden 2 Profile (mit identischen Fotos) erstellt. Bei dem einen Profil handelte es sich um die 29-jährige Frederike, die als Krankenschwester arbeitet. Bei dem anderen um die 31-jährige Amalia, die als Escort tätig ist. In ihrem Profil schreibt sie diesbezüglich glasklar: „Ich arbeite Escort-Bereich, dafür solltest du Verständnis haben.“

„Du bist ne Nutte und suchst ne Beziehung?“

10 Tage lang wurden mit beiden Profilen täglich 50 Männer positiv bewertet. Während Krankenschwester Frederike auf insgesamt 287 Matches kam, erzielte Amalia im gleichen Zeitraum lediglich 17 Likes. Und auch bei den Direktnachrichten wurde ein Ungleichgewicht sichtbar: Frederike erhielt 164 Erstnachrichten, Amalia nur 14. Das Profil einer Sexarbeiterin im Online-Dating fand also insgesamt deutlich weniger Beachtung, als das einer Krankenschwester.

Und nicht nur das: Auch die Tonalität der Nachrichten unterschied sich zum Teil erheblich. Frederike erhielt in der Regel freundliche Messages, wie „Schön dass wir matchen. Ich mag deine Fotos. Du hast was sehr sympathisches an dir. Wie läuft das WE?”Amalia erreichten dagegen schroffe und beleidigende Nachrichten: „Du bist ne Nutte und suchst ne Beziehung?“

Das Ergebnis

Das Experiment zeigt: Für die meisten Männer ist ein Date mit einer Sexarbeiterin keine Option. Und noch schlimmer: Viele reagieren bereits im Online-Dating herablassend, beleidigend und verletzend. Für eine Sexarbeiterin, die auf der Suche nach der großen Liebe ist, bedeutet das: Es wird alles andere als leicht.

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