Kein Spiel mehr

E-Sport Wettkämpfe im Netz sind längst zum lukrativen Geschäft geworden. Vor kurzem versuchte ein koreanischer Profispieler, sich das Leben zu nehmen

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Mit einer Botschaft auf einer großen koreanischen e-Sports-Seite sorgte ein koreanischer Profispieler gestern für Aufruhr in den Foren und Medien der Szene. Er gab darin zu, mehrere Partien in der großen koreanischen Liga „OGN“ für das Spiel „League of Legends“ auf Druck seines Teammanagers hin manipuliert zu haben und verkündete, sich nun umzubringen.

Bei e-Sports denken hierzulande viele Menschen wohl an blasse, adipöse Nerds, die in Ihren Einzimmerwohnungen stundenlang spielen und nur selten das Haus verlassen. Doch in der Realiät ist professioneller digitaler Sport schon viel weiter. Vor Allem die Strategietitel "DotA 2" , das oben erwähnte „League of Legends“, „Starcraft II“, der Ego-Shooter „CounterStrike“ und die Fussballsimulatoren „FIFA“ und „PES“ sind nicht mehr nur Zeitvertreib, sondern für viele Profis Arbeit. So ging es bei der zum dritten Mal ausgetragenen Weltmeisterschaft von „League of Legends“ im Finale nicht nur um Ruhm und Anerkennung, sondern um satte 1 Million US-Dollar Preisgeld. Ausserhalb dieser Meisterschaften treten die Spieler in der europäischen, nordamerikanischen, koreanischen, chinesischen oder südostasiatischen Profiliga im Wochenrhytmus gegeneinander an.

Genau diese koreanische Profiliga, benannt nach dem Hauptsponsor „OnGameNet“, kurz OGN, steht auch im Fokus der Manipulationsvorwürfe des 23-Jährigen Min-Gi Cheon, der unter den Nicknames Pimir oder Promise bekannt ist. Wie er angab, war er Anfang 2013 vom Teammanager dazu verleitet worden, mehrere Partien gegen große, sehr erfolgreiche Teams in der Liga absichtlich zu verlieren, denn, so der Manager, sonst würde Promise's Team disqualifiziert werden. Weiterhin gab er nach Pimirs Angaben vor, das Team würde vom taiwanesischen Computerhersteller AHQ vollumfänglich gesponsert werden, obwohl diese Firma lediglich einwilligte den Spielern einen Satz Computer und Teamjacken zu schenken, wenn dafür das Team nach AHQ benannt werde. Unterkunft, Verpflegung und Lohn zahlte der Manager nach Pimirs Angaben auf Kredit.

Scheffeln auf Kosten der Mitarbeiter

Als die Spieler sich weigerten, weitere Spiele zu manipulieren und ausstehende Lohnzahlungen verlangten, gab Manager Noh Dae Chu an, AHQ würde Preisgelder einbehalten und Rückzahlungen fordern, was, wie inzwischen auch das Team nach Rücksprache mit AHQ wusste, nicht der Wahrheit entsprach. Stattdessen hatte Noh, so Pimirs Schilderungen, umfangreiche illegale Wetten auf die Partien seines Teams plaziert und die den Spielern gehörende PC-Ausrüstung verkauft, um seine ausstehenden Kredite zu bezahlen. Als die Spieler ihn mit seinen Falschaussagen konfrontierten, stritt er die Vorgänge ab. Schließlich einigten sich Manager und Team auf die Zahlung von ausstehenden Löhnen und Preisgeldern und das Team löste sich nach Ende der Saison auf.

Wie Pimir jetzt angab, konnte er die Ereignisse nicht verarbeiten, betrachtete seine Profikarriere als beendet und blieb mit einem „Gefühl der Leere“ zurück. Nachdem er die Ereignisse der letzten Saison gestern öffentlich machte versuchte er, sich mit einem Sprung aus dem zwölften Stock eines Hochhauses das Leben zu nehmen. Nach Angaben von anderen asiatischen Profispielern und koreanischen Medien überlebte Pimir und liegt momentan mit schweren Verletzungen im Krankenhaus, ist aber außer Lebensgefahr. Viele weitere Profispieler und -teams haben zugesagt, aktuelle Einnahmen zu spenden und auch koreanische eSports-Medien haben ein Spendenkonto eingerichtet, um Pimirs Behandlungskosten zu übernehmen. Die Suche nach dem Manager des Teams ist angelaufen.

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