(Ich habe den Blog geschrieben weil die internationale Presse nur oberflaechlich ueber den "Fall" Pell berichtet. Dieser Kardinal wurde nicht freigesprochen. Wegen eines "technischen" Fehlers wurde das Urteil, ca. 3 Jahren Gefaengnis, "kassiert". Nach angelsaechsischem Recht bleibt somit auch dieser Fall von Kindesmissbrauch ungesuehnt. Das ist nicht aussergewoehnlich. Darum meine eher ironischen Bemerkungen zu diesem Justiz-Skandal.)
Eigentlich war's unmoeglich.
Der Pell, hat sich vor gut 20 Jahren, nach einer Messe, in der Sakristei von seinen beiden Ministranten einen blasen lassen.
Das sagte jedenfalls einer der beiden (der andere ist gestorben) vor Gericht und die Jury, nach 25 Stunden Beratung, glaubte dem Opfer, einstimmig.
Die Verteidigung hatte 23 Zeugen aus den oberen Etagen Australiens aufgeboten, um die Aussagen des Opfers zu untergraben. Der Pell haette maximal 5 Minuten fuers Blasen gehabt, sagte ein Erzbischof. Ausserdem haette jederzeit jemand in die Sakristei kommen koennen.
("schneller Sex mit Risiko".. offensichtlich ein Connaisseur, der Kardinal, sagt @Aussi42)
Sechs Jahre Knast fuer Pell, sagte der Richter.
Die Jury haette zumindest Zweifel an der Schuld des Kardinals haben muessen, sagten die Verteidiger und gingen mit diese Kritik am Verfahren der ersten Instanz in die Revision.
Mit 2 zu 1 wurde die Argumentation der Verteidiger abgeschmettert.
Sie wenden sich sofort an den High Court, an die obersten Richter Australiens. Die koennen aber nur beurteilen, ob in der Revision ein technisch-juristischer Fehler gemacht wurde.
Der High Court brauchte etwas, bis seine Richter diese "technicality" finden.
Das Argument der obersten Richter geht etwa so.
Die Revision hatte nicht beruecksichtig, dass es einen "gewissen Zweifel" an der Schuld des Pell geben musste. Schliesslich gab es im Verfahren 23 glaubwuerdige Entlastungszeugen. Diesen Zweifel hatte aber die Jury nicht geaeussert und das hatte die Revision nicht bemaengelt. Deshalb sei das Urteil der Revision juristisch unhaltbar und wurde aufgehoben.
Der Pell wurde schnellsten als Kardinal wieder in den Schoss der Kirche entlassen.
Zwei Beispiele aus dem Alltagswissen um die juristischen Vorgaeng fuer das weniger eingearbeitete Publikum zu illustrieren.
Anders als im Cowboyfilm, ist das Urteil einer Jury also nicht endgueltig. Der Angeklagte mit dem schnelleren Colt darf nicht im Morgengrauen aufgehaengt werden. Auch im Wilden Westen Westen haette man abwarten muessen, bis hoehere Instanzen entscheiden.
Aehnlich wie bei einem Mordfall in Chicago, so um 1930, braucht es lediglich diverse Ehrenmaenner, damit der Angeklagte, der ehrenwerte Al Capone, das Gericht als freier Mann verlassen kann.
Gut, gut, diese Vergleiche sind natuerlich unpassend fuer den Pell. Er hat niemanden umgebracht. Hat sich nur in der Sakristei einen blasen lassen, behauptet der Ministrant, bestreitet der Pell.
Die Entscheidung der hoechsten Richter Australien macht deutlich, dass bei sexuellen Straftaten, die Aussagen der Opfer mit aeusserster juristischer Vorsicht zu bewerten sind. Hier wurde schliesslich in alter Manne bezichtigt, ein Mann dessen Ehrenhaftigkeit von anderen alten Maennern bestaetigt wurde. Jede vernuenftige Jury, jeder vernuenftige Richter haette darum Zweifel an den Schuld des Angeklagten haben muessen.
Darum musste das Urteil gegen den untadeligen Kardinal von den untadeligen Richtern der hoechsten Instanz "kassiert" werden. Musste.
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