Helm ab zum Gebet!

Politikversagen. Fuer die 250000 Kriegstoten in Afghanistan sind vor allem Bundestag-Politiker verantwortlich, die den Krieg 20 Jahre lang immer wieder bedenkenlos verlängert haben..

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Die CDU-Politiker, die die deutschen Afghanistan-Kaempfer mit einem grossen Zapfenstreich vor dem Reichstag ehren wollen, haben genau den richtigen Ort gewaehlt.

Die Abgeordneten des Bundestages haben naemlich Jahr fuer Jahr ohne grosse Debatte fuer die mehr Kriegstote in Afghanistan gestimmt. Jeweils mit ca. 100 Gegenstimmen. Immerhin. Hochachtung.

Erst seit Herr Maas nicht alle Kollaborateure und korrupten Kriegsgewinnler (verschaemt "Ortskraefte" genannt) rechtzeitig evakuieren kann, wird der Afghanistan Feldzug der Bundeswehr oeffentlich diskutiert. Endlich. In diesem Krieg sind ca. 250.000 Menschen umgekommen, davon etwa 70.000 Zivilisten. Nicht ein einziger Al-Qaida-Fuehrer wurde getoetet. Keiner.

Die militaerische Niederlage in Afghanistan zeigt ueberdeutlich die Verantwortungslosigkeit der deutschen Militaer Politik.

Das faengt bereits bei den Bundeswehr-MinisterInnen an, die seit 2010 in schneller Folge wechselten. Ein aristokratischer Hochstapler aus Bayern. Eine Frau aus guter Familie, die das Militaer der Firma McKinsey uebergibt. Eine abgehalferte CDU-Vorsitzende, die nur als Putzfrau im Karneval richtig gut war.
Politische Kontrolle der Bundeswehr? Fehlanzeige.
Die Politiker wollten nur huebsche Fernsehbildchen von Truppenbesuchen. Wurde organisiert, mit Sodatinnen in der ersten Reihe. Jawoll. Ansonsten konnten die Lametta-Traeger machen was sie wollten.

Und die haben in den vergangenen 10 Jahren Afghanistan vor allem als Truppenuebungsplatz benutzt. Dort konnten Offiziere aller Fuehrungsebenen unter Kriegsbedingungen das Kommandieren ueben. Durch eine schnelle Rotation wurde so die Kriegstauglichkeit verbessert. Auch der Nachschub konnte prima die Versorgung der Truppe ueber grosse Entfernungen ueben.

Gut, aber es wurde doch auch gekaempft.
Sicher. Terroristen wurden totgeschossen. Kollateral starben auch viele Dorfbewohner, "ehe sie Terroristen werden konnten".
Fuer dieser Aufgaben gibt's spezielle "Kraefte", die fuers haendische Umbringen von Gegnern zustaendig sind. Auch die haben in Afghanistan ihre Faehigkeiten staendig verbessert. Die Leute heissen in jedem Land etwas anders. In Australien und UK: SAS, in den USA: Navy Seals, in Deutschland: KSK.

Einigen wurde in Australien, UK und USA Mord-Verfahren angehaengt, weil sie ihre Heldentaten auf facebook veroffentlichten. "Leider" sind Zeugen aus Afghanistan derzeit nicht verfuegbar. Ohne Zeugen keine Anklage usw.

Die deutschen KSK-Leute hielten sich zurueck. Die waren wegen ihrer Liebe zu SS-Devotionalien unter Druck.

Wer soll also mit dem grossen Zapfenstreich vor dem Reichstag geehrt werden? Die Abgeordneten, die den Krieg jedes Jahr verlaengerten?
Die Offiziere, die jetzt viel besser als vor Afghanistan Krieg fuehren koennen? Oder etwa die KSK Truppe?

Vermutlich wird man an die 59 gefallenen Soldaten erinnern, die am Hindukusch erfolglos die Freiheit verteidigt haben. "Helm ab, zum Gebet!" Dieses Kommando gehoert zu jedem Zapfenstreich, zu jedem Krieger-Gedenken. Es heisst zwar: "jede Kugel trifft ja nicht". Manchmal aber doch. Scheisse fuer die toten Leute.
Von den ueberlebenden Soldaten ist zu berichten, dass viele ihre traumatischen Erlebnisse im Afghanistan-Krieg nicht ertragen koennen. Doch es gibt psychiatrische Hilfen, um Suizide nach dem Einsatz moeglichst zu verhindern.

Ich hoffe, dass die politische Verantwortung der deutschen Politiker fuer den Afghanistan-Tragoedie im Wahlkampf ausfuehrlich debattiert wird. Waere mal kein politisches Warmgetraenk, sondern ein wichtiges Thema.

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Geschrieben von

Aussie42

Mauerberliner(West) bis 1996, 10 Jahre meditieren in Indien bis 2010, jetzt in Australien. Deutschland weit weg.

Aussie42

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