Mach's noch einmal Joe!

Opa und die harten Hunde. Biden will das kaputte Amerika heilen. Seine Leute konfrontieren derweil Russland und China. Dieses bekannte "Doppel-Spiel" könnte sehr schnell einen Krieg auslösen.

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Was ist nur los?

Russische Divisionen stehen an der Grenze zur Ukraine. Die chinesische Marine beansprucht das Suedchinesische Meer. Die USA verstaerken ihre Truppen in Europa, Asien und Australien und sanktionieren Russland und China.

Die gegenwaertige Konfrontation der Grossmaechte erinnert an den Kalten Krieg, mehr noch an die Spannungen vor dem ersten Weltkrieg.

Damals eskalierten die Propaganda zwischen den damaligen Grossmaechten, bis im Sommer 1914 ein politisches Kleinereignis auf dem Balkan einen Weltkrieg mit Millionen von Toten ausloeste.

Die heutige Konstellation ist zumindest aehnlich. Die USA und Europa preisen sich als demokratische "Werte-Gemeinschaft", die sich ihrer autoritaer-aggressiven Opponenten Russland und China erwehren muss. Kriegs-Ausloeser gibt's auch heute in grosser Zahl. Ein pro-chinesischer Umsturz irgendwo in Ost-Afrika beispielsweise, koennte reichen.

Reichen gemeinsame oekonomische Interessen der Kontrahenten um einen Krieg stoppen?
Wirtschaftlich waren die kapitalistischen Grossmaechte vor 1914 aehnlich gut vernetzt wie die heutigen. China und Russland haben seit den 90er Jahren einen kaum gelenkten, industriellen Kapitalismus entwickelt, der mit dem westlichen Finanz-Kapitalismus konkurriert.
Es geht um Handels-Konflikte u.a. um Maerkte, Zoelle und Subventionen. Das war auch um 1900 normal. Eigentlich sollte keine der beteiligten Grossmaechte an einem grossen Krieg interessiert sein, wurde damals wie heute angenommen....

Es gibt weitere Parallelen zwischen damals und heute

Wilhelm II verkundete anno 14, "am deutschen Wesen soll die Welt genesen". Vergleichbar ist die Behauptung der USA, die "liberale Demokratie", sei allen "autoritaeren Regimen" weit ueberlegen. Beides war und ist kontraproduktiv.
Damals verstaerkte die deutsche Propanda die Zusammenarbeit zwischen Frankreich und England, heute ist das nicht anders. Hinzu kommt, dass die US-Ideologen ihre beiden Opponenten massiv provozieren.

Das hat Konsequenzen.

China hatte schliesslich als einziger Staat (ausser Kuba) das Ende des "sozialistischen Lagers" ueberdauert, weil es die chinesische Demokratie-Bewegungen von 1989 militaerisch niedergeschlagen hatte.
Russland hat erst nach 15 Jahren seine Niederlage von 1989/91 ueberwunden.
Verstaendlich, dass die Fuehrungen beider Grossmaechte jede Forderung nach Demokratisierung etc. als Einmischung in ihre inneren Angelegenheiten zurueckweisen.

Das haben die Chinesen dem US-Aussenminister waehrend des Treffens in Alaska deutlich gemacht. Putin hat nach der "Moerder"-Provokation den USA oeffentlich erklaert, dass fuer Russland nur die eigenen Interessen wichtig sind und hat die "roten Linien" seiner Aussenpolitik deutlich markiert.

Dieses Selbstbewusstsein von Russland und China ist neu und erklaert den neuerlichen Ukraine-Konflikt und in den Aufmarsch der chinesischen Marine im suedchinesischen Meer.

Tony Kevin, ein ehemaliger australischer Diplomat meint, der Westen habe die Veraenderung in Russland und China noch kaum wahrgenommen. Das muesse sich schnellstens aendern.

Selbst Theo Sommer, der erfahrene Kalte Krieger, warnt vor der strategischen und oekonomischen Zusammenarbeit zwischen China und Russland und deren Wirkung in Asien.

Bisher reagieren die USA vor allem propagandistisch auf die praktisch-politische Interessen-Sicherung der Kontrahenten. Das wird auf die Dauer nicht reichen.
Was werden die USA machen? Nur Reden und Versprechungen? Neue Sanktionen? Sicherheitsgarantien? Druck auf internationale Organisationen? Waffenlieferungen? Verdeckte Interventionen von Kommandos, wie weiland in der Schweinebucht? Das alles sind keine guten Loesungen.

Militaerisch haben die USA weder eine nukleare noch eine nicht-nuklearen Optionen gegen Russland oder China, ohne das eigene Territorium zu gefaehrden. Die eurasische Geographie beguenstig die US-Kontrahenten. Auch das ist neu.

Dennoch koennten die USA versuchen, mit ihren Mini-Nukes Russland oder China einzuschuechtern. Vermutlich erfolglos. Auch keine gute Loesung.

Ob und wie Russland und China die geopolitische Zwickmuehle der USA fuer ihre Interessen nutzen werden, muss man abwarten.

Das Biden, wie der deutsche Kaiser 1914 oder Kennedy waehrend der Kuba-Krise, einen grossen Krieg riskieren wuerde, ist derzeit unvorstellbar.


Disclaimer

Man kann natuerlich die heutige Konkurrenz der Grossmaechte auch ganz anders sehen.
Schliesslich verteidigt "der Westen" weltweit essentielle "Werte", Humanitaet, Menschenrechte, Pressefreiheit, Demokratie etc. und wendet sich gegen Diktatur, Unfreiheit, autoritaere Unterdrueckung etc.. Koennten die beiden anderen Grossmaechte die gut begruendeten westlichen Werte akzeptieren, waere viel gewonnen fuer den Frieden der Welt.
Das hat die Geschichte der vergangenen 50 Jahre bewiesen. Das beste Beispiel ist die ehemalige DDR, deren Buerger 1989 sich aus einem Unrechtsstaat befreien konnten.
Heute, dreissig Jahre spaeter, koennen diese Menschen ihre Volksvertreter frei Waehlen, koennen nach Herzenslust Einkaufen und Reisen, geniessen ein Leben in Freiheit, Wohlstand und Glueck.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Aussie42

Mauerberliner(West) bis 1996, 10 Jahre meditieren in Indien bis 2010, jetzt in Australien. Deutschland weit weg.

Aussie42

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