Staatsmann? Stratege? Politiker? Versager!!

Durchgefallen. Jeder "Neue", wird getestet. Im Büro, auf dem Schulhof, in der internationalen Politik. Gleich im ersten Test hat der "Neue" im Weissen Haus versagt. Die Konsequenzen.

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Kim Jong-un provoziert seit einigen Monaten mit Raketentests und Atomexplosionen. Das hatte ihm die UN streng verboten. Weltweite Aufregung.
Und was macht Trump? Er droht mit der US-Armee.

Syrien schiesst mal wieder Gasgranaten auf seine Buergerkriegsfeinde. Gaskrieg ist international geaechtet. Weltweite Aufregung.
Und was macht Trump? Er droht militaerisch und wirft mit Tomahawks.

Nordkorea wie auch Syrien agieren natuerlich in Absprache mit ihren Schutzmaechten, die Trump mal testen wollten. Was kann er? Muss man ihn erstnehmen? usw. Das ist ueblich in der internationalen Politik. Den Zusammenhang zwischen beiden Herausforderungen fuer Trump sieht inzwischen auch die FAZ.

Trump reagierte in Syrien wie zu erwarten war: emotional, medienwirksam und politisch kontraproduktiv. Ein "Sockenschuss", wenn man genauer hinsieht.

1. Das Medienecho zeigt, dass Trumps "Verbuendete" wieder mehr "US-Engagement" in Syrien und anderswo erwarten. Diese Hoffnung ist (u.a. aus finanziellen Gruenden) ziemlich unrealistisch.

2. Gefaehrlicher ist vermutlich, dass er grosse Teile seine Waehlerbasis enttaeuscht hat. Trumps Anti-Interventions-Rhetorik war fuer seinen Wahlsieg mitentscheidend.

3. Die bisherige Anti-IS-Koalition ist vorerst gescheitert. Russland hat den militaerischen Kanal zur Koordination der Luftangriffe geschlossen.
Weitere Luftangriffe der US-gefuehrten Verbaende sind gegenwaertig unmoeglich. Die syrische Luftabwehr (mit diskreter russischer "Unterstuetzung") koennte die eingesetzten westlichen Flugzeugtypen jederzeit abschiessen. Die veralteten Aufklaerungstornados der Bundeswehr haben Startverbot.

Jetzt "bettelt" die US-Administration in Moskau darum, in Syrien wieder "mitspielen" zu duerfen.

Auf dem Schulhof und im Buero haette man gesagt, der Neue wurde "vorgefuehrt".

Doch neben den kurzfristigen Nachteilen hat der sinnlosen Angriff mit Marschflugkoerpern auf einen geraeumten Militaerflugplatz vor allem mittel- und langfristig den Interessen der USA geschadet. Nur zwei Hinweise.

Der US-"Ueberraschungsangriff" macht die russische Befuerchtung, die US-Raketen in Osteuropa koennten gegen Russland eingesetzt werden international glaubwuerdiger.

Aehnliche ist es mit den US-Raketen in Suedkorea. Die chinesische Forderung nach Abzug dieser Systeme, die chinesiches Territorium erreichen koennen, scheint jetzt voellig berechtigt..

Trump hat den geostrategischen "Test" nicht bestanden. Fuer die "grossen Jungs" der Weltpolitik ist er kein ernstzunehmender Gegner (oder Partner).

Seit Trumps Wahlsieg ist das politische System des Westens vergleichsweise ortientierungslos. Das wird so bleiben, denn die USA treiben durch ihre innen- und aussenpolitische Unberechenbarkeit immer schneller auf Selbstzerstoerung zu.

Anders gesagt, im Bordrestaurant der westlichen Wertegemeinschaft wird noch getanzt. Im Maschinenraum herrscht Panik.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Aussie42

Mauerberliner(West) bis 1996, 10 Jahre meditieren in Indien bis 2010, jetzt in Australien. Deutschland weit weg.

Aussie42

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