Verdammt... Korea-Krieg ist wieder möglich.

Der Lohn der Kriegsangst. Gerade hat Jong-un (Nord-Korea) den Angriff auf Guam (USA) abgesagt, schon testet er eine H-Bomben. Wieder wird weltweit gezittert. Kriegsangst! Wem nützt das alles?

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Die Zeitleiste

Anfang August. Zwei Atomstaaten auf Kollision-Kurs! Trump droht mit einem Atomkrieg. Die Aktien sacken ins Untergeschoss. Ex-Generale verdingen sich als Experten. Schwere Zeiten. Vorkriegszeiten.

April, April! mitten im August. Krise beendet. Jong-un will Guam doch nicht angreifen. Aufatmen. Wir sind nochmal davon gekommen!!

Anfang September. Jong-un laesst's krachen. Eine H-Bombe. Gleich wieder Krise. Trump droht mit seinen Atombomben. Kriegsangst usw.

Bitte zuuu-rück treten!

Alle militaerischen und diplomatischen Experten waren und sind sich einig, dass ein militaerischer Konflikt zwischen Nordkorea und den USA unmoeglich ist. Schon gar nicht mit Atomwaffen.

Daran hat sich in den vergangenen drei Wochen nichts geaendert.
Auch durch die H-Bombe nicht.

Wenn alle Fakten so eindeutig gegen jede Art von Korea-Krieg sprechen, warum dann die Aufregung? Sind zwei selbstzerstoererische Psychopathen am Werk, denen letztendlich alles zuzutrauen ist?
In Nord-Korea wird offensichtlich praezise kalkuliert und Trump wird von seinen Generalen gebremst.

Warum also dieses Affentheater? (Sorry, liebe Primaten. Ist nicht boes' gemeint.)

Die erste Erklaerung liegt auf der Hand.
Krieg ist ein bewaehrtes Mittel, um von innenpolitischen Poblemen abzulenken. Heute scheint permanentes Kriegsgeschrei, verstaerkt durch Medien-Hype als Ablenkung auszureichen.

Trump braucht das unbedingt. Xi kann sich vor dem Volkskongress profilieren. Putin mutiert zum internationalen Friedensstifter, der zur verbalen Abruestung raet. Der UNSC zeigt was er alles kann und verhaengt ganz, ganz scharfe Sanktioenen.
Selbst Frau Merkel profitiert. Von Kriegsangst getrieben werden (CDU-)Waehler massenhaft zu den Wahlurnen stroemen.

Eine zweite Erklaerung fuehrt m.E. zum Kern des Konflikts.
Russland und China benutzen NK seit Jahrzehnten als Waderl-Beisser (vornehmer ausgedrueckt: als "proxy") gegen die USA.

In der Vergangenheit haben die USA darauf indirekt, d.h. mit Verhandlungen und UN-Sanktionen reagiert.
Trump liess sich zum Schrecken seiner Generale dazu verleitet, NK direkt zu konfrontieren. China hat die erste Krise noch ohne Gegenleistungen "entschaerft".

Auf die H-Bomben Provokation reagiert Trump jedoch erneut mit nuklearen Drohungen gegen NK.
China und Russland koennten natuerlich wiederum deeskalieren. Doch diesmal gibt's das nicht umsonst. Diesmal muessen die USA Gegenleistungen anbieten.

Vielleicht den Abzug der THAAD-Raketen aus Suedkorea? Vielleicht den Rueckzug der USA aus der Region? Vielleicht die Anerkennung der chinesischen "Zone" im suedchinesischen Meer? Mal abwarten.

Ersteinmal muss wieder gesprochen, verhandelt werden. Verstaendlich, dass die USA sich zieren.

Eine dritte Erklaerung des Affentheaters: China und Russland versuchen die US-Verbuendeten (weiter) zu verunsichern.

Dabei hilft nicht nur Trumps "NK-Krisen-Management".

Nach dem Ende der ersten Krise haben die USA auch noch das Freihandelsabkommen mit Suedkorea in Frage gestellt . Und Japan sollte fuer zwei neue Raketenabwehr Systeme ca. 2 Milliarden Dollar zahlen. Am Ende wurde die Lieferung von den USA ganz verweigert.

Die ANZACs, die Nato-Staaten und andere Verbuendete wissen jetzt genau, dass US-Sicherheit nur noch gegen cash (oder gar nicht) zu haben ist. Sehr irritierend.

Kann die Krise nicht trotzdem zum Krieg fuehren?

Die derzeitige Debatte im "Westen", ob NK mit einer H-Bombe auf der Spitze einer Rakete "den Westen" ploetzlich angreifen koennte, ist ziemlich absurd.

NK ist ein Nuklear-Staat. Klar. Doch Jong-un hat, trotz aller westlichen "Tartaren"-Meldungen, kaum politischen Spielraum. Xi und Putin wollen bestimmt keinen grossen Krieg, sondern die oekonomische-militaerische Schwaechung der konkurrierenden Grossmacht USA.
Das ist ihnen im August durch Trumps Eigentore elegant gelungen.

Kriegsangst, liebe Mitbuerger, ist daher ziemlich unnoetig.


Fazit

Ob es einem passt oder nicht, "autokratisch" regierte Staaten zeigten sich im geostrategischen "NK-Spiel" den Demokratien "westlichen Typs" deutlich ueberlegen. Viele Politiker in den USA und Europa haben das noch nicht bemerkt. Ob Frau Merkel aehnlich ignorant ist, wird sich zeigen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Aussie42

Mauerberliner(West) bis 1996, 10 Jahre meditieren in Indien bis 2010, jetzt in Australien. Deutschland weit weg.

Aussie42

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