Was haben die USA in der Ukraine verloren?

US-Versteher Seit der "Annexion der Krim" versuchen Russland- und Putin-Versteher die östlichen Intentionen positiv zu deuten. Aber auch die USA wollen verstanden und gedeutet werden!

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Die Journalisten der deutschen Medien, die durch das "euro-atlantische Elitennetzwerk" fruehkindlich gepraegt sind,
zeigen in der Ukraine-Krise vor allem "Empathie" fuer die westliche Position, schreibt Frau Belitz in der Sueddeutschen.

Selbst wenn man Empathie nicht mit "Propaganda", sondern als "Verstehen" eindeutschelt: Werden die USA von den deutschen Medien, von den Deutschen, wirklich verstanden?

Russen koennen letztendlich nur von Russen verstanden werden, keine Frage.
Auch ein Vorleben mit EOS-Abschluss und Delegation zum Studium in Moskau reicht nicht aus, um Russland wirklich zu verstehen, wie das Beispiel der Jugendfreundin A.M ueberdeutlich zeigt.

Daher ist es kein Wunder dass auch die USA letztendlich nur von US-Amerikanern verstanden werden koennen.

Selbst ein Aussi muss als US-Versteher aus einer nativen Quelle schoepfen. Meine liegt in Austin, Texas, USA und nennt sich Stratfor, Global Intelligence, was man mit "Geheime Nachrichten aus aller Welt" annaehernd praezise uebersetzen koennte.
George Friedman, der Chef von Stratfor, hat in den letzten Monaten mehrfach ueber geheime Erwaegungen der USA im Ukraine-Konflikt geschrieben.

Sein Grundgedanke:
"As in most matters, it is important to understand where the United States fits in, if at all."
Voila`! Ein echter US-Versteher.

Am 28.Januar verraet uns Stratfor-Friedman: die USA haetten sich ueber die Russen zwar mehrfach geaergert, wegen dem Snowden, Syrien und so, aber:
"The United States is interested in Ukraine as an irritant to Russia but is unwilling to take serious risks."

Und noch praeziser:
"Germany and the United States may continue to pursue goals that will further irritate Russia, but as Stratfor indicated in our 2014 annual forecast, they will avoid actions that would risk harming Moscow's ties with Washington and Berlin."

Der Westen wird in der Ukraine kein Risiko eingehen, so Stratfors Vorhersage, als es in Kiew bereits die ersten Barrikaden brannten.

Waren die USA damals wirklich so harmlos und blauaeugig? Oder nur Herr Friedman? Oder waren die USA keineswegs blauaeugig, sondern haben nur so getan und Herr Friedman war der Lautsprecher der Harmlosigkeit?

Knapp zwei Monate spaeter ist dieses Raetsel weitgehend geloest. Stratfor schreibt ueber die Ereignisse in Kiew :

"It is not clear what happened in Kiev. There were of course many organizations funded by American and European money that were committed to a reform government. It is irrelevant whether, as the Russians charge, these organizations planned and fomented the uprising against former President Viktor Yanukovich's regime or whether that uprising was part of a more powerful indigenous movement that drew these groups along. The fact was that Yanukovich refused to sign an agreement moving Ukraine closer to the European Union, the demonstrations took place, there was violence, and an openly pro-Western Ukrainian government was put in place."

Knapp zusammengefasst erklaert uns Georg Friedman also:

Natuerlich, gab es von den USA und der EU finanzierte Organisationen, die die Regierung in Kiew "reformieren" wollen. Es istaber irrelevant wie das dann gemacht wurde. Die Fakten sind: Yanokovitch weigerte sich den EU-Vertrag zu unterschrieben, es gab Demonstrationen, es gab Gewalt, die pro-westliche Regierung wurde eingesetzt.

Und danach? Statt nur etwas irritiert zu sein, haben die Russen sich so geaergert, dass sie die Krim annektierten.

So einfach ist die Welt eines US-Verstehers aus Austin, Tx, USA.

Doch was kommt als naechstes? fragt Stratfor und ueberlegt, was die Russen wohl als naechstes anstellen werden.

Nichtstun geht nicht, weil die Zahl pro-russischen Waehler in der Ukraine jetzt deutlich reduziert ist und darum der Westen die naechste Wahl gewinnen wird.

Einmarsch in die Ukraine werden die Russen nicht machen, denn das waere zu auffaellig und dann haetten sie den Schrottladen Ukraine am Hals.

Drittens die Russen koennen ihre Minoritaeten im Baltikum etc. benutzen um einige Natostaaten innenpolitische "aufzumischen". Waere moeglich.

Viertens die Russen koennten osteuropaeische Staaten wirtschaftliche Versprechungen mchen, um dort wieder einen Fuss auf den Boden zu kriegen. Das ist nicht ausgeschlossen, weil die EU derzeit knauserig ist.

Fuenftens die Russen koennten die USA in anderen Teilen der Welt Beine stellen, im Iran beispielsweise. Das machen sie ja ohnehin.

Eine beeindruckende Gefahrenliste, die einem selbst als geuebtem US-Versteher, nicht sofort eingefallen waere.

Auf einen Nenner gebracht: die Russen sind zu allem faehig und unberechenbar!

Daher sind daher die westlichen Gegenmassnahmen so wichtig, wobei es vor allem auf Deutschland ankommt, meint Stratfor.

Sanktionen reichen wirklich nicht!
Da muss endlich "Butter bei die Fische", sonst fuehlen sich die osteuropaeischen Staaten bald ganz unsicher und trauen den Deutschen gar nicht mehr.

Aber die Deutschen wollen nicht wirklich "ran an den russischen Speck".

Darum muessen die USA die "Balance of Power" in Europa ganz allein wieder herstellen. Am besten indem die bisher zahnlose Visegrad Battlegroup mit modernen Waffen aufgeruestet wird, schlaegt Stratfors George Friedman vor.

Das gibt den ehemals von Kommunisten unterdrueckten Staaten Sicherheit und vor allem die militaerischen Mittel, um sich gegen die Russen wirksam verteidigen zu koennen.

Im Original-Ton:
"With U.S. commitment and the inclusion of Romania, it (Visegrad Battlegroup) could become a low-cost (to the United States) balance to a Russia suddenly feeling insecure and therefore unpredictable. This, and countering Russian commercial imperialism with a U.S. alternative at a time when Europe is hardly in a position to sustain the economies in these countries, would be logical."

Gut. Endlich Verstanden! Eine logische, eine preiswerte Loesung, die auch der US-Wirtschaft dient. Great.
Ein herzliches Dankeschoen nach Austin, Texas, USA

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Aussie42

Mauerberliner(West) bis 1996, 10 Jahre meditieren in Indien bis 2010, jetzt in Australien. Deutschland weit weg.

Aussie42

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden