Kuenstliche Intelligenz im Krieg

Wettkampf der Computer. Im Ukraine-Konflikt haben die USA wie auch Russland KI-Systeme eingesetzt. Die traditionelle Kriegs-Ikonografie der Politiker und der Medien: tote Menschen, zerstoerte Haeuser und Panzer etc. haben den Einfluss der KI bisher verdeckt.

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Die in der Ukraine verwendeten KI-Systeme (KI = Kuenstliche Intelligenz) sind durch ihre zivilen Anwendungen bekannt. Die Systeme beruhen darauf, dass KI-Programme mit Luft- bzw. Satellitenaufnahmen einer bestimmten Region (z.B. Ballungsraum einer Grossstadt, Landschaftsgebiet etc.) so lange "trainiert" werden, bis die KI "ihre Region" genau "kennt", zu jeder Tageszeit, bei gutem und schlechtem Wetter, zu jeder Jahreszeit usw. Die KI errechnet aus diesen Daten ein zeitabhaengiges mathematisches "Normal-Modell" ihrer Region und kann so jede Abweichung vom Modell sofort erkennen und anzeigen. (Diese Beschreibung ist etwas verkuerzt.)

Auf der russischen Seite wird offensichtlich ein KI-System verwendet, das ortsfeste (militaerische) Ziele identifizieren und genau treffen kann, selbst wenn die Ziele sich in Wohngebieten befinden.
Die KI wurde offensichtlich mit tausenden Luftbildern von grossen und kleinen ukrainischen Staedten trainiert.
Neue (militaerische) Einrichtungen, die in diesen Staedten auftauchen und nicht ins genannte "Normal-Modell" passen, koennen durch die russischen Luftwaffe, Drohnen und Kurzstrecken-Raketen zielgenauen zerstoert werden. Flaechendeckende Bombadierungen mit tausenden von Toten, die die USA beispielsweise im Irak eingesetzt hatten, waren nicht erforderlich, sodass es in der Ukraine deutlich weniger zivile Opfer gab als im Irak.
Dieser KI-Einsatz gegen die (militaerische) Infrastruktur der Ukraine dauert an und wird von der ukrainischen Regierung selbstverstaendlich als Angriff auf die Zivilbevoelkerung gebrandmarket.
Jetzt, im Winter sind die Angriffe besonders "wirkungsvoll".

Wichtiger als die russische KI, war zu Anfang des Krieges ein taktisches KI-System der USA, das fuer die Beobachtung des nord-oestlichen Teils der Ukraine, den absehbaren Angriffsraum der russischen Armee, monatelang trainiert worden war. Der Einsatz wurde vermutlich von einem US-Stuetzpunkt im Sueden Polens aus gelenkt.

Zu Beginn des Krieges konnte jede Bewegung der russischen Verbaende mit der KI im Gelaendes sofort praezise erkannt werden. Diese Informationen wurden von den US-KI-Offizieren an die ukrainischen Kommandeuren weitergegeben. Die dann genuegend Zeit hatten, um ihre Leute in Stellung bringen und abwarten konnten, bis die russischen Panzer auftauchten, um sie "auszuschalten". Mit dieser Taktik wurde der Vorstoss der russischen Einheiten eindrucksvoll verzoegert.

Im anfaenglichen Bewegungskrieg konnten die USA mit Hilfe dieser KI und der ukrainischen Bazooka-Soldaten sehr viele Panzer zerstoeren und russische Soldaten toeten.
Die russische Seite hat diesen KI-Einsatz nach einiger Zeit erkannt und seine Einheiten auf Strassen fast ohne Verluste in den Suedosten gefuehrt.

Im darauffolgenden Stellungskrieg im Osten und Sueden der Ukraine gab es keinen US-KI Einsatz. Daher wurde "herkoemmlich" gekaempft.
Die russische KI dagegen, konnte unablaessig eingesetzt werden und hat auch den verdeckten Nachschub der Nato fuer die ukrainische Armee schnell erkannt und zerstoert.

Die US-Militaer Analysten von war-on-the-rocks schrieben beinah taeglich (offen oder nicht offen) ueber "Lektionen" des Ukraine-Krieges, die das amerikanische Militaer lernen muesse. Man habe die Faehigkeiten des russischen Militaers bisher ueberschaetzt, heisst es oder die russische Logistik sei zu langsam usw.

Russland verfolgt ganz andere Ziele.
Bekanntlich hat die russische Armee ihre Einheiten an den Fronten kontinuierlich ausgetauscht. Auf diesem Weg hat im Laufe des Jahres ein grosser Teil der russischen Armee an den Fronten in der Ukraine gekaempft und so Kriegserfahrung gesammelt. Das war dringend erforderlich, denn der letzte groessere Kriegseinsatz der russischen Armee (Afghanistan) war bereits 1989 beendete.

Die Restrukturierung einer Armee mitten im Krieg ist schwierig. In diesem Prozess koennen aber ungeeignete Kommandeure schnell erkannt und "abgesetzt" werden. (Das erklaert vermutlich die erhebliche Zahl getoeter russischer Generale in der erste Phase des Krieges.) Im Ergebnis ist die russische Armee ist inzwischen "combat ready" und hat damit ihr erstes Kriegsziel erreicht.

Ergaenzend hat das zweite Kriegsziel, die Erfassung und schnelle Reaktivierung von ca. 200.000 Reservisten die westlichen Gegner Russlands ueberrascht. Innerhalb kurzer Zeit konnten tausende ehemalige Soldaten gefunden und einberufen werden. In einem Flaechenstaat wie Russland war diese Leistung der militaerischen Verwaltung wohl nur mit Daten-Bank-KI zu realisieren.

Nach dem (dilletantischen) Versuch (vermutlich von "US-navy seals") die Kerch Bruecke zur Krim zu sprengen, war ein weiterer Versuch nicht auszuschliessen. Darum hat die russische Armee auch ihr drittes Kriegsziel, eine Landverbindung zwischen der Krim und Russland herzustellen, schnell abschlossen.

Danach, Anfang Dezember schien Russland bereit, den Krieg zu beenden und hatte die Ukrainer zu Gespraechen eingeladen.

Das hat Washington alarmiert und Selensky wurde vom Pentagon befohlen, den Krieg weiterzufuehren, um Russland zu schwaechen. Der Besuch von Selensky in Washington hat die Lage nicht veraendert. Als Gegenleistung wurde der Ukraine aber zugestanden, gelegentlich einen US HMARS Raketenwerfer einsetzen.

Die Nato-Staaten sind ansonsten sehr vorsichtig, modernes westliches "Geraet" (Leo 2 bespielsweise) an die Ukraine zu liefern oder einzusetzen. Modernes westliches Geraet ist Elektronik ausgestattet, fuer es weltweit "Interessenten" mit sehr viel Geld gibt.

Der Ukraine wurden daher vom Westen eher "altes" sowjetisches Geraet (u.a. T-72 Panzer) geschenkt. Aber auch die russische Armee verwendet kaum ihre neuen T-90 Panzer, sondern die ueberschuessigen, alten T-72, die die Armee auch mal "zuruecklassen" kann.

Um die Ukrainer "bei Laune zu halten" liefern jetzt die europaeischen Natostaaten aeltere, leicht geschuetzte Fahrzeuge, die "grosskotzig" als Panzer bezeichnet werden.
Solche "milden Gaben" der Nato werden wohl nicht ausreichen, um die erschoepften Soldaten beider Seiten in ihren eiskalten Schuetzengraeben, fuers Weiterkaempfen zu motivieren.

Verhandlungen ueber ein Kriegsende sind der einzige Ausweg. KI koennte dabei hilfreiche Informationen liefern.


Zu den Quellen

Das amerikanische Militaer beobachtet den Krieg, in dem "ihre" KI im Gefecht steht, natuerlich sehr genau. In "war on the rocks" gibt es immer wieder anekdotische Beobachtungen des Kriegsverlaufs. "Offene" Berichte ueber militaerische KI gibt es dagegen kaum. Mein Beitrag basiert u.a. auf einem Papier der Australischen Armee von 2021, Peter Layton "Fighting Artificial Intelligence Battles". Zusatzlich habe ich die Funktionsweise ziviler KI auf den militaerischen Einsatz uebertragen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Aussie42

Mauerberliner(West) bis 1996, 10 Jahre meditieren in Indien bis 2010, jetzt in Australien. Deutschland weit weg.

Aussie42

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