http://cdn1.stuttgarter-zeitung.de/media.media.07cc1c89-aded-4a8b-b945-0392ce16b5b2.normalized.jpeg
Deutschland steht wegen seines schlechten Abschneidens beim Migrant Integration Policy Index (Mipex) in der Kritik. In der Gesundheits- und Bildungspolitik gebe es definitiven Nachholbedarf.
Das stimmt zwar, sollte uns aber nicht verwundern. Eine Gesellschaft die in weiten Teilen allem Fremden kritisch gegenübersteht, kann nicht die Basis für eine zuwanderungsfreundliche Politik sein. Klar ist, dass viele Kinder von Zuwanderern wenige Integrationsmöglichkeiten bekommen. Wahr ist auch, dass viele AsylbewerberInnen Monate und teilweise Jahre warten müssen, bis sie zum einen Deutsch lernen dürfen und zum anderen effektiv in den Arbeitsmarkt integriert werden. Dafür muss die Politik einen fairen Rahmen schaffen, der eine unkomplizierte Integration ermöglicht.
Aber was brauchen wir? Wir brauchen eine psychologische Betreuung von Asylbewerbern und Asylbewerberinnen. Diese Menschen kommen oft aus schrecklichen Verhältnissen und haben während ihrer Reise in ein vermeintlich besseres Leben schreckliche Qualen durchlitten. Ohne Betreuung verlieren wir hier den Anschluss. Weiter müssen AsylbewerberInnen direkt nach der Ankunft an Deutschkursen teilnehmen dürfen, die nach Möglichkeit von Montag bis Freitag, und nicht wie bisher nur einmal wöchentlich, stattfinden. Beim Aufnahmeverfahren muss abgeklärt werden, welche Qualifikationen bereits bestehen und welche Interessen vorhanden sind. Als logische Schlussfolge daraus, müssen den Frauen und Männern direkt Praktikumsplätze angeboten werden. Dies würde eine direkte Kommunikation mit den „Einheimischen“ ermöglichen und würde den Austausch fördern. Hier könnten wirklich Vorurteile abgebaut werden. Außerdem könnten Unternehmen so direkt ihren Nachwuchsschwierigkeiten Einhalt gebieten. Weiter sollte die Bundesagentur für Arbeit Orientierungsseminare anbieten. Diese Seminare sollten allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Möglichkeit geben, eine Übersicht über die Fähigkeiten zur Arbeit und Selbständigkeit in Deutschland geben. Ich persönlich bin der festen Überzeugung, dass Integration nur funktioniert, wenn alle teilhaben. Deshalb gehören Asylbewerberunterkünfte in Wohngebiete! Abschottung schafft keine Verbindung. Regelmäßige Treffen mit AnwohnerInnen, gerne auch themenbezogen, werden dazu beitragen Kommunikation und Austausch zu fördern. Dies alles kostet im Vergleich zu den neuen Rüstungsvorhaben wenig Geld und ist eine wirkliche Investition zur Öffnung unserer Gesellschaft.
Kommentare 3
"Wir brauchen eine psychologische Betreuung von Asylbewerbern und Asylbewerberinnen."
Wo sollen die psychologischen Betreuerinnen und Betreuer abgezogen werden?
"Außerdem könnten Unternehmen so direkt ihren Nachwuchsschwierigkeiten Einhalt gebieten."
Ich finde einige positive Formulierungen in ihrem Beitrag, aber Migration erfordert mehr als bloße Moralität. Einwanderer sollen weder unseren angeblichen Arbeitskräftemangel beheben, noch mit unserem eigenen Prekariat in Konkurrenz treten. Die Politik führt keine offene Debatte über das Thema und es gibt auch kein (langfristiges) Konzept. Ökonomische Gründe stehen aber im Vordergrund und die Humanität fällt hinten runter.
Außerdem sollte klar unterschieden werden, ob vorübergehendes Asyl oder dauerhafter Aufenthalt gewährt wird. Wobei es auch Übergänge aus der 1ten Gruppe geben sollte.
Also das Stichwort "Integrationspolitik" muss aus der Unschärfe raus und als Thema sachlich diskutiert werden können, allerdings nicht in sarrazinischer Groteske.
Eingangs betiteln Sie Ihren Blog mit "Zuwanderung" und "Integrationspolitik" - doch dann konzentrieren Sie sich ausschließlich auf den Fragen der Asylanten. Ihren Analysen und Lösungsvorschlägen diesbezüglich schließe ich mich an - doch "Integrationspolitik" und "Zuwanderungspolitik" bestehen nicht nur aus "Asylpolitik"- denn nur ein Teil der Zuwanderer sind auch Asylanten (zugegeben: in letzteren Jahren steigt deren Anteil wieder). Integrations-Probleme gibt es aber bei Nicht-Asylanten als Zuwanderer, sowohl seitens der Staates wie der Zuwanderer - das sollten Sie vielleicht auch berücksichtigen.