Kein "Totalitärer" aus dem Bilderbuch

Doppelexistenz eines Rebellen In Bolivien wird Evo Morales am 22. Januar als erster Indio sozialistischer Präsident der Republik
Exklusiv für Abonnent:innen

An politischer Schlagkraft alles übertreffend, was es bis dahin an Wahlerfolgen gab, hat die bolivianische Linke am 18. Dezember 2005 einen auch für ganz Lateinamerika einmaligen Sieg errungen. Der indianische Führer Evo Morales von der Bewegung zum Sozialismus (MAS) hat wider Erwarten 54 Prozent der Stimmen, die absolute Mehrheit, erreicht. "Ein wahrhaft tellurisches Ereignis" - kommentierte am nächsten Tag in Cochabamba die Zeitung Los Tiempos - "dem ein Nachbeben in Lateinamerika folgen wird."

Nicht nur aus den Anden-Höhen, wo die indianische Bevölkerung zahlenmäßig und kulturell vorherrscht, schöpfte Morales seine Mehrheit, auch aus den subtropischen Tälern, wo - wie in Santa Cruz de la Sierra - die spanischstämmige Bevölkerung