Die Sieben Zwerge - Ein Wintermärchen

Sondierungen 2018 Dobrindts Rede vom Zwergenaufstand ist entlarvend.

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Der Schönste im Ganzen Land bekommt Konkurrenz

Es war einmal ein eitler Prinz, der ständig seinen Spiegel befragte: "Wer ist der Schönste im ganzen Land?" Lange Zeit war er zufrieden mit der Antwort: "Du, Alexander, bist bei weitem der Schönste im ganzen Land." Und Alexander sonnte sich in seiner Schönheit. Eigentlich musste er als Prinz nicht arbeiten, aber aus lauter Langeweile erfand er manchmal - meist auf Geheiß seines Vaters Horst - etwas Verrücktes wie die PKW-Maut. Und niemand traute sich, den Befehlen von Prinz und König Widerstand zu leisten, auch wenn die Untertanen teuer dafür bezahlen mussten.

Eines Tages - es war A.D. MMXVII p.Chr. - sprach der Spiegel: "Du, Alexander bist der Schönste im ganzen Land. Aber der Christian, hinter den sieben Bergen, ist tausendmal schöner als du." Das trieb dem Prinzen Alexander die Zornesröte ins Gesicht - und er sann darauf, sich seines Widersachers zu entledigen. Sie trafen sich in einer fernen Stadt, der Alexander tat sehr freundlich, beim Essen servierte er aber heimlich immer wieder vergiftete Speisen. Der schöne Christian aber wurde von Küchenhilfen gewarnt, und statt von den präparierten Speisen zu essen, nahm er täuschend echte, ungefährliche Dubletten zu sich, überlebte das Dinner und zog dann eilends von dannen, bevor der schöne Alexander weiteres Unheil anrichten konnte. Aber der eitle Prinz blieb gefährlich, und so entschloss sich Christian schweren Herzens, den Laufsteg solange zu verlassen, wie der Prinz vom fernen Land am Leben war. Er verschwand und wurde nicht mehr entdeckt. So sprach nach seiner Rückkehr der Spiegel zu Alexander: "Du, Alexander, bist der Schönste im Ganzen Land." Und seine Eitelkeit kannte fortan keine Grenzen mehr.

Schönheit wird zur narzisstischen Verblendung

Dies führte dazu, dass Alexander sich auf die Kühnheit verlegte, den Spiegel zu fragen: "Spieglein, Spieglein, an der Wand, Wer ist der Schönste und Klügste im Land?" Der Spiegel aber sprach: "Du, Alexander, bist der Schönste im ganzen Land. Aber die Königin Angela, hinter den sieben Bergen, ist tausendmal klüger als du." Da versprühte der Prinz Gift und Galle - und nichts und niemand konnte seinen Zorn besänftigen. Weder die hübschen Mautstellen auf seiner riesigen Autobahn-Spielwiese im königlichen Garten noch die ebenso große Miniatur-Eisenbahn im Keller von König Horst. Er war des Systems "Großes spielen - Kleines sein" endgültig überdrüssig. Und so sann er darauf, die Königin vom Thron zu stoßen. Dabei verbündete er sich mit verschiedenen Fürsten im eigenen und in den Landen der Königin Angela, allen voran dem Gaukler Markus aus Franken. Sie warteten schon lange darauf, endlich ihren gebührenden Platz in der Erbfolge zu erhalten. Aber die kluge Angela war durch ihre Informanten, die sie im ganzen Land postiert hatte, vorgewarnt. Sie ließ sich auch durch die Schmeicheleien des eitlen Alexander nicht täuschen, die nur dazu dienen sollten, seine und seines Vaters Horst Untertanen zu beschwichtigen, die unter der Maut und anderem Ungemach, das aus dem Ausland kam, litten.

Im Land der Sieben Zwerge

In Ihrer Klugheit sagte sich Königin Angela: "Ich spiele da nicht mit" - und entzog sich einfach. Ein Rezept, das sie schon oft erfolgreich angewandt hatte, wenn es brenzlig zu werden drohte. Sie hatte von Ihren Untertanen von einem fernen Land gehört, in dem die sieben Zwerge wohnten. Und sie erfuhr, dass deren Ruf für Eingeweihte legendär war und sie in den letzten 150 Jahren schon viele Feinde in die Flucht geschlagen hatten. Dorthin begab sie sich auf einem strapaziösen Weg, der sie bis an den Rand der Erschöpfung brachte. Als sie dort ankam, war die Bleibe der sieben Zwerge leer; denn sie waren in den umliegenden Bergwerken bei ihrer harten Arbeit für die anderen kleinen Leute. Auf dem Tischlein in der Küche standen noch allerlei Speisen, die die Zwerge bei ihrem hastigen Aufbruch am Morgen zurückgelassen hatten. Königin Angela schlang diese hastig in sich hinein und kam schon nach kurzer Zeit wieder zu Kräften. Sie schmeckten zwar fremd, aber sie fand sie bekömmlich. Am Abend kehrten die sieben Zwerge aus den Bergwerken zurück, und sie erschranken sehr über den Anblick von Angela. Aber als diese ihre Geschichte erzählte, hatten die sieben Zwerge Mitleid mit ihr. Sie konnten ihr auch gar nicht böse sein, dass die ihre Speisen aufgegessen hatte. Sie hatten gelernt, jedem, der in Not ist zu helfen und freimütig zu geben.

So luden die sieben Zwerge die Königin Angela ein, bei ihnen zu wohnen. Dafür sollte sie sich um das Haus und das Essen kümmern, was sie nur allzu gerne tat. Die feinderprobten Zwerge aber wusssten von der Gefahr, die von Prinz Alexander und den anderen Fürsten ausging. Und sie schärften Angela ein, niemandem zu öffnen. Das befolgte Angela brav. Sie hatte eh zu tun. Besonders interessierte sie sich für die Speisekammer der Zwerge, mit der sie sich als Köchin vertraut machen musste. Da standen zunächst sehr fremde Zutaten herum, auf deren Etiketten solche befremdlichen Dinge standen wie "soziale Gerechtigkeit - feinkörnig", in den Rezeptbüchern fand sie so etwas wie "gute Arbeit 300gr, locker aufgeschlagen mit wolkigen Worten, macht guten Lohn und satt im Bauch". Angela fand immer mehr Gefallen an den Rezepten - und bis auf Ihre Größe und Herkunft hätte man fast meinen können, sie sei eine aus der Zwergenfamilie. Und die Zwerge waren es sehr zufrieden, von der Hausarbeit befreit zu sein und sich voll auf ihre harte Arbeit für und mit den kleinen Männern und Frauen konzentrieren zu können. Dabei merkten sie in ihrer Gutmütigkeit gar nicht, dass Königin Angela die Rezepte für ihre Zukunft abschrieb und sicher verwahrte.

Alexander der Schöne ersann während der Zeit immer wieder - oft angetrieben durch des Königs Anfeuerungsrufe - allerlei Listen, um Königin Angela aus dem Weg zu räumen. Denn immer, wenn er den Spiegel befragte, kam dieselbe Antwort: "Du bist der Schönste im ganzen Land. Aber Königin Angela, hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen, ist tausendmal klüger als du." Wie einst Eva dem Adam, so gab Alexander der Schöne, als Wanderer verkleidet, Königin Angela die vergiftete Hälfte eines Apfels, während er die unvergiftete Hälfte nahm. Sie aß davon, und sie fiel wie tot zu Boden. Als die Zwerge sie abends voller Entsetzen fanden, verabreichten sie ihr eilends eine Magenspülung mit erprobten Zwergen-Mitteln. Und sie genas vollends. Wie von Sinnen war Alexander, als er vom Spiegel erfuhr: "Du bist der Schönste im ganzen Land. Aber Königin Angela, hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen, ist tausendmal klüger als du." Es gab offenbar ein Geheimnis, das Königin Angela Unsterblichkeit verlieh. In Wirklichkeit waren es nur die guten Zwerge, die Angela immer wieder vor den Feinden retteten. Sie versprach Ihnen dafür bis an ihr Lebensende entlohnt zu werden.

Die Rückkehr ins Schloss

Dafür musste sie aber zunächst zurück in ihr Schloss. Deshalb ersann sie mit den Zwergen eine List. Bei einem weiteren Versuch von Alexander und seinen Fürsten sollte sie für tot erklärt und von den sieben Zwergen in einem gläsernen Sarg ins Schloss gebracht werden. Und so geschah es. Als Alexander nach der letzten Giftattacke fragt: "Spieglein, Spieglein, an der Wand, wer ist der Schönste und Klügste im Land", so antwortet dieser: "Du, Alexander, bist der Größte und Klügste im ganzen Land." Und Alexander jubelt: Die Königin ist tot, die Königin ist tot." Als dann tatsächlich die Zwerge mit dem Sarg von Angela ins Schloss schreiten, defiliert Alexander der Schöne mit den Seinen tränenüberströmt und verharrt lange am gläsernen Sarg.

In der Nacht jedoch kommen die sieben Zwerge eilig herbei und verabreichen Königin Angela das Gegengift. Sobald die Königin wieder bei Sinnen ist, ruf sie ihren Vertrauten Knappen Peter herbei und gibt ihm genaue geheime Regieanweisungen für den großen Paukenschlag am folgenden Tag, der das ganze Königreich aufhorchen lassen soll. Den sieben Zwergen gegenüber wird sie ihr Versprechen einlösen.

Am Morgen, noch vor dem Frühstück, inspiziert sie zusammen mit Peter den Regententisch, an den er sieben kleine Stühlchen für die Zwerge aufgestellt hat, so dass diese gerade mit dem Kopf über die Tischkante, nicht aber über des Tellers Rand schauen können. Dort sollen sich alle mittags zum Regentschaftsessen versammeln. "Fein, fein, ganz fein", flüstert Königin Angela ihrem Knappen zu. Zunächst führt Königin Angela die sieben Zwerge an den Regentschaftstisch. Erst als diese auf ihren Stühlchen Platz nehmen, merken sie, was passiert ist und was die undankbare Königin im Schilde führt. "Ich komm nicht an mein Becherchen!" - "Wer schneidet mir mein Fleischlein? Ich kann das Messerlein nicht halten." - "Wer hat mir mein Süppchen versalzen?" - Die Zwerge werden zornig und rufen: Wir wollen Hochstühle!" , "Wir wollen Hochstühle!", springen auf den Tisch und stampfen mit den Füßchen. Doch es ist zu spät. Dann betritt mit Fanfarenschall Prinz Alexander den Raum, der seinen Schock über den Überlebenscoup von Königin Angela noch nicht überwunden hat. Das Schauspiel auf dem Tisch hilft ihm - und er ruft ganz verzückt aus - "Aufstand der Zwerge, Aufstand der Zwerge" und tanzt dabei um den Tisch bis zu seinem Platz.

Aber Königin Angela lässt Alexander den Schönen nicht Platz nehmen, sondern in die Küche führen, wo er von den Köchen in einen riesigen Topf mit siedend heißem Wasser geworfen wird, Deckel drauf und fertig. Und alle außer den Zwergen tanzen drumherum und rufen: "Atmender Deckel, atmender Deckel."

Und Königin Angela lebte noch glücklich und zufrieden zusammen mit sieben unglücklichen Zwergen vier Jahre lang in ihrem Schloss.

Schluss.

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Geschrieben von

Ideenverwirklicher

Engagierter QuerDENKER, kreativ-innovativer Kommunikations- und Strategieberater, der gerne eingetretene Pfade von Scheinplausibiliät verlässt.

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