Vorrundenaus

Politik Die Bundespolitik im Wahljahr 2013 erinnert an die Nationalmannschaft der Euro 2000: schwach, grausam, peinlich. Ein fußballerischer Blick auf die deutschen Parteien

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Erinnern Sie sich noch an die Euro 2000? Frankreich wurde Europameister. Gegen Italien. Und Deutschland schied bereits in der Vorrunde aus, mit der wohl schlechtesten Nationalelf aller Zeiten. Im Wahljahr 2013 schaut die Bundespolitik ähnlich schwach aus – gab es überhaupt je eine schlechtere? Überzeugt eigentlich noch irgendwer in dieser Gurkentruppe? Wären die Parteien Fußballspieler, so müsste man dem Trainer in jedem Fall dringend raten endlich auszuwechseln!

Der ballverliebte Egoist (CDU)

Der Kapitän der Mannschaft ist derzeit im rechten Mittelfeld beheimatet. Die Leistung wirkt insgesamt meist souverän. Das liegt aber vor allem an der katastrophalen Leistung der Mitspieler. Sein Problem ist sein Hang zur Selbstdarstellung. Hat der ballverliebte Egoist erst einmal den Ball, dann gibt er ihn auch nicht wieder her. So läuft das schon seit Jahren. Geht es dann mal schief, waren natürlich die anderen Schuld. Das geht dem bayerischen Rechtsverteidiger, dem uninspirierten Ballverteiler und auch dem Linksfuß inzwischen ziemlich auf die Nerven. Der ballverliebte Egoist gehört immer noch zu den besten in einem schwachen Team, allerdings will keiner mehr so wirklich mit ihm zusammenspielen.

Der Linksfuß mit Starallüren (SPD)

Der Linksfuß war früher mal ein ganz großer in der Mannschaft, er war früher Kapitän und eigentlich ist er immer noch überzeugt, dass die Binde auf den linken und nicht auf den rechten Flügel gehört. Zwischen Selbstanspruch und Wirklichkeit klafft allerdings eine immer größere Lücke. Früher war der Linksfuß einer der besten, wenn es darum ging die Balance zwischen Angriff und Verteidigung zu finden, aber heute gelingt ihm das immer seltener. Manchmal überzeugt er mit feinem Offensivspiel (z.B. Mindestlohn) nur um kurze Zeit später wieder einen kapitalen Bock zu verursachen (z.B. Hartz IV). Seitdem ihm zuletzt auch noch der Ruf des Geldgeiers anheftet, sind immer mehr Fans die Starallüren des Linksfuß leid. Man munkelt inzwischen schon von einem Transfer zu Eintracht Sparkasse, wo sich der Linksfuß abseits der großen Bühne zur Ruhe setzen könnte...

Der uninspirierte Ballverteiler (FDP)

Auch der Ballverteiler war früher einer der wichtigsten Spieler in der Mannschaft. Ob der Angriff über den linken oder den rechten Flügel gestartet wurde, das hing lange Zeit von diesem Mittelfeldstrategen ab. Doch in letzter Zeit zeigt der kleine Blondschopf immer seltener seine Klasse. Insgeheim ist schon ausgemacht, dass das nächste große Turnier im Herbst 2013 sein letztes wird und er dann seinen Rücktritt aus der Mannschaft erklärt. Nur der Ballverteiler will das noch nicht so ganz wahrhaben. „Wir haben den rechten Flügel besser gemacht!“, sagte er noch vor kurzem. Nur das glaubt ihm keiner mehr. Aus Mitleid wollen ihm einige Spieler auf dem rechten Flügel sogar den Ball zuspielen (McAllister). Mitleid statt Klasse? Wie traurig.

Das ewige Talent (DIE GRÜNEN)

Das ewige Talent galt lange Zeit als die große Hoffnung der Mannschaft. Nur ist er inzwischen in die Jahre gekommen und den endgültigen Durchbruch hat er leider immer noch nicht wirklich geschafft. Das ewige Talent spielt einen leichten, schönen Ball der vielen Zuschauern gefällt, aber kann er auch Verantwortung übernehmen? Er lieferte nur wenige große Partien ab, wie das Spiel in Stuttgart, das das wohl beste Spiel des ewigen Talents war. Jetzt ist aber wieder Ernüchterung eingekehrt. Das ewige Talent denkt inzwischen auch darüber nach, ob man künftig mehr über den rechten Flügel kommen sollte... Wichtiger wäre es einfach mal das Tor zu treffen.

Der überalterte Libero (DIE LINKE)

Dann gibt es da noch den Libero. Sein Problem ist, dass seine Position eigentlich nicht mehr wirklich gespielt wird. Und im neuen System hat er seinen Platz einfach noch nicht ganz gefunden. In Heimspielen weiß er zu glänzen, aber auswärts gewinnt der Libero keinen Blumentopf. Er ist schlicht in die Jahre gekommen und hat es nicht verstanden sich neu zu erfinden. Zuletzt sorgte er auch mehr Abseits des Platzes für Schlagzeilen. Sei es mit Streitereien (Dietmar und Oskar, aber gute Freunde, kann bekanntlich niemand trennen...) oder mit Frauengeschichten (Oskar und Sahra).

Der gehypte Jungspund (PIRATEN)

Und dann bliebe noch der gehypte Jungspund! Was waren das für grandiose Auftritte bei den Partien in Berlin, Kiel, Saarbücken und Düsseldorf! Da hatte der Jungspund geglänzt, Tore geschossen und für einige Monate glaubten viele den Erlöser der Mannschaft gefunden zu haben. So erfrischend, so anders und so unbekümmert war der Auftritt des Jungspunds. Das Problem war nur, dass ihm der Hype um seine Person nicht bekam. Inzwischen schießt der Jungspund keine Tore mehr und sorgt nur noch für Negativschlagzeilen. Er ist nicht der erste und wohl auch nicht der letzte Jungstar, dem der Erfolg zu Kopf gestiegen ist. Doch in dieser Verfassung ist höchst fraglich, ob der gehypte Jungspund es auch nur in den Auswahlkader schafft...

Egoistische, uninspirierte, ewig-talentierte, überalterte und gehypte Spieler mit Starallüren? Ist das wirklich alles was diese Mannschaft zu bieten hat? Da kann den Fans nur Bange werden vor dem nächsten großen Auftritt im September 2013...

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