Kampfplatz der Erinnerung

Ton der Versöhnung Christa Wolfs neue Erzählung "Leibhaftig"
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Das Wort "verletzt", mit dem Christa Wolfs neue Erzählung unvermittelt einsetzt, weist zurück auf ihren ersten Roman Der geteilte Himmel (1963), wo "in jenen letzten Augusttagen des Jahres 1961" die Protagonistin Rita Seidel in einem Krankenhauszimmer aus ihrer Ohnmacht erwacht, um den Zusammenhang von politischer Teilung und persönlicher Trennung schmerzhaft zu realisieren. Zugleich erinnert es in seiner harten Setzung an den grandiosen Auftakt der Kassandra-Erzählung (1983), die mit dem apodiktischen Satz "Hier war es" beginnt. Es weckt aber auch die Erinnerung an jene zwei "Verletzten" - an Heinrich von Kleist und Karoline von Günderrode -, die Wolf als Leidensgenossen im Jahre 1804 in ihrer Erzählung Kein Ort. Nirgends (1979) aufeinandertreffen lä