Angeln mit einem Mythos

Alleinstellung Lars Brandt hat seltsam wenige Probleme mit dem "Andenken" an seinen Vater Willy Brandt
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Nein, er schreibe nicht über sich. Man will es dem freundlichen Mann mittleren Alters, der in diesen Tagen auf Lesereise durch Deutschland tourt, nicht recht abnehmen, wie er jeden Verdacht abwehrt, bei dem Buch über seinen Vater habe die Hoffnung auf späte Selbstfindung Pate gestanden. Dabei hätte der 1951 geborene Sohn Willy Brandts jede Chance auf ein lädiertes Ego gehabt. Schon zu Lebzeiten war sein Vater ein Mythos: Sozialist und Emigrant, Frontstadtkrieger und Friedensfürst, Hassobjekt der Rechten, Schwarm der Linken. Weniger spektakuläre Kontexte haben schon ganz andere Prominentenkinder in den Wahnsinn getrieben. Unfähig, im Schatten der Übergestalt ein eigenes Ich zu entwickeln, gelingt die Loslösung nur im ewigen Ausschlachten des