Das Vaterland der Schatten

Doppelter Aussenseiter In ihrem ersten Roman "Alle Tage" übt sich Terèzia Mora in der literarischen Moderne
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Wie muss eine Romanfigur heute beschaffen sein? Wie plastisch darf sie aussehen, ohne dass wir sie als biederen Realismus abtun? Wie schemenhaft darf sie aussehen, ohne dass wir das Gefühl haben, ein Phantom zu jagen? Auf der schmalen Grenze zwischen dem klaren Bild und der imaginationsfördernden Andeutung, zwischen Charakterdarsteller und Schlossgespenst ist der erste Roman Terèzia Moras in ein seltsames Vakuum gerutscht.

"In der Welt leben und nicht in der Welt leben. So einer ist er", heißt es gleich zu Beginn von Alle Tage über den Übersetzer und Autor Abel Nema, den drei Arbeiterinnen eines Tages auf einem verwahrlosten Spielplatz im verwahrlosten Randbezirk einer namenlosen Stadt finden. Der Mann ist tot. Kopfüber baumelt er aufgeknüpft an eine