Die Tage der Kommune

Kerle Michal Witkowski will mit "Lubiewo" den polnischen Tunten ein Denkmal setzen, und lässt seinen Affekten gegen die westliche Massenkultur freien Lauf
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Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt. Als Rosa von Praunheims Film 1971 im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde, markierte das eine Zeitenwende. Nicht nur, weil da einer zeigte, wie aus Menschen "Randgruppen" werden. Sondern auch, weil Praunheim diese Randgruppen attackierte, endlich ihre Nischen zu verlassen: "Raus auf den Klappen. Rein in die Straßen" lautete sein Kampfruf damals. Inzwischen hat sich das, was früher verschämt als "schwule Subkultur" bezeichnet wurde, zu einem machtvollen Mainstream ausgewachsen. Schwuler Lebensstil ist Trumpf, schwule Promis sind Kult und schwules Ghetto ist out.

Wer Michal Witkowskis jüngst erschienenen Roman Lubiewo liest, muss den Eindruck gewinnen, der junge Mann aus Warschau wünsche sich