Fliegen wie ein Adler

Kammerspiel Dorothea Dieckmanns Roman über einen Häftling auf "Guantánamo"
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Darf man einen Roman Guantánamo nennen? Das Befremden über den Text, den die Hamburger Schriftstellerin Dorothea Dieckmann Ende Juni beim Klagenfurter Literaturwettbewerb vorlegte, war den JurorInnen anzusehen. Ein so massives Aufrufen außerliterarischer Annahmen - schon im Titel eines Textes - war ihnen in den letzten Jahren lange nicht vorgekommen. Vor lauter Misstrauen, hier halte sie die Vorstufe auf einen geschickt placierten Bestseller in Händen, der mit einem explosiven politischen Thema spekuliere, kam die sonst so differenzierte schweizer Jurorin Ilma Rakusa nicht dazu, sich zu einem ästhetischen Urteil durchzuringen. Die Hohepriesterin der ästhetischen Avantgarde beließ es dabei, ihre ratlose "Skepsis gegen den Homo Politicus" zu artikulieren.

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