Können Griechen ihren € nicht selber drucken?

Grexit ist out. Stellen wir uns einmal vor, Griechenland würde über seine Nationalbank eigene Euroscheine drucken und sie in die Wirtschaft pumpen. Ein durchaus attraktiver Gedanke.

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Nichts anderes macht ja auch die EZB bereits im großen Stil. Wie Mario Draghi im letzten Monat bekannt gab, will die Zentralbank bis Ende September 2016 jeden Monat für 60 Milliarden Euro Staatsanleihen und andere „Wertpapiere“ aus den Euro-Ländern aufkaufen. Das Investitionsprogramm von Jean-Claude Junckers geht von gut 1,3 Billionen Euro aus. Und solange die sogenannten Geldwächter den Markt der Eurozone auch weiterhin mit Geld fluten, befindet sich der DAX nach wie vor auf dem Höhenflug.

Längst wissen wir aber, dass es sich bei dem sogenannten FIAT-Geld um Geld handelt, das aus dem Nichts und in unbegrenzter Höhe geschaffen wird. Es funktioniert so lange, wie die Mitglieder dieser Gesellschaft bereit sind, Waren und Dienstleistungen gegen dieses bedruckte Papier oder gegen die in den Systemen zirkulierenden Bits und Bytes zu tauschen. Auch sind wir uns darüber im Klaren, dass mit der Schaffung von Geld keine Leistung geschaffen wird. Geld kann – entgegen der Behauptung von Bankern – nicht arbeiten. Das können nur Menschen.

Heute sind unsere erfolgreichen Politiker und sonstigen Experten der Meinung, dass es intelligent und richtig sei, durch Beschluss erzeugtes Geld fast kostenlos den Banken zu überlassen, um es ihnen danach im Anschluss zu hohen Zinsen in Form von Staatsanleihen wieder zurückzukaufen.

Es ginge aber auch anders. Niemand könnte wohl verhindern, wenn Griechenland Euros ohne Herrn Draghis Zustimmung selbst erzeugen würde. Jeder Schein wäre gültig und müsste überall und von jedem innerhalb und außerhalb der EU akzeptiert werden. Nachteilig wäre es natürlich für die „Märkte“. Aber das Bedauern für diese staatlich sanktionierten Hasardeure dürfte sich bei den Bürgern Griechenlands in sehr engen Grenzen halten.

Wenn sich dann auch die weiteren Problemstaaten wie Portugal, Spanien, Italien und Frankreich entschließen würden, sich direkt ohne „Märkte“ bei ihren Nationalbanken zu finanzieren, könnten wir vielleicht endlich diesem munteren Treiben der Banken ein Ende bereiten.

Wie sagte schon Henry Ford: «Eigentlich ist es gut, dass die Menschen unser Banken- und Währungssystem nicht verstehen. Würden sie es nämlich, so hätten wir eine Revolution vor morgen früh.» Vielleicht hat der Mathematiker und Ökonom Varoufakis mit seiner ehrlichen Verweigerungshaltung sogar recht. Denn wenn selbst ein erfahrener Spieletheoretiker ein System nicht mehr logisch nachvollziehen kann, sollte man es gänzlich abschaffen. Insbesondere dann, wenn Menschen darin vorkommen. Wahre Demokratie kann man also noch immer von den Griechen lernen. Ein durchaus wertvoller Partner für Europa.

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Geschrieben von

initiative146

Die Initiative 146 wirbt für eine Verfassung in Deutschland und hat dazu bereits einen ausformulierten Verfassungsvorschlag ins Netz gestellt.

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