Welchen Wert haben unsere Werte eigentlich?

Covid-19. Der Bundestagspräsident sprach es aus. Menschenwürde als Deckmäntelchen und eine Art Sterbehilfe, um ein marktwirtschaftliches Gesundheitssystem aufrecht zu erhalten?

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Bereits lange vor Corona gab es in Großbritannien Überlegungen, bis zu welchen Krankheitskosten ein Patient im Alter x noch behandelt werden sollte. Der frühere CDU-Nachwuchspolitiker Philipp Mißfelder sprach sich im Jahre 2003 für eine deutliche Einschränkung der Leistungen bei der gesetzlichen Krankenversicherung aus: Die Sozialsysteme seien „nicht dafür zuständig, dass jeder Senior „fit für einen Rentner-Adventure-Urlaub“ sei. „Ich halte nichts davon, wenn 85-Jährige noch künstliche Hüftgelenke auf Kosten der Solidargemeinschaft bekommen“, sagte er seinerzeit. ,,Früher seien die Leute schließlich auch auf Krücken gelaufen“, erklärte er. Heute geht es nicht mehr um eine Hüfte, sondern um die Entscheidung, wer leben darf oder sterben muss.

Unser Wertesystem ist zutiefst pervers und viele seiner Nutznießer (auch Politiker in hohen Ämtern) profitieren von dieser Perversität. Sie können es sich leisten. Denn für sie gilt der Status eines Privatpatienten auf allerhöchstem Niveau im Bundeswehrkrankenhaus.

Die Art, wie wir Dienstleistungen, Waren und die Natur bewerten, haben wir uns jedoch selbst gegeben. Dieses System ist uns nicht von der Natur als physikalisches Gesetz übergestülpt worden. Warum sind uns gesellschaftlich „Zahlen“ wertvoller als Menschen und Natur? Der Staat oder wir als Gesellschaft machen „Schulden“ allein durch Definition. Wer zwingt uns als Gesellschaft diese definierten Schulden durch Arbeit oder Naturzerstörung „bezahlen“ oder „zurückzahlen“ zu müssen?

Niemand von uns muss wirklich den Rest seines Lebens für die Folgen von Corona, der Geldgier von Blackrock oder den Finanzspekulanten an den Börsen seine wertvolle Lebens- und Arbeitszeit vergeuden. Wenn wir zusammen Monopoly spielen, spielen wir nach vorher definierten Regeln. Ist das Spiel nach Auffassung der Teilnehmer zu Ende, heißt das aber nicht, dass wir die Regeln des Spiels in die Wirklichkeit transferieren. Angehäuftes Spielgeld, seien es Gewinne oder Schulden, übernehmen wir nicht in die Realität. Die eine Seite ist reales Leben und die andere ist eine Definition.

Wo ist also unser Problem? Neben der immer noch andauernden Umweltzerstörung existiert ein reales Virus, das uns bedroht. Damit müssen wir auch real fertig werden. Dazu müssen alle Register gezogen werden. Wir haben keinen Krieg. Nichts ist zerstört. Die bisherigen Marktbedingungen außer Kraft zu setzen und sämtliche Bereiche des Lebens nach dem gesamtgesellschaftlichen Nutzen auszurichten, wären nur Buchungsvorgänge. Dazu gehört auch das Bedingungslose Grundeinkommen als Basis künftiger Innovationen und Grundlage einer gänzlich anderen Wirtschaft.

Menschenwürde geht anders.

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Geschrieben von

initiative146

Die Initiative 146 wirbt für eine Verfassung in Deutschland und hat dazu bereits einen ausformulierten Verfassungsvorschlag ins Netz gestellt.

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