Tropisch goßzügiger Regen begießt das weite Land, dicke Tropfen fallen auf dicke Autos auf breiten, sich unendlich hinziehenden highways entlang der farbigen Wälder aus Schildern: auto repair, bird clinic, snake farm, snack bar, an überdimensionalen hot dogs vorbei, und die großen Tropfen waschen sie, waschen das ganze flache Land, das zerstückelt, eingezwängt ist hinter den Autobahnzäunen in privat, privat, doch die Tropfen gelangen dorthin und waschen alles gleich, gleichgültig gleich, sowohl die großen Kakteen als auch die wie Hangars riesigen shopping centers, sie waschen all das Große darin, den großen Propagandafriedhof für kleine Abtreibungsopfer, die mehrstöckigen Autogärten, wo Autos wie pflegeleichte Kinder abgegeben werden und geduldig warten auf ihre Besitzer, und diese kommen mit Bestimmtheit, schon bald, von dem gezuckerten Inhalt der riesigen papierenen Becher gesäugt und von den melonengroßen glänzenden Tomaten genährt, allseitsweich und üppig geworden, und so einen Augenblick lang nackt, wie sie so ungeschützt ohne Räder mit breiten, schweren Schritten auf ihre Autos zugehen, vorgebeugt, die riesige Körpermasse nach vorne verlagert, vor Sehnsucht gleich dem großen flachen Land den abgeflachten Hintern seiner Bestimmung, den Autositzen anzuvertrauen, sich endlich zu vereinen mit ihrem Einundalles, zu schlüpfen in die einzig zugelassene, unerlässliche Ausgangskleidung aus Blech, mannigfaltig bloß in Farbe und Form, und darin zu fahren, zu fahren entlang der länglichen Ferithäuser, die aufgestellt auf Sockeln zum Verkauf angeboten werden, zum take away und davonfahren. Alles ist hier zum Davonfahren. Wohin eigentlich? Down town ist menschenleeer, und jene, die dort umherschleichen, sind obdach- und autolos und daher menschenlos. Das ist ihr Los, nur -los, los.
Fahren wir also los, weiter, weiter an Joggern am Ufer des Colorado in Austin vorbei, Menschen, auf ihre Beine vertrauend, so einsam, dass die Kinderwagen vor sich herschieben und Hunde hinter sich herziehen, allesamt schweigsam, die Jogger auf ihre Walkmen konzentriert, zum monotonen Kreischen großer Vögel in noch blattlosen Bäumen vor dem Hintergrund der purpurroten Abenddämmerung, die hier brüsk einfällt, fahren wir weiter, los, dorthin, wo die Texaner sich dicht aneinanderdrängen, wo das texanische Volk noch und wieder ein Volk ist, laut werden darf, laut werden soll.
In San Antonio steht ein weißes rundes Gebäude, riesig wie ein Atomkraftwerk mit vier Türmen, ihre Spitzen flackern rot - Leuchttürmen gleich - in der großen, dunkel gewordenen Nässe und Weite, und aus Lautsprechern wird das Volk zusammengerufen, als riefe ein dicker Muezzin mit Cowboyhut die Gläubigen zur Andacht, ins geräumige Innere, wo schon die riesigsten schwarzen Männer des Landes, diese Krieger der Unterhaltung ihre Runden drehen, mit den allerlängsten Gliedern trippeln, hochspringen und den Ball in den Korb werfen, angespornt von schwingenden Beinen der beauties, der soeben weiblich gewordenen Wesen mit den texasweit geschweltesten Brüsten, so großzügig gefüllt mit Silikon, mit den landesweit größten lachenden Schmollmündern, mächtig geschminkt zum Cancan aus den saloons der Pionierzeit, um der Mächtigkeit und der Größe des Landes und der Spieler Ehre zu machen, die männlichen Pausen füllend, das Ritual des Stammes vollführend, auf der glatten Oberfläche des Spielfeldes tanzend, wo die Landkarte von Texas prangt und rot der Kuhschädel mit langen Hörnern, das texanische Wappentier leuchtet, unter riesigen US- und texanischen Fahnen, die vom gewölbten metallenen Himmel herunterhängen. Und in der Mitte dieses Himmels hängt ein Fernsehschirm, groß wie ein Haus und bewohnt von großen Worten: go, go, make noise, get loud, louder, louder, yeah, great game, great, und die vorfabrizierten Wörter vermischen sind in 25.000 Mündern mit fetten potatoes, noise, louder und louder, eine great revolution ist dieses Basketballspiel, Texas hat gesiegt gegen die Lakers aus Los Angeles, das Volk steht wie ein Mann, mit erhobenem rechten Arm, zwei gestreckte Finger ahmen die Hörner nach, huldigen der Kuh, vereint ist das Volk in der Geste und der Hymne, so great gehorsam, eine super sport show, und die winzigen Seelen klemmen noch mehr, verkriechen sich in den Schlaf, und der von big brother verordnete große Schlaf bedeckt das große Land, das unter den Tropfen und Rufen ruht, bewacht von farbigen Bildschirmen. Und wer ruft die auseinandertreibenden Reste des Geistes zusammen, um sich dort oben auf der Tribüne und unter auf den highways und zwischen mit Würsten und Limonade gefüllten Regal dem verabreichten Schlaftrunk entziehen?
Aus Lautsprechern ertönt nun eine väterliche Stimme zum Abschied: drive safely, drive home, good buy, und bis zur nächsten great revolution; an snake farms und snack bars vorbei, in gemächlichem Tempo, im Schlepptau des Lastwagens, der beladen mit Särgen dignity of life anpreist, nicht die Würde des Todes, um die lebenden Toten nicht aufzuscheuchen. Be quite Texas, quite. Good night.
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