Licht in der Höhle

Kampagnenkritik Weil es unser "gutes öffentliches Recht" ist, erklären uns ARD und ZDF mal ganz schnell in 60 Sekunden, wie gut sie uns die Welt erklären. Ein Strichmännchen zeigt den Weg

Die Welt ist ganz schön kompliziert geworden. Das will uns zumindest die ­aktuelle Werbekampagne Die Höhle von ARD und ZDF weismachen. Im dazu­gehörenden Animationsfilm lebt ein kleines Höhlenmännchen als Strichfigur in einer Wandmalerei und jagt Antilopen. Dann beginnt sich die Weltgeschichte um das Männchen herum zu entfalten. Es rollt das erste Rad, Feuer raucht und bald qualmen Fabriken, ­alles in der Optik der Höhlenmalerei.

Emsig rennt das kleine Männchen durch die sich immer schneller verändernde Geschichte. Es fliegt Ballon, fährt Auto und erschrickt vor der ersten erstrahlenden Glühbirne. Nur knapp eine Minute braucht es bis zur Gegenwart. „Oh, so schnell ist das alles passiert“, wollen uns die Öffentlich-Recht­lichen sagen, um uns wie verwirrte Höhlenmenschen am Ende des Spots an die Hand zu nehmen: „Die Welt wird immer komplexer. Deshalb erklären wir Politik, Wirtschaft und Kultur so, dass es jeder versteht.“ Zur Kampagne gehört auch eine Webseite mit einem Höhlenmännchen-Rätselspiel. Simple Aufgaben führen durch die Geschichte. Wenn man einen Stein und einen Strohhaufen anklickt, „entdeckt“ man so das Feuer. Ist ein Rätsel zu schwer, gibt es einen Link zu ZDF History – zum Beleg, dass es wirklich ARD und ZDF braucht, um die Welt zu erklären. In der Tat haben die Öffentlich-Rechtlichen einen Bildungsauftrag. Schön wäre es aber, wenn sie diesen ein bisschen ernster nehmen könnten. Die meisten Zuschauer dürften schließlich keine Angst vor Glühbirnen haben.

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