Den Niedergang zelebrieren: „Herr Aurich“ – Monika Marons kluge Parabel

Parteifunktionär Scharf, gallig, bitterkomisch: Auf 55 kurzen Seiten zelebriert Monika Maron bitterböse den Niedergang eines DDR-Parteifunktionärs. Mitgefühl mit „Herrn Aurich“ wird von der Autorin nicht ausgeschlossen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 10/2023
Monika Maron schreibt bitterböse
Monika Maron schreibt bitterböse

Foto: Imago / Gerhard Leber

„Der Kraftfahrer öffnete Herrn Aurich, der aus bekannten Gründen nur die hintere Sitzbank benutzte, die Wagentür, nahm Herrn Aurichs Aktentasche, überholte Herrn Aurich auf dem Weg zum Gartentor und öffnete es mit einem geübten Griff durch die Gitterstäbe, ehe Herr Aurich das Tor erreicht hatte.“ Viermal der Name in diesem ersten Satz, absichtsvoll nicht ersetzt durch „seine“, „ihn“ und „er“. Als ob die Autorin sich vor Herrn Aurich verbeugen wollte, in teuflischer Ironie. Denn sie weiß ja schon, was ihm blüht. Und auch wir ahnen, Hochmut kommt vor dem Fall: „Nachts erwachte Herr Aurich von einem brennenden Schmerz auf den Bronchien und würgender Übelkeit.“

Der Parteifunktion