Ein schwieriges Rollenbild

Schwiegermütter Unzählige Witze kursieren über sie. Sie sind - so scheint es - der natürliche Feind jeder Beziehung

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Schwiegermütter sind ein Problem. Jedefalls in der öffentlichen Wahrnehmung. Da heißt ein großer Kaktus "Schwiegermuttersitz" und wer in der Apotheke nach einer Schwiegermutter fragt, kriegt sowas:

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Schön ist das nicht.

Schwiegermütter tun immer dasselbe: Sie nörgeln von früh bis spät, mischen sich überall ein und verlangen, ja fordern uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Das ist das Klischee, welches unzählige Witze transportieren.

Es gibt, soweit ich das sehe, zwei Sorten von Schwiegermüttern: seine und ihre.

Seine Schwiegermutter ist nur dann problematisch, wenn das Paar nicht gut miteinander klar kommt. Dann nämlich ist die Schwiegermutter die natürliche Verbündete der Frau und verstärkt somit deren Partei in jeder Auseinandersetzung. Sind die beiden sich einig, ist seine Schwiegermutter kein Problem, im Zweifel steht das Paar dieser Frau geschlossen gegenüber und wehrt alle Angriffe gekonnt ab. Es gibt sogar Fälle, in denen sich der Partner mit seiner Schwiegermutter verbündet (hab ich gehört) - das macht Probleme anderer Art.

Ihre Schwiegermutter ist immer problematisch (also in der öffentlichen Wahrnehmung). Sie verlangt, dass die Schwiegertochter alles ganz genauso macht, wie sie es getan hat oder wie sie es tun würde. Sie kann sich gar nicht vorstellen, dass man auch anders glücklich sein kann. Der Konflikt ist umso heftiger, je größer die räumliche Nähe ist. Wohnen beide im gleichen Haus, kann das schon mal unerträglich werden.
Ihre Schwiegermutter ist ausgebildete Kinderärztin, Psychologin, Pädagogin, Stilberaterin, Hauswirtschafterin und Klatschkolummnistin, mindestens. Sie erzählt den Kindern, die Mama sei krank im Kopf, was zu wochenlangen Albträumen führt, steht unangemeldet und ohne klingeln im Hof, Wohn-, ja sogar Schlafzimmer, putzt, wäscht oder bügelt ungefragt, ... kurz: sie ist die Hölle. Dabei meint sie es - so sagt sie - doch nur gut und wahrscheinlich stimmt das sogar.

Seit Ewigkeiten scheint hier der Kampf der Generationen zu toben.

Sind das "nur" Einzelfälle? Und wenn ja, warum hält sich dann dieses Klischee so hartnäckig und wohl auch kulturübergreifend?

Ich kenne viel mehr Frauen, die mit Ihrer Schwiegermutter ganz prima zurecht kommen als solche, die nur Streß haben. Nur hört man davon so wenig. Das mag natürlich daran liegen, dass wir über Positives lange nicht so breit und ausführlich reden (und jammern) können wie über Negatives.

Auffällig ist aber, dass das ein reines Frauenthema zu sein scheint (ich lasse mich da gern belehren). Männer spielen nur insofern eine Rolle als von ihnen erwartet wird, sich als Partner vorbehaltlos auf die Seite ihrer Frau (und damit gegen die Mutter) zu stellen, was naturgemäß nicht immer gelingen kann.
Und die Schwiegerväter?
Was ist eigentlich mit denen? Die kommen gar nicht vor.

Es gibt die ekelhaften Schwiegermütter, ja, aber die sind ein kleiner Teil. Wir können uns die Schwiegermutter nicht aussuchen. Wir müssen mit den Karten spielen, die wir auf der Hand haben. Aber ich erlebe, dass das ziemlich oft ganz gut funktioniert.

Schwiegermütter sind in der Mehrzahl solidarisch und unterstützend und viel besser als ihr Ruf!

So, und jetzt warte ich mal zwanzig Jahre und vielleicht sehe ich das dann alles ganz anders ... und schreibe einen Blog über Schwiegertöchter...

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Ismene

Kein Mensch ist freiwillig schlecht.Aber es sind schon viele ganz komisch unterwegs.antigone@weibsvolk.org

Ismene

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