Mal angenommen, ich führe ein Hotel. Dann gelten in meinem Haus meine Regeln. Das ist so. Ich lasse nicht unter meinen Gästen abstimmen, ob sie das so wollen. Wenn ich also das Fluchen unterbinde, z.b. weil ich es einfach nicht möchte, dann ist das legitim und keine Zensur. Auch wenn ich bestimmte Meinungen nicht hören möchte. Ich kann das machen. Mein Haus.
Natürlich diskutiere ich über solche Dinge mit meinen Gästen, lasse mich überzeugen oder probiere mal was auch, aber es bleibt meine Entscheidung.
Wer mich besucht, muss auch mit meiner Einrichtung leben. Und wer nun mal blaßrosa Kacheln im Bad nicht mag, der kann mir das gern sagen, hat dann aber nur noch vier Möglichkeiten:
- Er nimmt das Blaßrosa einfach hin
- Er nörgelt ständig an meinen Kacheln rum, was unser Verhältnis nicht grade verbessern wird
- Er geht bei mir nicht mehr pinkeln
- Er kommt gar nicht mehr zu mir.
Wenn ich nun renoviere, frage ich vielleicht meine Gäste um Rat und erbitte Vorschläge. Ich bitte aber nicht um Anweisungen. Meine Gäste müssen damit leben, wie ich meine Räume gestaltet habe.
Da sagt dann hinterher vielleicht jemand, "das und das gefällt mir jetzt nicht so gut" oder "ich hätte das aber anders gemacht", aber es kommt wirklich keiner auf den Gedanken, mir zu sagen, jetzt kämen bestimmt viel weniger Gäste, weil die Messer jetzt nicht mehr links im Besteckkasten liegen und das Bild im Flur scheußlich ist. Es unterstellt mir auch niemand, ich wollte nicht, dass meine Gäste sich nicht mehr miteinander unterhielten, weil ich jetzt eine Trennwand eingebaut habe, wo sonst keine war. Noch nie hat jemand angekündigt "also, da du meine Hilfe nicht angenommen hast, komme ich jetzt auch nicht mehr!", nur um dann zwei Wochen später wieder zu schellen.
Meine Gäste kommen zu mir, weil es nett ist, weil sie interessante Menschen treffen, weil es bereichernde Diskussionen und manchmal einfach nur Rumgekasper gibt.
Und sie haben alle die Wahl wegzubleiben.
Vielleicht ist es ja bei Internetforen so ähnlich...
Kommentare 13
So lange du deine Beine unter meinen Tisch streckst ... beibt deine Meinung außen vor.
Ich sehe da einen gravierenden Unterschied:
Deine Wohnung gestaltest Du ja nun für Dich! Klar, schön wenn sich Gäste auch wohlfühlen, das bedenkt man schon mit, ich bin gerade umgezogen und kenne das.
Ein Internetforum sollte man aber nie nie und noch drei mal nie in erster Linie für sich selber gestalten, denn sonst braucht man eigentlich keins. Es geht ja nicht darum sich selber in dem Forum wohl zu fühlen, sonder vor allem einen Platz zu schaffen, der Publikum anzieht. Ich würde als Vergleich zum Internetforum daher eher ein Restaurant, ein Cafe oder ein Hotel wählen. Denn das ist ja auch in erster Linie für die Besucher da, auch wenn man als Restaurant-Besitzer natürlich seinen eigenen Stil, seine eigenen Regeln umsetzt. Aber an den Gästen vorbei sollte man das nicht machen, denn sonst ist beides schnell leer - Restaurant und Forum.
Einverstanden, Hotel oder Cafe oder sogar Ferienwohnung wäre der bessere Vergleich.
Vielleicht schreibe ich es noch um.
Sooo hart meine ich das nicht, aber in bestimmter Hinsicht, stimmt das natürlich schon.
Ich hab weniger gemeint "Meine Meinung steht fest, verwirre mich nicht durch Tatsachen", sondern mehr "Es gibt einfach auch Meinungen, die ich nicht tolerieren will."
Ich hab's ein bisschen geändert.
Erstens ist zwischen privat und öffentlich ein großer Unterschied. Und zweitens, wenn Sie zum kritisschen Austausch einladen, dann sollten Sie es auch akzeptieren, wenn es getan wird.
"(...) wenn Sie zum kritisschen Austausch einladen, dann sollten Sie es auch akzeptieren, wenn es getan wird ..."
"Sollte(n)" hat im Kapitalismus wenig Bedeutung. Da geht es meist um ganz andere Dinge, wie z.B. um
"kann ich den Verkaufswert einer Wochenzeitung dadurch erhöhen, dass ich eine, von potenziellen Käufern als "geschäftsschädigend" empfundene nervende und überwiegend aus überalterten Ostdeutschen bestehende sog. "Community" ausdünne?"
Zum Hausrecht:
Klar! Weder muss der Betreiber überhaupt ein Internet-Portal unterhalten (er kann es auch, ganz ohne Begründung, von heute auf morgen schließen), noch muss er sich rechtfertigen, wenn er zensiert, nicht veröffentlicht oder sperrt. Da is nix mit "freier Meinungsäußerung", die Blogger/Autoren sind geduldet, mehr nicht. Und ob eine "funktionierende" Community den Marktwert des Blattes steigert oder mindert, wird dem Eigentümer im Zweifelsfall vor dem Verkauf ein Controller mitteilen, den er engagiert hat.
Sozialismus, als Insel innerhalb eines kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems, nein, das ist eine Illusion. Noch nicht einmal die genossenschaftlich organisierte taz hat das geschafft. Und ... Augstein ist, durch Erbschaft, weiterhin Miteigentümer des SPIEGEL. Ob er nicht schon bald den Freitag wieder abstoßen wird, weil er ihm lästig geworden ist, bleibt abzuwarten.
Klassisches Beispiel für das Schönreden von Produktions- und Eigentumsverhältnissen = wer das Geld hat, bestimmt wo es lang geht und ja bitte keine Kritik daran.
Da mir leider das nötige Kleingeld fehlt, kann ich keine Zeitung herausgeben, sonst würde ich nicht kritisieren, sondern handeln.
So sind zwar die Dinge, Ismene.
Das Argument ist bürgerlich, besitzhaft, es argumentiert "zivilrechtlich".
Es mag zutreffen oder nicht.
Aber es ist ganz gewiss nicht links.
Nein, die Argumentationslogik ist keine linke und ich bin auch kein Verfechter des Satzes "Wer das Geld hat, hat die Macht und wer die Macht hat, hat das Recht." Es ist die Argumentationslogik, die greift. An Ende - selbst wenn jemand versucht, möglichst viele Menschen in Entscheidungen einzubinden - entscheidet der, der es kann.
Was ich aber interessant finde, ist die weitgehende Trennung von privat und öffentlich.
Ein Internetforum ist ja nicht nur öffentlich. Auch wenn da viele Menschen ihr Privates öffentlich machen (oft mehr als sie sich bewusst machen). Es ist ja in dem von Barshai beschriebenen Sinne eben privat (heißt das nicht ursprünglich "geraubt?). Und trotzdem argumentieren viele hier anders als bei "reinen" Privatangelegenheiten.
Wobei ich nicht finde, dass man nicht Kritik üben darf/soll/muss. Ich finde es nur hilfreich, sich über die Reichweite der eigenen Kritik im Klaren zu sein.
Dein Bild ist falsch. Es geht hier nicht um ein Einfamilienhaus, sondern eher um Clubräume, in dem sich Clubmitglieder versammeln, und die zur Renovierung anstehen. Der Club(-Vorstand und/oder -Besitzer) waltet auch da nach seinem Belieben, sollte aber weise genug sein, auf Ratschläge der Mitglieder zu hören, vor allem dann, wenn sich diese mit derlei Unterfangen auskennen. Barrierefreies Bauen, Innenarchitektur, Gestaltung sind so Themen bei Clubräumen wie auch bei Foren-Oberflächen und -Backends.
Noch nie hat jemand angekündigt "also, da du meine Hilfe nicht angenommen hast, komme ich jetzt auch nicht mehr!", nur um dann zwei Wochen später wieder zu schellen.
Ich bin mir sicher, mit diesem Satz meinst Du mich und meinen Kommentar im Herzlich Willkommen Thread. Deswegen antworte ich genau darauf.
Du weißt genau, daß meine Abstinenz von derFreitag mehrere Gründe hat, wobei das völlige Ignorieren meiner unentgeltlich angebotenen Hilfe (nicht mal ein "nee, laß man, wir wuppen das besser alleine" kam) nur einer ist, mein Hausverbot bzw. Sperre mit fadenscheiniger Begründung ein anderer. Es gibt noch mehr - die Sperre von Rahab, der Umgang mit Wolfram Heinrich z.B.
Es gibt noch mehr, das muß ich Dir nicht erzählen. In Summa: ich fühle mich hier in diesen Clubräumen nicht mehr wohl - was nicht heißt, daß ich nicht ab und zu ans Fenster komme um eine beißende, liebe- oder humorvolle Bemerkung loszuwerden.
Es hätte mir sehr viel Spaß gemacht, am Relaunch mitzuwirken, aber daß ich beleidigt sei, weil ich links liegen gelassen wurde? Was für ein Unsinn.
Q.
PS: Ja, ich weiß. Du hast es umgeschrieben, aber dabei doch nur "mein Haus" (oder so) durch "Hotel" ersetzt, ansonsten bleibt die AArgumentationslinie beim privaten Haus.
So, noch einmal zur Klarstellung: Ja, ich bleibe bei der Theorie vom Haus. Salon wäre vielleicht besser. Egal. Eine Internetpalttform ist nicht mit einem Hotel zu vergleichen. Denn da wird nix verkauft - kein Produkt, keine Dienstleistung. Auch nict mit einem Club - das setzte gemeinsame Interessen voraus, eine gemeinsamens Ziel und sowas wie Clubbeiträge. Gibt es auf Internetplattformen aber nicht. Es ging mir nicht darum, irgendetwas gut oder richtig zu heißen, nur darum zu sagen, wie es eben ist. Eine Analogie.
Und: ich habe niemanden persönlich gemeint. Wen jemand irgendein Stiefel passt, möge er ihn anlegen - ich habe nicht Mass genommen und wollte das auch nicht.
Wen sich jemand persönlich angegriffen oder beleidigt fühlt, so war das zu keinem Zeitpunkt meine Absicht und ich bitte hier um Vergebung für mögliche fahrlässig ungenaue oder unangemessene Formulierungen.
Liebe Grüße
Ismene