Mene Mene Tekel

Nachrichten Wohin ich schaue, wohin ich höre, überall nur schlechte Nachrichten. Es gibt aber Ausnahmen.

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Nur schlechte Nachrichten - heißt es - sind gute Nachrichten. Auf die Frage, was es nettes Neues gibt, ernte ich meist ein Achselzucken, bestenfalls ein "nichts", was ich natürlich schade finde.

Das mag daran liegen, dass wir uns in Wut, Ärger und Empörung viel leichter hinein steigern können als in Freude, Anerkennung und Bewunderung. Jedenfalls können wir über einen Mißstand locker viermal so lange reden wie über einen glücklichen Umstand (wenn wir ihn denn überhaupt zur Kenntnis nehmen).

Vielleicht liegt es ja auch daran, dass uns das Angenehme, Schöne und Hehre so schnell normal wird, dass wir es bald nicht mehr bemerken, während das Unzureichende und Ärgerliche immer gleich ins Auge fällt. Es fällt wahrscheinlich mehr auf.

Warum auch immer, die schlechten Nachrichten überwiegen überall. Nein, nicht überall. Es gibt Ausnahmen.

Einmal in der Woche erreichen uns zwei Druckerzeugnisse - völlig kostenlos übrigens - die (fast) keine schlechten Nachrichten enthalten.

Am Freitag Morgen ganz früh finde ich das Nachrichtenblatt der Gemeinde im Briefkasten und das ist genau das, was der Name schon sagt: ein Nachrichtenblatt (okay, es gibt auch Werbung, aber nur auf den letzten Seiten). Hier erfährt die geneigte Leserin was alles in der Gemeinde passieren wird, wer wie alt wird und wer wem wofür dankt. Nun mag ja nicht jeden die nächste Generalversammlung irgendeines Vereins interessieren, aber das Lesen lohn dennoch. Denn hier, und nur hier, findet sich auch der Fahrplan der Schulbusse und die Termine der ersten Elternabende, Gemeinderatssitzungen, Straßensperrungen, etc.

Im Verlaufe des Vormittags flattert dann der "Kaiserstühler Wochenbericht" ins Haus. Dieses Blatt besteht - gefühlt - zu zwei Dritteln aus Werbung und wird von uns liebevoll das "Jubelblatt" genannt. Hier finden sich Berichte über die wichtigen Ereignisse der letzten Woche. Nicht selten in epischer Breite wird da über runde Geburts- und Hochzeitstage, Feste, Sport- und Kulturereignisse berichtet. Die Themenauswahl ist recht subjektiv und die Lokalmatadoren - äh, -redakteure - alle schon in recht fortgeschrittenem Alter, was man dem Schreibstil oft deutlich anmerkt. Richtig Neues gibt es da natürlich nicht zu lesen, die Kinder schauen die Bilder an (es gibt recht viele) und finden jedesmal jemanden, den sie kennen - manchmal sind sie selbst drin... Aber noch nie habe ich ein kritisches Wort gelesen, manchmal ist von Problemen und Schwierigkeiten die Rede, von Fehlern, Ungeheuerlichkeiten oder Skandalen aber nie.

Nein, das ist nicht das, was ich als Informationsquelle will, aber ich gebe zu, ich genieße es allwöchentlich, mal nur nette Neuigkeiten zu lesen. Ich bin ja sicher, die gibt es überall, aber damit verkauft man eben keine Zeitung.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Ismene

Kein Mensch ist freiwillig schlecht.Aber es sind schon viele ganz komisch unterwegs.antigone@weibsvolk.org

Ismene

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