Ostwärts

Konzertbericht Blasmusik mal anders

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Eins vorweg: ich bin keine Konzertgängerin. Der Gedanke, mich in einer Menschenmenge auch nur aufzuhalten bereitet mir Unbehagen und es bedarf guter Gründe, das auch nur in Erwägung zu ziehen. Konzerte ohne feste Plätze gehen für mich sowieso nur draußen. Und selbst da meide ich Massenevents.

Bis vor wenigen Jahren war Blasmusik für mich Polka und Marschmusik, Fanfarenzug und Schützenfest. Bigband vielleicht noch, aber nee, nicht wirklich. Und obwohl ich als Kind zwei Musikinstrumente zu spielen gelernt hatte, liegt mein musikalischer Sachverstand nur ganz knapp oberhalb der Wasseroberfläche, was mir zunehmend bewusst wird, seit meine Kinder musizieren und sich der Mann meines Herzens wieder aktiv seiner Trompete zugewandt hat.

Ich weiß nicht warum, aber in dieser Gegend wird viel musiziert und es sind überwiegend Bläser. Jedes Dorf unserer Gemeinde hat seine eigene Musik. Ein offensichtlich gemeinschaftsstiftendes Element. Wobei Qualitätsunterschiede selbst für mich erkennbar sind. Die heimische Winzerkapelle Oberbergen bildet dabei eindeutig die Spitze der Bewegung.

Plötzlich nimmt mein Kind nicht mehr an einem Vorspiel teil, sondern an einem Konzert und das heißt für die pflichtbewusste Mama: hingehen und toll finden. Naja.

Nun aber ist auch der Mann wieder Teil der Musik und das heißt für die Frau nicht nur hingehen und toll finden, sondern auch mithelfen (interessanterweise arbeiten die Männer immer im Weinverkauf und die Frauen immer in der Küche. Beim letzteren gibt's auch keine Ausnahmen). In diesem Jahr gab es kein Pardon, da spielte der Mann meines Herzens mit. Man muss allerdings sagen, dass der Anspruch dieser Winzerkapelle schon ungewöhnlich hoch ist. Man bewegt sich da durchaus im semiprofessionellen Bereich.

Nein, Blasmusik hat mich nicht interessiert und Trompeteüben ist - auch für den Rest der Familie - nicht immer schön. Das Konzert aber - mit dem Titel "ostwärts" - das war beeindruckend. Ich hätte vorher wirklich nicht vermutet, dass Bläser auch mehr können als das Volksfest-Rumtatta oder die jazzigen Sounds. Hier nun gab es japanische Werke, Klezmer, orientalisch anmutende Weisen in einer klanglichen Fülle, die mich schwer beeindruckt. Allein Titel wie "Pax romana" oder "Ikaruga" löst ja schon Phantasien aus.

In einer riesigen Besetzung war von ganz leise bis furios laut alles dabei. Von den geübten Melodien aus dem heimischen Wohnzimmer konnte ich nur wenige wiederfinden - war halt auch die zweite oder dritte Stimme. Beeindruckend auch die Arbeit der Jugendkapelle, die den Konzertauftakt bildete.

Mir fehlt der musikalische Sachverstand, das Gehörte in angemessene Worte zu fassen, aber: das war ein Erlebnis! Schade nur, dass es immer nur zweimal gespielt wird.

Welches Konzert war das erste Konzert?

UZ-Pressefest in Duisburg Wedau mit Miriam Makeba (oder?). Das war in den 80igern, als man das Taschengeld noch sparte, um sich mit grauenhaften Nicaragua-Kaffee den Magen zu verderben.

Welches Konzert war (mit) das unvergesslichste Konzert?

Ein Banjo-Konzert in einer Burgruine in der Nähe von Unna. Ich erinnere mich weder an die Künsteler noch an den genauen Ort, aber es war umwerfend - vielleicht war ich aber auch nur sehr frisch verschossen, wer kann das schon sagen?

Welches Konzert wollte ich immer schon erleben?

Keins. Ich gehe immer nur, weil ich sollte oder jemand mich mitnimmt. Mittlerweile vielleicht das Konzert, das mein schlagzeugverrücktes Kind mal gibt, das schon jetzt auf allem trommelt, was nicht wegläuft und in zwei Jahren wahrscheinlich macht wie das Tier aus der Muppetshow...

Danke doimlinque für Idee und Organisation (und dafür mich zu einem Thema getrieben zu haben, das ich sonst nie in Angriff genommen hätte).

Danke an abghoul, Diander, Tlacuache, Harbob, Anchesa, Oi2503, SuzieQ und Goedzak für die Vorlagen.

Alles hier nachzulesen "Konzertberichte" (danke an Goedzak, von dem ich den link geklaut hab, weil ich das von Hand nicht hingekriegt habe).

Töröööö

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Ismene

Kein Mensch ist freiwillig schlecht.Aber es sind schon viele ganz komisch unterwegs.antigone@weibsvolk.org

Ismene

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden