Respektvoll miteinander umgehen statt "irgendwie" reden

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Ich gebe es zu, ich lese nicht alles, was sich hier findet, aber doch eine ganze Menge. Und ich bin - vorsichtig formuliert - sehr irritiert darüber, welche Tonart in einigen Kommentaren vorherrscht.

Das wird es sehr schnell persönlich, zuweilen beleidigend und manchmal verschwindet der Inhalt im Hintergrund oder geht gleich ganz verloren.

Schade eigentlich! Und überflüssig.

Ich kann mir gut vorstellen, wie wütend und verletzt manch einer oder eine sein muss nach dem Lesen einiger Kommentare. Auch ich reg mich auf, grade wenn's rassistisch oder faschistisch wird oder zu werden droht. Trotzdem finde ich es wichtig, respektvoll miteinander umzugehen. Aus mehreren Gründen.

Respekt kommt meiner Meinung nach jedem zu, egal wie sehr ich mich über ihn ärgere oder wie falsch ich ihre Meinung finde (oder sie auch ist). Wenn das kein Grundkonsens ist, ist eine fruchtbare Diskussion, ein Ringen um Positionen doch gar nicht möglich. Dann geht es um Selbstdarstellung.

Manches ist oft gar nicht so gemeint, wie es beim Leser oder der Leserin ankommt - das ist eben der Nachteil dieser Form der Kommunikation. Da muss ich nicht gleich mit schweren Geschützen kommen und dem Schreiber oder der Schreiberin irgendwas unterstellen. Nachfragen könnte als eine erste Reaktion sinnvoll sein.

Jemanden persönlich anzugreifen, ist aus meiner Sicht unakzeptabel. Das verpflichtet mich persönlich allerdings auch, dasselbe zu unterlassen (auch als Reaktion auf einen Angriff). Ich jedenfalls möchte mit andern ins Gespräch kommen, überzeugen und mich überzeugen lassen. Dafür ist ein respektvoller Umgang mit den anderen Voraussetzung.

Man mag argumentieren, dass allein der Inhalt zähle, die Wortwahl aber unwichtig sei. Das sehe ich anders. Die Art und Weise, in der ich mit anderen rede, drückt auch aus, was ich von ihnen halte. Ich muss sie nicht mögen, ich kann ihre Meinung falsch oder unsinnig finden, aber wenigstens in der ersten Reaktion bin ich ihnen Respekt schuldig. Ich kann doch nicht gegen Rassismus argumentieren und einen anderen sprachlich behandeln als sei er oder sie minderwertig.

Ich jedenfalls wäre froh und dankbar für ein wenig mehr sprachliche Sorgfalt an einigen Stellen. Ich nehme mich an keiner Stelle aus und will auch niemanden persönlich angehen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Ismene

Kein Mensch ist freiwillig schlecht.Aber es sind schon viele ganz komisch unterwegs.antigone@weibsvolk.org

Ismene

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